In den Süden ans Meer, wo der Pfeffer wächst
29 01 2017Als wir erfuhren, dass es einen Nachtbus von Siem Reap in den Süden gibt, erkundigten wir uns nach Preis und Ausstattung und das sah wirklich ganz gut aus. Für 20$ kann man in einer eigenen – durch Vorhang getrennten – Kabine mit einem Doppelbett und Bettwäsche durchs ganze Land fahren, so dachten wir. Wir wurden von einem klapprigen Minivan aus dem Hotel abgeholt und zur “Busstation” gebracht. Als wir dort die Wellblechverschläge sahen, die als Klos dienten, kamen erste Zweifel auf. Wir stiegen in den Bus ein, bekamen unseren Platz zugewiesen und stellten fest, dass die Vorhänge fehlten und wir auf der blanken Matratze des Vorgängers schlafen mussten. Noch zwei Polyamiddecken und das war’s mit dem Service. Der Bus zuckelte schließlich mit über einer Stunde Verspätung durch die nächtliche Landschaft und irgendwann schliefen wir dann ganz gut….um morgens gegen halb sechs etwas unsanft aufgeweckt zu werden: “Der Bus endet hier in Phnom Penh, alle aussteigen. Change Bus!” Leider konnte uns keiner sagen, wo und wie es weiter gehen sollte. Also warteten wir und Thomas erkundete in der Morgendämmerung die umliegenden Straßen. Kinder, die auf dem Boden sitzend Kokosnüsse aushöhlen, Marktstände mit Suppentöpfen auf offenem Feuer, jede Menge Mopeds und Müll. Und mitten in dem Chaos eine moderne französische Bäckerei (Tous le jours) mit allem, was man auch in Paris kaufen könnte. Ausgestattet mit Cappuccino und frischen Croissants erfuhren wir dann auch, dass es um 8 Uhr weiter gehen sollte nach Kep, einer alten Kolonialstadt am Meer. Mit dem Tuktuk wurden wir zu einer anderen Busstation neben einem Markt gebracht und dann mussten wir noch eine wuselige sechsspurige Straße voller Mopeds und einer Mittelbarriere aus Beton überqueren (ging eigentlich ganz einfach) um schließlich in unseren neuen Bus zu steigen. Hier ein paar Bilder von diesem Abenteuer:
Angekommen in Kep gingen wir direkt zu unserem Hotel, das glücklicherweise direkt neben dem Crab-Market lag. Dort erlebten wir dann einen kulinarischen Höhepunkt der Reise: Frisch und lebendig aus dem Meer geholte Krebse und Krabben in einer Kampotpfeffersoße – ein Gaumenschmaus allererster Güte!
Nach einem Spaziergang durch die nicht so attraktive Stadt, die überwiegend von kambodschanischen Urlaubern besucht wird, fand Thomas dann zu allem Glück noch einen Verleih von Standup-Paddleboards und schipperte selig in der Sonnenuntergangsstimmung zwischen Fischmarkt, Palmen und Mangroven übers spiegelglatte Meer. Und die Sonnenuntergänge hier sind fantastisch….
Am nächsten Tag ging es weiter, denn wir wollten endlich mal auf eine Insel und dann auch ein paar Tage bleiben. Unsere Wahl fiel auf Koh Rong, vor allem, weil wir da eine nette Holzhütte im Khmer-Stil vorbuchen konnten, die nicht, wie viele andere, total überteuert war. Die Fährüberfahrt war noch sehr wellig und erinnerte an frühere Gomerafähren, doch schließlich kamen wir in einem kleinen Paradies (allerdings touristisch schon ziemlich entwickelt) an, wie man es sich eigentlich wünscht: kristallklares Meer, lange, blendend weiße Sandstrände und dazu Bungalows und Restaurants zu vernünftigen Preisen. In unserem “Tree House Resort” verbrachten wir die nächsten 5 Tage viel Zeit, ließen uns Fisch und Meeresfrüchte grillen oder Curries bringen und spülten alles mit dem einen oder anderen Weinchen oder eiskaltem Angkor-Bier hinunter. Der Besitzer und ein Kellner sind Türken, der Koch Israeli und ein paar junge, russische Backpacker unterstützen die Khmer-Frauen beim Housekeeping – was es nicht alles gibt……
Beim einzigen Ausflug auf der Insel nahmen wir am letzten Nachmittag ein Wassertaxi zum Longbeach, wo wir mit Martin und Heike (nette Bungalownachbarn aus dem Ruhrpott) einen schönen Sonnenuntergang mit Schwimmen und Klang(Elefant)-Bier genießen konnten, bevor es wieder zurück zum Resort ging.
Vor der Abreise bekamen wir noch einen guten Einblick in die einheimische Kultur, denn die chinesisch-stämmige Familie des Besitzers bereitete einen Opferaltar anlässlich des Neujahrsfestes vor. Mit großer Hingabe wurden der Aufbau im Gastraum des Restaurants betrieben und unter Anzünden von Räucherstäbchen schließlich Gebete gesprochen.
Schließlich legten wir ab und kamen kurz darauf an einem Strand von Sihanoukville namens Otres an. Dort verbrachten wir zwei Tage, genossen die Sonnenuntergänge, Frühstück im französischen Hostel nebenan und wieder ganz leckeres Essen immer mit gechillter Musik im Hintergrund und Blick aufs Meer. Allerdings dominiert in allen unbebauten Ecken der Stadt der Müll und die Hygienestandards sind allgemein niedrig.
Und zwischendrin immer mal ne Kuh oder ein Wasserbüffel:
Am letzten Abend ging es hoch her im Hotel, denn die China-Kambodschaner, denen die Anlage gehört, feierten ordentlich Neujahr und so mussten wir einige Bierchen und lecker gegrillte Meeresfrüchte mit ihnen zusammen vernichten - so gehört sich das an diesem Feiertag.
Nun sitzen wir im Flieger, sind problemlos ausgereist und nachher werden wir in Hanoi wahrscheinlich ein paar Röllchen oder ne Nudelsuppe essen, aber das wird dann wieder eine andere Geschichte….Zunächst mal heißt es “Good night Cambodia and good morning Vietnam!”
Und für alle natürlich viel Glück im neuen chinesischen Jahr (Jahr des Feuerhahnes)!