Im Norden Vietnams–Vom wuseligen Hanoi in die Naturschönheit von Ha Long Bay

7 02 2017

Nach einem unaufgeregten Flug von Sihanoukville im Süden Kambodschas mit Zwischenlandung in Siem Reap erreichten wir abends den Flughafen von Hanoi. Unsere Unterkunft in der Altstadt hatten wir über Airbnb gebucht und praktischerweise war eine Abholung vom Flughafen vom Besitzer Luan arrangiert worden. Das war nur der erste Schritt einer Kette von Buchungen über sein kleines Reisebüro, die unsere Reise hier sehr unkompliziert und bequem machen sollten. Die Taxifahrt brachte uns über 6-spurige Autobahnen und beeindruckende, beleuchtete Brücken (über den Roten Fluss) in die wuselige Altstadt von Hanoi, in der wir insgesamt 6 Nächte verbringen würden und bis zum Schluss aus dem Staunen nicht rauskommen sollten.

Der erste Weg nach dem Einchecken führte uns vorbei an der St. Josephs-Kathedrale, in der regelmäßig Messen abgehalten werden, in eine moderne Kneipe namens “The Church”. Dort aßen wir hervorragende Suppen und hatten unser erstes (überteuertes, für 2€) Hanoi Bier, bevor wir durch Moped-Chaos und Suppenküchen auf den Bürgersteigen durch die im Kolonialstil erbauten Häuserzeilen bummelten.

An den anderen Abenden erweiterten wir immer mehr unseren Radius und  drangen schon bald an die sogenannte Beer-Corner vor, an der jeden Abend mindestens so viel los ist wie auf dem Museumsuferfest in Frankfurt. Der Unterschied ist allerdings, dass mitten in den kleinen Gassen, in denen die Leute auf kleinen Stühlchen an kleinen Tischchen sitzen und Bier in der Preisspanne zwischen 0,25 und 0,90€ trinken, reger Verkehr herrscht. Touristenbusse,  dicke Geländewagen, Rikschas und Mopeds in allen Formen und Farben (sogar elektrische) fahren im Schneckentempo an den Menschenmengen vorüber und zwar in alle Richtungen ohne Einbahnstraßenregelung! Zwischendrin tauchen dann Luftballon- , Obst-, Souvenir- Bier(!)- oder Eisverkäufer auf, die dann mitten auf der Straßenkreuzung ihren Geschäften nachgehen und die Fahrzeuge somit zum Kreisverkehr zwingen. Was natürlich für unsere Breitengrade unvorstellbar  wäre: Das Ganze geht ohne Schimpfen und böse Blicke vor sich, ist nur begleitet von rituellem Hupen und ein bisschen Drängelei, worüber sich dann auch keiner aufregt. Als Fußgänger in Hanoi überquert man jede noch so breite und bevölkerte Straße überall und zu jeder Zeit – einfach laufen, die anderen im Blick behalten und dann klappt es ohne Probleme. Wir haben in der gesamten Zeit dort keinen einzigen Unfall und keinen Kontakt zwischen zwei Verkehrsteilnehmern gesehen. Verblüffend ist natürlich auch die Nutzung der Mopeds und Roller. Bis zu 5 Personen, schlafende Babys, Kühlschränke oder anderes elektronische Equipment, bis zu 10 Bierkästen oder 5 Bierfässern, Hühner in Käfigen, riesige Blumenarrangements und vieles mehr haben wir im Trubel hier auf Zweirädern entdecken können.

Die Kinder üben schon früh und beginnen mit 2-3 Jahren auf Elektroautos durch die am Wochenende gesperrten Straßen zu düsen.

Hier eine kleine Zusammenstellung der optischen Eindrücke in der Stadt, die Geräusche und Gerüche muss man sich dazu halt vorstellen.

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Unser Aufenthalt stand ganz im Zeichen des Tet-Festes (vietnamesisches Neujahr) und so wurden die Tempelbesuche zu besonderen Ereignissen, da man sich immer dichtgedrängt unter Einheimischen befand, die ihre Opfergaben (Blumen, Geld, Kuchen, aber auch Fische und Schildkröten, denen man die Freiheit schenkt) niederlegten und um ihr Glück im neuen Jahr beteten. Die Kinder waren schick herausgeputzt und alles wurde tausendfach auf Handyfotos festgehalten. So entstand eine Stimmung irgendwo zwischen Andacht und Jahrmarkt. Wohl kaum nötig zu erwähnen, dass es in Hanoi hunderte von Tempeln gibt……

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Insgesamt herrscht eine sehr lebendige Stimmung in der Stadt. Wir haben viele Menschen jeden Alters gesehen, die ihr Leben und ihre Stadt zu genießen scheinen, trotz auch bestehender Armut und vielen Unzulänglichkeiten. Die Vietnamesen kümmern sich liebevoll um ihre Kinder – an vielen Stellen kann man sehen, dass den Kleinen eine schöne Kindheit ermöglicht wird.

Insgesamt machten wir zwei bemerkenswerte Ausflüge in die Umgebung von Hanoi. Ungefähr 100 km südlich (3 Std. im Bus) liegt die Stadt Ninh Binh, Eingangstor zu einer Landschaft, die aus üppig-grüner Natur und Reisfeldern besteht und aus der erstaunlich hohe Kalkfelsen in verschiedensten Formationen herausragen. Man erkundet die Gegend am besten mit einer Flussfahrt auf einem traditionellen Ruderboot, das mit den Füßen bewegt wird. Die Illusion eines friedlichen Gleitens durch unberührte Natur wird einem auf mehrfache Art geraubt: Neben dem ziemlichen Andrang (auch einheimischer) Touristen hat man sich nicht gescheut, unter anderem Zementfabriken zwischen die Felsen zu platzieren. Unser Ausflug führte uns in ein nettes Hotel in Tam Coc (drei Höhlen), so genannt, weil der Fluss auch unter den Kalkfelsen hindurch führt und man im Ruderboot schon mal den Kopf einziehen muss. Es ist sehr ländlich hier, die Hühner gackern und man ist umgeben von üppiger Vegetation.

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Tags darauf mieteten wir uns einen Roller, um einige Tempel in der Umgebung zu erkunden. Es herrschte immer noch Feiertagsstimmung und so fuhren wir im Konvoi mit abertausenden Mopeds nach Bai Dinh, der größten Tempelanlage Südostasiens, erst in den 2000er Jahren erbaut und ca. 30km von unserem Hotel entfernt. Beeindruckend war schon der Parkplatz, auf dem es uns später tatsächlich gelang, unser Fahrzeug wiederzufinden. Im Tempel selbst waren 500 übergroße Statuen von erleuchteten Mönchen in einer Reihe aufgestellt, flankiert von jeweils 25 goldenen Buddhas im Hintergrund. Die Haupttempel beherbergen riesige Glocken, große goldene Buddhafiguren mit prächtigen Verzierungen, des weiteren Tempelwächter, Königsfiguren, Tierabbildungen und überbordende Ornamente, meistens in Gold oder rotgefärbtem Holz gehalten. Wir schätzen, dass an diesem Tag zwischen 100000 und 200000 Menschen anwesend waren und das Verrückteste: Außer uns beiden scheinen sich nur Asiaten in der Anlage aufgehalten zu haben. Die jüngeren waren oft sehr kontaktfreudig und wollten gerne Handyfotos mit uns machen oder ihre Englischkenntnisse (oft sehr begrenzt) anwenden. So hatten wir einen sehr unterhaltsamen Vormittag, auch wieder mit leichter Jahrmarktsstimmung aber gleichzeitig hoher Religiosität. Zum Eingang wurde man übrigens mit kleinen Elektrobussen gebracht, die in einer nicht enden wollenden Lawine an den Pforten vorbeifuhren.

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Auf dem Rückweg fuhren wir durch Reisfelder, die gerade bestellt wurden,  und kamen an interessanten Essensständen vorbei – Spezialität der Gegend!

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Lecker, Ziegenfleisch mit Zitronengras, Chilli und Sesam!

Danach hatten wir noch ein wenig Zeit, einen Höhlentempel (Bich Dong Pagode) zu besichtigen, bevor es wieder in den Bus zurück nach Hanoi ging. Dieser Tempel erstreckte sich über verschiedene Etagen, verbunden durch Treppengänge und Höhlenverbindungen. Durch Weihrauch und bizarre Felsformationen breitete sich hier eine mystische Atmosphäre aus. Einsam war es allerdings auch nicht, obwohl wir nach einiger Wartezeit unsere Bilder fast ohne andere Besucher machen konnten.

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Nach einem weiteren Abend in der Altstadt von Hanoi und dem Besuch eines hervorragenden italienischen Restaurants (Mediterraneo an der Kathedrale – beste Nudeln Asiens!) wurden wir am nächsten Morgen um 8 Uhr abgeholt um unsere 3- tägige Bootstour durch die weltberühmte Ha Long Bay, eines der 7 Weltwunder, zu starten. Hier ragen die Kalkfelsen nicht aus den Feldern, sondern als Inseln aus dem Meer. Es sind insgesamt fast 2000, mal von Urwald überwuchert, mal ziemlich “nackt”, was der gesamten Landschaft, durch die wir  auf unserem Holzboot tuckerten, einen anmutigen und bezaubernden Charme verleiht. Wir hatten uns für die “Stellar” entschieden, ein luxuriöses Boot, auf dem wir mit bodentiefen Fenstern und schickem Schlafzimmer mit Bad nichts von der wunderbaren Szenerie verpassten. Essen an Bord war vielfältig und sehr schmackhaft, vor allem bestimmt durch Fisch und Meeresfrüchte. Unvergesslich die Steamed Prawns, bei denen der Koch für alle zauberte. Ausflüge vom Schiff beinhalteten Höhlen, Kayakfahrten und Schwimmstopps bei leider nicht ganz warmen Temperaturen. An Bord gab es noch Tai Chi vor dem Frühstück und einen Kochkurs für vietnamesische Frühlingsrollen. Alles in allem eine tolle Erfahrung, die wir wahrscheinlich nur einmal in unserem Leben machten, da es noch ähnliche Buchten in Vietnam gibt, die bei weitem nicht so touristisch entwickelt sind. Und bedenklich ist die Entwicklung hier schon, wenn man erfährt, dass in der Bucht täglich über 500 Schiffe unterwegs sind, die mehr als 10000 Menschen durch die zunehmend verschmutzte Meerenge schippern. Dabei gibt es kein Konzept für Müllentsorgung oder Abwasser….

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Am Ende der Tour wurden wir wieder nach Hanoi zurückgebracht, wo wir das pralle Leben noch weitere 2 Tage genießen konnten, wie es oben beschrieben ist.

Dann war unsere Zeit in Vietnam schon vorüber. Wir stiegen am 7.2. in den Flieger nach Bangkok, um dann direkt weiter nach Chiang Rai zu unseren Freunden Heli und Kwan zu fliegen. Aber das ist dann eine andere Geschichte….



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