2 Tage in Yangon und weiter nach Kho Phayam in Thailand

13 03 2017

Mein Nachtbus in die Hauptstadt Myanmars kam natürlich wieder zu früh an und ich stand um 5 Uhr morgens im Dunkeln am Busterminal nördlich der Stadt. Zum Glück hatte ich mit meinem australischen Gastgeber von Airbnb ausgemacht, dass er mir auch zu sehr früher Stunde schon die Tür öffnen würde. Also fuhr ich mit dem Taxi dorthin. Mit Hilfe von Google Maps konnte ich dem Fahrer zeigen, wo sich das Gebäude befindet – kaum ein Taxifahrer spricht hier Englisch oder versteht unsere Adressangaben. Um kurz nach sechs lag ich im 9. Stock des Luxusblocks (Prashants Firma zahlt 3000 US$ Miete pro Monat für seine Bleibe) in meinem runtergekühlten Raum mit angeschlossenem Bad und konnte selig noch zwei Stündchen schlafen.

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Dann ging es aber Schlag auf Schlag: Um neun kam die Haushälterin Marina (indischer Abstammung) und nahm mich einfach mit zum Einkaufen auf dem indischen Markt in der Altstadt Yangons. Da wurde ich direkt mit dem richtigen Leben hier konfrontiert: Die Hühner werden vor Ort geschlachtet, das Obst- und Gemüseangebot ist reichlich und unglaublich billig (1kg Tomaten kostet 30cent), die Kühlkette beim Fischhändler ist einfach nicht vorhanden und insgesamt herrscht ein chaotisches Durcheinander, allerdings ohne Hektik. Später im düsteren Gebäude des Gewürzmarktes war die Atmosphäre sogar noch außergewöhnlicher, man hatte tatsächlich das Gefühl, irgendwo in Indien zu weilen…..

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Was gibt es zu Ranong zu sagen? 5 Millionen Einwohner, multikulturell und –religiös, viel Armut aber auch extrem reiche Bevölkerungsschichten (es gibt z.B. einen riesigen Golfplatz mitten in der Stadt), viel Grün aber auch viel Gestank und Schmutz. Mopeds sind zwar verboten, dafür verstopfen unzählige Taxis und Busse die teilweise boulevardähnlichen Straßen. Viele Gebäude sind aus der Kolonialzeit übrig geblieben und sind jetzt ihrem langsamen Verfall überlassen. Beim Spaziergang sammelte ich einige Eindrücke, bevor ich im legendären Strand Hotel in gediegenem Kolonialambiente einen 5$-Cappuccino trank und mich im klimatisierten Raum etwas runterkühlte…..

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In welcher Stadt kann man wohl sonst noch im Umkreis von 1km Hindutempel, christliche Kirchen, Moscheen, sowie chinesische und burmesische Pagoden besichtigen?

Nach einer Mittagspause nahm mich Marina auf ihrem Nachhauseweg mit und im öffentlichen Bus ging es für mich zur Schwedagon Pagode, dem größten und goldensten buddhistischen Tempel der Welt. Sie ist die Hauptattraktion für Touristen in dieser Stadt und gleichzeitig auch religiöses und spirituelles Zentrum der einheimischen Gläubigen. Geblendet von der goldenen Stupa und den unzähligen vergoldeten Figuren und Symbolen geht man einen der vier Aufgänge hinauf (von Löwen oder Drachen bewacht), um danach ziemlich staunend über die einzigartige Plattform zu wandeln, auf der sich alles abspielt: Foto- und Videosessions, Gebete und Wünsche, Meditation, Nahrungsaufnahme und Erklärungen der Führer in allen Sprachen. Natürlich müssen Ausländer ca. 6€ Eintritt zahlen und angemessen gekleidet sein, was für mich bedeutete, dass ich mir einen Longyi, den traditionellen Rock der Männer hier, anziehen musste. Ich kam kurz vor Sonnenuntergang dort an und konnte so die Zeit des frühen Abends, an der viele Gläubige sich dort versammeln, in seiner mystischen Stimmung genießen. In zahllosen kleinen Gebäuden sind verschiedene Buddha-Gruppen ausgestellt und beim Rundgang verliert man leicht die Orientierung. Angeblich sollen in der Pagode insgesamt mehr als 65 Tonnen Gold stecken und allein die Spitze der Stupa ist mit über 4000 Edelsteinen aller Art verziert, was man allerdings von unten nicht erkennen kann.

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Ist man hier dem Nirvana so nah? Auf jeden Fall herrscht eine sehr friedvolle Stimmung und der Besuch dort war sicher einer der Höhepunkte der gesamten Reise.

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Nach meiner Rückkehr verspeiste ich mit meinem Gastgeber das vorzügliche Langusten-Curry, das Marina aus den Einkäufen des Morgens für uns zubereitet hatte. Ich erfuhr interessante Dinge über das Leben eines Expats in dieser Stadt und lernte einiges über die Arbeit in einer NGO (unabhängige Hilfsorganisation). Er arbeitet für “Marie Stopes” einer Institution zur Aufklärung über Geburtenkontrolle.

Dann hatte ich noch einen letzten Tag in Myanmar, den ich nutzte um noch weitere Tempel und Buddhas zu besichtigen, darunter einen 70m langen liegenden Buddha, vor dem man sich dann sehr klein fühlt. Dieser ist auch wieder umgeben von zahlreichen Schreinen, der gemalten Geschichte Buddhas und einer langen Reihe von Buddhafiguren, die die verschiedenen Handhaltungen (Mudras) erklären.

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Ich beschloss, dass ich nun genug an religiösen Gebäude und Ausstellungen gesehen hatte und machte mich auf den Weg, eine schöne Stelle in der Stadt zu suchen, an der man sich etwas entspannen kann – gar nicht so einfach. Zunächst lief ich durch verstopfte Straßen entlang der maroden Kanalisation und gelangte schließlich zum zentralen See der Stadt, dem Kandawgyi-See. Hier ist so etwas wie ein Naherholungsgebiet entstanden, am Ufer gibt es zahlreiche Restaurants und Cafes und ab und zu mal ein Bänkchen oder eine Plattform zum Ausruhen. Ich wurde quasi in ein chinesisches Restaurant gezogen, von dem sich herausstellte, dass es an diesem Tag Eröffnung feierte und die ersten Gäste mit einem Gratis-Buffet locken wollte. So saß ich zwischen Myanmar-Chinesen und konnte immerhin 3 der 20 Gerichte identifizieren und mit Reis zu einem leckeren Mahl zusammenstellen. Der See ist schön gelegen, Richtung Osten sieht man die goldene Kuppel der Schwedagon und am anderen Ende liegt ein schwimmender Palast, der an vergangene prächtige Zeiten erinnert. Dazwischen immer wieder flanierende, junge Mönche, die es lieben, Fotos zu machen und fotografiert zu werden. Das Wasser des Sees sah ziemlich grün und modrig aus – also ein erfrischendes Bad darin war leider keine Option, obwohl man sich bei 34 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit sehr danach sehnt……..

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…. und das Schicksal sollte mir mal wieder eine sehr angenehme Überraschung verschaffen: Rund um den See verläuft ein hölzerner Steg – marode, wie so vieles hier – und dieser führte mich am Kandawgyi-Palace-Hotel vorbei, wo (so meine Gedanken) dekadente, reiche Leute am Pool liegen, um sich von den Kellnern Drinks an die Liege bringen zu lassen. Plötzlich entdeckte ich hinter zwei Bäumen ein bekanntes Gesicht: Helmut, einer der drei, die ich in Bagan als “Peergroup” bezeichnet hatte, schaute von seinem Liegestuhl ganz entspannt über See und Stadt. Ein kurzes Rufen später und nach einem 15- minütigen Fußweg lag auch ich entspannt am Pool, ein kühles Bierchen in der Hand, und tauschte mit den wiedergefundenen Reisefreunden die Erlebnisse der letzten Woche aus – einfach traumhaft und ein sensationeller Zufall in einer 5 Millionen-Stadt.

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Gut gelaunt fuhr ich nach Sonnenuntergang in die Wohnung zurück, genoss noch ein von Marina zubereitetes Tandoori-Chicken mit Roti und Daal, trank mein letztes Myanmar-Bier und packte meinen Rucksack für die Weiterreise. Am nächsten Morgen fuhr mich Prashants Fahrer, gegen kleines Entgelt, zum internationalen Flughafen (80 Minuten für 20km), von wo pünktlich um 12 Uhr mein Flieger (Nok-Air, schon mal gehört?) nach Bangkok abhob, wo ich dann auch eine Stunde später landete.

Noch am Flughafen aß ich in Ruhe zu Mittag (Thai-Küche ist halt doch die beste in Südostasien), um mich gegen Abend mit Bus, Sky-Train, Motorradtaxi und normalem Taxi vom Flughafen Don Mueang zur Busstation für die Busse nach Süden durchzukämpfen. Dort gönnte ich mir noch eine Fußmassage und stieg um 9 in den Nachtbus nach Ranong.

In dieser Stadt direkt an der südlichen Grenze von Myanmar kam ich um halb sieben an, nahm ein Taxi zum Pier und anschließend das Speedboat um halb acht. Um halb neun saß ich entspannt auf meinem Moped auf Kho Phayam, fuhr zu meinem vorher reservierten “Hornbill Resort”, checkte in meinen Bungalow im Grünen ein und genoss einen wunderbaren Tag am Strand.

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So werde ich auch die letzte Zeit hier verbringen: sich alles mal setzen lassen, in Ruhe ein Buch lesen, Yoga am Strand machen, viel Schwimmen und abends in einer der “Hippie-Bars” mit Live-Musik abhängen. Diese haben so ein leichtes Flair von “Abenteuerspielplatz Riederwald” und sind sehr angenehme Locations, um entspannt am Meer was zu trinken.

Ganz ohne Buddhas will ich mich allerdings nicht aus dem Blog verabschieden. Auf meiner ersten Rundfahrt kam ich zur Inselpagode und dachte mir so, auch hier am Meer und im Regenwald haben die Figuren, Schreine und Pagoden einen Ggroßen Reiz.

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Und um die Sache mit dem Verlauf der gesamten Reise in Verbindung zu bringen, eine kleine Anekdote zum Schluss:

Als ich mit Aloka, dem burmesischen Novizen, in einem Tempel war, fragte ich ihn an einem Souvenirstand, welches seine Lieblingsfigur sei. Er zeigte auf einen stehenden Buddha mit Wanderstock und Schirm und sagte dies sei Shindawali (oder so ähnlich), ihn verehre er am meisten. Ich kaufte die vergoldete Figur, um sie mit nach Hause zu nehmen. Es gelang uns trotz mehrerer Versuche nicht, genaueres über den Hintergrund dieser Figur bei Google herauszufinden. Als ich am Flughafen ankam bestätigte mir ein mitreisender Mönch den Namen, nannte ihn aber Shintawooly mit dem Hinweis es sei kein Buddha, sondern es handele sich um einen Mönch. Über die Suchbegriffe Mönch und Wanderstock stieß ich auf folgende Statue:

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Und siehe da: unter dem Namen Shin Thiwali (oder in Thailand Shinali) konnte ich ihn bei Wikipedia finden. Es stellte sich heraus, dass dieser Mönch sehr viel im Namen Buddhas unterwegs war und seither als eine Art Schutzpatron der Reisenden auf ihren Wegen gilt. Das fand ich nun sehr passend und ich bin froh, dass ich so eine Figur für mich erstanden habe – kann ja wirklich nichts schaden! Und zu meiner Überraschung begrüßte mich am Pier von Kho Phayam eine überlebensgroße goldenen Figur von Shin Thiwali direkt am Strand. Es gibt keine Zufälle!

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Bis demnächst zu Hause!

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