Im Zauberreich der Araukarien

18 12 2010

Unterwegs in der Region der Seen zwischen Vulkanen und Urwäldern

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Nach einem Abend mit moderner klassischer Musik, gespielt vom Ahn-Trio, im beeindruckenden Teatro del Lago in Frutillar besichtigen wir am nächsten Morgen noch das Museo Colonia Aleman, das dokumentiert, wie die ersten deutschen Siedler ab dem Jahr 1850 in dieser Gegend Chiles gelebt haben.

Die Menschen kamen aus Verzweiflung und Hunger, brachen auf in eine total ungewisse Zukunft und nahmen die Strapazen einer Schiffsüberfahrt in Segelbooten rund um die gefährlichsten Gewässer der Welt (Kap Hoorn, Feuerland, Patagonien mit seinen Stürmen) auf sich. Sie fanden hier einen Urwald vor, der zunächst gerodet werden musste. Beeindruckend, wie gut sie sich organisierten und unabdingliche Gegenstände aus Deutschland importierten, so dass sie hier ihren deutschen Lebensstil wieder aufnehmen konnten. Die Ausstellung in Frutillar zeigt Wohnhäuser, eine Schmiede, eine Wassermühle und eine Scheune mit landwirtschaftlichen Exponaten. Sehr interessant!

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Dann geht’s weiter bei bewölktem Himmel und wir fahren in eine Unterkunft in der Nähe von Temuco, die von Helmut und Adela betrieben wird. Unser erster Tag führt uns in die Stadt, wo wir uns mit Carmen Luz, einer Schwester von Annemarie und Ingrid zum Mittagessen verabredet haben. Dort war es sehr schön und wir genossen ein weiteres Mal die chilenische Gastfreundschaft bei leckerem Essen und gutem Wein.

Der Rest vom Tag war eher bescheiden, es galt, Erledigungen zu machen, Kram mit unserer Versicherung zu regeln und für den nächsten Nationalpark einzukaufen (Fax geschickt – nicht angekommen, Kreditkarte funktionierte nicht, die Stadt war chaotisch) und wir sind völlig entnervt wieder in unserer Hütte auf dem Berg angekommen. Dabei hatten wir gar nicht bemerkt, dass sich das Wetter verbessert hatte und es richtig sommerlich geworden war.

Am nächsten Tag schien dann tatsächlich die Sonne und wir nichts wie los in den Nationalpark Conguillo, eine wirkliche Perle unter den eh schon tollen Landschaften Chiles. Hier gibt es riesige Araukarien und sogenannte Scheinbuchen, die in gemischten Wäldern zusammenstehen, das Unterholz aus Bambus und anderen exotischen Pflanzen lässt die Atmosphäre eines Zauberwaldes entstehen und nimmt einen ganz und gar gefangen. Wir klettern ca. 450m zu verschiedenen Aussichtspunkten über den See und haben endlich mal das Glück, freie Sicht auf den Vulkan Llaima zu haben. Er ist noch aktiv und das letzte Mal am 1. Januar 2008 ausgebrochen, hat dabei riesige Lavafelder hinterlassen. Im Park sind kristallklare Seen und wüstenartige Lavafelder, zartes Grün mischt sich mit farbigen Blumen, schwarzem Sand und darüber thronen gigantische Schneefelder, die mit ihrer schwarzweißen Musterung manchmal an Orcawale erinnern. Wir sind fast allein in diesem Park, einmal sehen wir eine Schulklasse, die einen Ausflug in diese schöne Natur macht, ansonsten Stille und Einsamkeit. Wir bekommen eigentlich Lust, dort am Seeufer unser Zelt aufzuschlagen, aber dann ziehen schon wieder Wolken auf und eigentlich ist es auch zu kalt für Sommer……

Am zweiten Tag im Park machen wir noch eine Wanderung durch den Wald zu einem weiteren See, der Vulkan hüllt sich wieder in Wolken und wir bleiben mit unserem Auto auf unpassierbaren Schotterstrecken stecken, so dass wir einen Umweg von 150km (natürlich über Temuco!) machen müssen, um wieder zu unserem Häuschen zurückzufahren, wo es dann ein spätes, aber selbstgekochtes Abendessen gibt.

Am nächsten Tag müssen wir nochmal nach Temuco, um die neue Kamera abzuholen, die inzwischen dorthin geschickt wurde (wieder mit Komplikationen, aber letztendlich erfolgreich) und dann verlassen wir diese für uns nicht so angenehme Stadt weiter Richtung Norden, der Sonne und dem Sommer entgegen, wie wir denken.

Um alle ein bisschen am Reiz von Conguillo teilhaben zu lassen, hier mal eine etwas größere Fotokollektion:

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Und noch mal Zauberwald: Parque Nacional Nahuelbuta

3 Tage später machen wir einen weiteren Ausflug in ein Gebiet mit Araukarien. Die Besonderheit hier: Die uralten Bäume (bis 2000 Jahre alt) wachsen in einer Kordillere zwischen dem Pazifik und den Anden. Höhepunkt ist der Aussichtsfelsen Pietra de Aguila, von dem man tatsächlich Chile in seiner ganzen Breite überblicken kann – vom Meer bis zu den Anden in Argentinien. Die Wege sind verschlungen und von Wurzeln durchzogen, Bambus ist wieder allgegenwärtig und die Geräusche werden jedem Urwald gerecht (man könnte auch eine Entspannungs-CD hier aufnehmen). Wir genießen diese tolle Wanderung, obwohl wieder Wolken aufziehen und wir vom kalten Wind überrascht werden. Aber der Wetterbericht sagt, dass der Sommer im Anflug ist…….

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