Neu in Neuseeland–Die Nordinsel

19 12 2016

Tja, das war ja ein schräger Abschied von Australien. Zuerst sagte uns der Besitzer eines Airbnb-Zimmers, das wir nicht offiziell gebucht hatten, ab. Dann platzte unser geplantes Abendessen in Brisbane mit spätabendlichem Transport zum Flughafen. Also war es für uns am besten, um 16 Uhr nach Abgabe des Campers (ja, die schließen so früh hier) direkt an den Flughafen zu fahren um dort zu versuchen,  die Zeit bis zu den Abflügen (Judith um halb drei und ich um halb neun morgens) zu überbrücken. Die originelle Weihnachtsdeko im Terminal half nicht viel. Nützlicher waren da schon die bequemen Sofas und das gute Essensangebot. Und so dösten wir so vor uns hin, bis es endlich los ging.

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Judith war dann nach über 30 Stunden glücklich zu Hause angekommen und ich hatte die erste Krise in Auckland!

Mein Flieger landete zwar pünktlich, stand aber über eine Stunde auf der Landebahn, weil kein Platz zum Andocken war. Also rief ich bei der Autovermietung an und erfuhr, dass diese auch um 16 Uhr schließt und ich meinen Mikro-Camper erst am nächsten Tag in Empfang nehmen könne. Glücklicherweise hatte ich ein Zimmer in Auckland gebucht und musste in den sauren Apfel beißen, mit dem Taxi dorthin zu fahren. Im Flughafen wollte ich noch schnell eine neuseeländische SIM-Karte für mein Handy kaufen und dabei stellte sich heraus, dass mein Gerät nicht kompatibel ist. Also kaufte ich noch schnell ein billiges Handy, denn ohne Internet kann man heutzutage eigentlich nicht mehr unterwegs sein. Es gibt für alles (Camping, Zimmer, Wetter, Transport, Benzinpreise, Toiletten, Supermärkte, Navigation) eine App und all diese Informationen erleichtern natürlich das Reisen enorm.

Aber dann ging alles wie von selbst – ich musste fast über die schrägen Umstände des Tages lachen.

Mein Taxi-Fahrer Greg, dem ich natürlich alles brühwarm erzählte, munterte mich auf, gab mir einen Spezialpreis und jede Menge Reisetipps. In meiner Unterkunft angekommen öffnete mir Damian, ein 27jähriger Pole, der hier Work und Travel macht. Er gab mir ein Bier, kochte uns beiden Spaghetti und wir hatten eine sehr nette Unterhaltung.

1 Stunde später war ich schon auf meinem ersten Walkabout in Mittelerde, merkte, dass ich nur 10 Minuten vom Meer entfernt war und genoss die Stimmung am Abend in einer fremden Stadt – richtig aufregend fühlte sich das an.

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Abends lernte ich dann noch meine Gastgeberin Kelsey(!), eine Chinesin aus Singapur kennen. Ich blieb insgesamt 3 Tage dort, hatte viel Spaß, vor allem bekam ich sehr hilfreiche Ratschläge von ihr über Orte, die ich besichtigen konnte. Ach ja, und Kelsey fuhr mich am nächsten Tag zur Autovermietung auf dem Weg zur Arbeit. Sehr nett!

Auckland selbst habe ich nur von einer Fähre in der Entfernung gesehen, dafür ganz gut die Umgebung erkundet.

Zuerst fuhr ich mit der Fähre nach Waiheke Island. Wochenenddomizil vieler Auckländer und Produktionsort des angeblich besten Cabernet Sauvignon in der neuen Welt. Wollte ich natürlich am eigenen Leib erfahren. Also Fährticket gekauft und los:

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Die Weinprobe war dann sehr speziell. Die Managerin hinter der Theke war hochinteressiert am Weinbau in Deutschland und sagte, sie würde gern mal zur Weinlese kommen. Also tauschten wir Email Adressen, ich versorgte sie mit der Webseite vom Weingut Pan, erwähnte, dass wir zu meinem Abschied von Deutschland eine Flasche 99er Larose (das Aushängeschild von Stonyridge) getrunken hätten und das führte schließlich dazu, dass ich einiges zum Probieren bekam, ohne Bezahlung – wegen meiner Leidenschaft für Wein! Nur zur Info: Die Flaschen werden je nach Jahrgang zwischen 150 und 300€ gehandelt und alleine der Probierschluck vom Larose hätte 12€ gekostet. Es ist natürlich ein fantastischer Wein, aber die Nachfrage treibt natürlich die Preise hoch. Und dieser Wein ist immer ausverkauft…..

Ich fühlte mich natürlich sehr glücklich, hing noch auf der “Yoga- und Probierterasse” rum – fotografierte ein bisschen rund ums Weingut:

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Am nächsten Tag erfuhr ich, dass gerade Erdbeerzeit ist – köstlich. Schmecken so, wie bei uns im Sommer, süß und saftig. Ich wanderte rund um einen Wasserfall in den Hunua Ranges bei Auckland. Schöne Wege, ich sah meine ersten Kauri-Bäume, die den Maories heilig und uralt sind. Allerdings war der Weg, den ich gewählt hatte eher unpassierbar und ich musste dem touristischen Rundweg folgen, um nicht im Schlamm zu versinken. Belohnt wurde man durch schöne Ausblicke auf die Stauseen, die Auckland als Wasserreservoir dienen und in denen man nicht schwimmen darf. Ich fand noch einen kleinen Pool im Fluss und wagte meinen ersten Skinny Dip. Naja, 16 Grad, schon deutlich wärmer als die Gewässer in Norwegen im Sommer…….

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Dann ging es noch kurz zum Lighthouse an den Manukau Heads, der Westeingang zum Hafen von Auckland.

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Auf dem Rückweg sah ich noch eine typische in “Kiwifamilie” (nach meinen Vorstellungen) beim Sommerurlaub und bekam in Waiuku einen Haarschnitt vom irakischen Friseur Abdul (der natürlich einen Bruder in München hat und schon auf dem Oktoberfest war). Schönes Gespräch und Grund genug für ein Selfie nach getaner Arbeit.

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Abends noch schnell zum Thai und dann den nächsten Supermoon im Hauraki Gulf (Eingang zum Osthafen von Auckland).

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Dann hieß es Abschied nehmen mit dem Ziel, die Coromandel Halbinsel zu umrunden. Bei wolkigem, grauen Himmel ging es los. Auf der Westseite steinige Strände bei Ebbe. Keine Ahnung, warum man da ein Sommerhaus haben sollte. Dann aber ein Lichtblick: Eine Austernfarm. Also schnell ein Weißwein aus dem eigenen Kühlschrank eingeschenkt und mal ein Dutzend verdrückt….

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Meine sofort gesteigerte Laune hat sich wohl auf das Wetter übertragen und so kam ich gerade noch rechtzeitig auf die viel schönere Westseite, um im Hot Water Beach einen Pool zu finden, der von unterirdischen thermischen Quellen tierisch aufgeheizt wird. Man muss die richtige Stelle finden, sonst verbrennt man sich den Popo. Anschließend geht sogar ein Bad in den Wellen, die hier immerhin 18 Grad haben. Das Ganze geht allerdings nur bei Ebbe und so war das Vergnügen nach einer halben Stunde für mich beendet. Und die erste Lehre in NZ: Einsam ist es an keinem touristischen Highlight. Die Natur ist für alle da!!!!

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Ich hatte noch Zeit genug, auf einem sehr schönen Campingplatz am Meer einzuchecken und meinen Minicamper zu testen – echte Herausforderung. Um das Bett zu machen, muss man erstmal alles ausräumen. Wehe, wenn der Regen kommt…..

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Das Highlight dieser Küste sind die Felsformationen, Inseln und Strände. Abends noch bewölkt, erwartete mich am nächsten Morgen strahlender Sonnenschein und türkisblaues Wasser und ich konnte die Gegend zu Fuss und mit einem geliehenen Kajak ausgiebig erkunden. Am Cathedral Rock treffen sich allerdings auch täglich wieder tausende von Touristen. Da ich früh morgens schon dort war, gelang es mir ein paar Bilder ohne Menschen zu schießen.

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Mit dem Kayak ist es besser, denn da kann man einsame Buchten erkunden (ab und zu ein anderer Tourist, der dann ein Foto von mir schießen konnte….).

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Insgesamt ist diese Küste großes Kino, allerdings hatte ich auch Glück mit dem Wetter!

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Die nächste Nacht verbrachte ich auf einem Camping in Mount Maunganui bei der Industrie- und Hafenstadt Tauranga (nicht so hübsch). Hier machen die Kiwis Urlaub, es gibt heiße Salzwasserpools, ewig lange Strände und eine Superaussicht von dem nur 200m hohen Berg Mauao. Ein Ort zum Entspannen……(allerdings nur, wenn man Zeit hat. Meine Nachbarin auf dem Platz bleibt mit ihren Kindern 2 Monate in ihrem Wohnwagen…)

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Bei schönstem blauen Himmel ging es am nächsten Tag weiter nach Rotorua, der Ort, an dem die vulkanische Aktivität wohl am meisten zu spüren (und zu riechen) ist. Es blubbert und stinkt, was die Erde nur so hergibt. Teilweise ist das Seewasser weiß vom Schwefel und hier tummeln sich tausende von Seevögeln. Nach ausführlicher Wanderung am Seeufer entlang und durch den Ort entspannte ich mich in den heißen Thermalquellen genannt “Polynesian Spa”.

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Es gibt einen schön angelegten Royal Garden – ein Kurort eben mit Sommerblumen in voller Pracht.

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Auch die Maori Kultur ist hier stark vertreten und zwischen den Häusern der Einheimischen zischt und brodelt es, was das Zeug hält…….

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Mein Aufenthalt hier konnte nur kurz sein, denn ich musste wegen der Zeitplanung dringend zum Tongariro Nationalpark weiter, um die “schönste Tageswanderung Neuseelands” zu machen. Eigentlich blieb für mich nur der Samstag als Option, da ich Montag Abend in Wellington an der Fähre sein muss. Also checkte ich Freitagabend bei ziemlicher Kälte im “Basecamp” ein und erlebte ein kleines Wunder (zusammen mit ca. 2000 anderen Wanderern). Es war der erste Tag seit Wochen, an dem es keine Wolken und keinen Wind gab. Das Wetter war vorher so schlecht gewesen, dass der Trail an den meisten Tagen komplett gesperrt war. Also fuhren die Gruppen morgens mit dem Shuttlebus zum Anfang des Weges auf 1100m. Dann ging die Ameisenstraße los, bis sich die Wege trennten und nur ein Teil den 2300m hohen Vulkan Mount Ngauruhoe (bekannt als Mount Doom aus “Herr der Ringe”) erkletterte und mehr strauchelnd als laufend oben ankam, denn der Hang besteht aus Sand und Geröll (genannt Scree). Runter ging’s dann eher rutschend und fallend und man musste aufpassen, dass man den rollenden Steinen von den Wanderern oben drüber aus dem Weg ging. Aber die Ausblicke da oben und die einzigartige Atmosphäre, die durch Seen- und Kraterlandschaften erzeugt wird, macht natürlich die Strapazen wett. Der Abstieg war eher öde, die Schlangen an den Toiletten endlos und es gab nur wenige Abschnitte, an denen man mal sein eigenes Tempo laufen konnte. Trotzdem hatte jeder ein breites Grinsen (ab und zu unterbrochen von Schmerzbekundungen, denn der Gesamtweg war 7-9 Stunden Laufzeit) auf dem Gesicht, als er runterkam. Ich traf dann noch zufällig meine Campingnachbarn (ein holländisches junges Pärchen und ein Kanadier) und wir beschlossen spontan ein gemeinsames Abendessen. So war es ein toller Tag, denn wir bekamen von einem Neuseeländer noch eine große Packung “Red Snapper Filets” geschenkt, die wir dann auf dem Grill zubereiteten. Runtergespült mit Bierchen und Weinchen und guten Gesprächen über die Highlight in diesem faszinierenden Land.

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Tja und jetzt sitze ich nach dieser Wahnsinnswoche gerade in Wellington in einem schönen Haus, das ich über Airbnb gebucht hatte. Die Gastgeber sind nicht da und ich habe die ganze Bude für mich allein. Zeit zum Schreiben und Weiterplanen, elektrische Geräte laden, duschen und gut essen. Nachher schaue ich mir die Stadt und ihr berühmtes Museum Te Papa an, bevor ich mit der Fähre heute Nacht auf die Südinsel entschwinde. Aber davon demnächst mehr.

Falls ich nichts mehr von mir gebe bis dahin, wünsche ich allen, die diese Zeilen  lesen, eine entspannte und friedvolle Weihnachtszeit und einen guten Rutsch mit Gesundheit und Glück fürs Neue Jahr. Ich freue mich, euch alle im Frühjahr wiederzusehen. Bis demnächst!

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