Baja California, Mexiko

16 04 2023

15.3. – 26..3.

 

Mit Ron’s 17 Jahre allem Nissan, ausgestattet mit Dachbox und Kühltruhe und Lebensmitteln von Trader Joe, machten wir uns morgens auf den Weg.  Fuhren über Calexico nach Mexicali und erlebten an der Grenze die erste Überraschung: wir wurden einfach durchgewunken, ohne Passkontrolle und Touristenvisa (kostet normalerweise 22€) fuhren wir einfach rüber und sahen sofort den Kontrast zwischen den beiden Ländern. Neben den Straßen einfache Häuser,  unbefestigte Gehwege, farbenfrohe Schilder. Wir lernten schnell, dass die Zeichen für Peso und Dollar gleich sind ($), denn es war unvorstellbar,  dass ein Hotel am Straßenrand 350 Dollar kostet. Stattdessen sind es nur 20 😄.

Unser erstes Ziel war eine Siedlung etwas nördlich von San Felipe, gelegen am Golf von Kalifornien, der hier Sea of Cortez genannt wird, quasi die Ostküste von Baja. Unsere Unterkunft war zwar wenig gepflegt(kein TLC= Tender Love Care),  aber dafür sehr amerikanisch eingerichtet und bequem. Von der Dachterrasse hatte man fantastische Blicke über die Wüste, Berge und das Meer. Die Siedlung verfügt über einen tollen 25m Pool und Hottub, wo wir schön entspannen konnten. Ganz besonders war die Atmosphäre am Strand,  denn die Kilometer von weißem Sand waren fast nur für uns reserviert. Das Meer war hier viel zu flach und auch noch zu kalt zum Schwimmen,  aber die langen Spaziergänge mit Beobachtung von tausenden Wasservögel waren sehr spektakulär. In der Stadt selbst konnten wir uns langsam an die Gepflogenheiten im Land gewöhnen, aßen zwei Mal hervorragende Meeresfrüchte und Tacos, tranken billiges Bier und waren etwas enttäuscht,  als wir feststellten, dass der heiße Club des Ortes (Rockadile, wäre ein toller Name für ne Oldie-Band) auf eine wesentlich jüngere Zielgruppe ausgerichtet ist. Bevor es richtig losging, waren wir schon im Bettchen…🤦.

 

Abends spielten wir Quirkle und tranken mitgebrachten Wein vom TJ. Besondere Attraktionen der Gegend sind das Herumfahren mit Offroad-Fahrzeugen in der Wüste und am Strand und entsprechende Autorennen, die aber zum Glück erst 2 Wochen nach unserem Aufenthalt stattfinden sollten. Schon komisch, was manche Menschen als Vergnügen in der Wüste empfinden.

Nach drei Tagen ging es weiter, vorbei an den heißen Quellen von Puertocitos, gottverlassen und für 25$ viel zu teuer, zum einzigen Restaurant in der ganzen Gegend,  wo wir mit Huevos Rancheros verwöhnt wurden und gut gestärkt durch eine der tollsten Landschaften gefahren sind,  die wir je gesehen haben. Wir nennen es einfach mal Kaktuswunderland! Blühende Wüste mit Millionen von Kakteen verschiedenster Art und hunderte Kilometer ohne Besiedlung.  Eine fantastische Erfahrung, bei der man gar nicht aufhören konnte zu staunen.

Bei der Ankunft in Bahia de Los Angeles ging die Kaktuslandschaft in dunkelblaues Meer über und die roten Felsen der umliegenden Inseln gaben einen guten Kontrast dazu ab.

Wir bezogen unser Häuschen mit der Besonderheit,  dass die Sitzgelegenheiten um die Feuerstelle aus Walknochen bestanden. Von dem Hügel aus gab es fantastische Sonnenaufgänge zu bestaunen.

 

Auch hier konnten wir schöne Strandspaziergänge machen und einmal den Fischern dabei zusehen,  wie sie ihren Fang (Oktopus) gegen hunderte von Wasservögel verteidigten.

Ein guter Platz war das Café Siete Filos, die auch wunderbare Häuser direkt am Meer vermieten (und der einzige Ort mit Internet,  sonst gab es in der ganzen Gegend keinen Empfang).

Bei unserer Abreise kippte das Wetter und wir fuhren bei strömenden Regen und Eiseskälte erneut durch die vielen Kakteen,  sahen noch einige Wildpferde und hatten ein denkwürdiges Frühstück bei einem sehr netten Einsiedler, der wirklich gastfreundlich war und uns zu Ehren ein Feuer machte.

Nach unserer Stärkung mit Eiern und Bohnen fuhren wir weiter und kamen spätnachmittags in Ensenada an. Hier gab es eine kleine Enttäuschung,  denn unser Haus,  das nur über einen schwierigen, schlammigen Anstieg zu erreichen war, war leider nicht richtig für unsere Ankunft vorbereitet. Der anhaltende Regen hatte die Terasse überflutet und quasi unbenutzbar gemacht. Wir beschlossen,  umzubuchen und blieben nur eine Nacht.  Ensenada ist touristisch auf amerikanische Besucher von Kreuzfahrtschiffen und Medizintouristen ausgerichtet und bietet entsprechend den ganzen Kitsch mit Souvenirs und lauten Bars, alles, was wir nicht so mögen. Zum Glück hatten wir von unseren mexikanischen Bekannten aus Costa Rica den Tipp bekommen,  Tacos bei La Guererense zu essen,  das war wirklich außergewöhnlich. Von Seeigel, Muscheln, Pulpo über Gambas und verschiedene Fische basteln sie alles auf die knusprigen Fladen, die man schwelgend verspeist. Gut gestärkt erreichten wir nach einer knappen Stunde das Top-Weinanbaugebiet Mexikos, das Valle de Guadalupe. Dort einen Überblick zu bekommen schien ziemlich schwer, so beschlossen wir kurzerhand bei L.A. Cetto eine Tour mit Weinprobe zu machen und bekamen so einen guten Einblick, denn schließlich stellen sie hier mehr als die Hälfte des mexikanischen Weines her. Um es kurz zu sagen: es war nicht der beste Wein, den wir bisher getrunken haben.  Aber die Veranstaltung war nett und wir zogen schließlich mit ner Kiste Wein davon, um abends in unser neues Domizil in Rosarito einzuchecken.

Hier hatten wir nun wieder amerikanischen Standard,  ein Apartment mit Meeresblick,  Indoor und Outdoor Pool mit Jacuzzi, Fitnessraum mit Blick auf den Strand. Sehr zum Wohlfühlen.

Wir kochten meistens in der tollen Küche und machten noch einen Ausflug nach Puerto Nuevo,  der „Hummerhauptstadt“, wo wir in der Casa de la Langosta geschmolzene Butter über das köstliche Fleisch gossen und das Ganze dann in einen Tortillafladen wickelten (bei Bedarf mit Bohnen und Reis). Mit Mariachimusik in den Straßen kommt man hier der Vorstellung einer heilen mexikanischen Welt näher, wohlwissend,  dass alles nur dazu dient,  Touristen anzulocken.

Nach 4 Nächten hatten wir keine richtige Idee mehr und waren bereit, wieder nach Palm Springs zu fahren und nach einem 3-stündigen Stau an der Grenze kamen wir dann in der amerikanischen Welt an,  die uns nach diesem Kontrast noch luxuriöser und wohlgeordneter erschien als sonst. Nie zuvorhatten wir an einer Grenze so viel Armut gesehen. Bettelnde Frauen mit Kindern, Behinderte mit und ohne Rollstuhl, Väter, die ihre schwer geistig behinderten Söhne zur Schau stellten – man versteht sehr gut, dass alle nach Californien wollen.

 

 

An der Grenze gab es wie überall in Mexiko sehr hässliche Souvenirs