Adios Chile

30 01 2011

Dieses ist unser letzter Beitrag aus Chile.

Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Schnee, Wüste,  Vulkane, Seen, heiße Quellen, Urwälder, Bambus, Hortensien, Jacarandabäume, Fingerhut, gelber Mohn, Ginster, Araukarien, Coigues, Fuchsien, Vicunas, Flamingos, Kondore, Kormorane, Kibitze, Geier, Pelikane, Seehunde, Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde, die Panamerikana, Copec-Tankstellen, Internet im Pronto, Jumbo Supermarkt, Sternenhimmel, Paila Marina, Palta, Cazuela, Pan Amasado,  Pisco, Llamas, Cabernet, Carmenere, Pablo Neruda, Isabel Allende, Isla Negra, Valle de Elqui, Wandern, Conaf-Campingplätze, Refugios Lican Huasi,  Colacion, Staunen, Hostels, Jaiba, Cabalgatas……

3 Monate haben wir dieses faszinierende Land bereist, unglaublich schöne Landschaften gesehen, sehr viele nette und interessante Menschen getroffen.

Jetzt zieht es uns zu neuen Ufern…Hawaii erwartet uns und wir haben auch schon unser erstes date: Der Kreis unserer Reise schließt sich noch einmal, denn wir werden dort Gail, Kliff und Annali aus Fairbanks/Alaska treffen.

Zu guter Letzt eine Fotosammlung aus diesen drei Monaten…nein, es ist nicht die “trashbox”, die gibt’s erst zu Hause!!

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Das war’s für uns in Chile!

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Der letzte Reiseabschnitt in Chile: Von den Anden durch das Colchagua Tal ans Meer

25 01 2011

Jetzt sind wir quasi wieder am Ausgangspunkt. Am Meer nördlich von Valparaiso haben wir eine traumhafte Unterkunft gefunden und bereiten uns hier auf die Abreise gen Hawai am 29.1. vor.

Aber nochmal zurück, denn es gibt noch einiges von unterwegs zu berichten:

Nach unserer Abreise in Villarica haben wir uns noch mal ein ganz besonders chilenisches Vergnügen gegönnt. Wir haben eine Nacht bei den Thermen von Tolhuaca verbracht, wo wir zum Angebotspreis von 50% (hat trotzdem noch 75€ für uns beide gekostet) Übernachtung mit Frühstück plus 2 Tage Nutzung der Thermalbecken gebucht hatten. Die Besonderheit hier: Das einzige Thermalbad in Chile, wo man direkt vom Becken Blick auf einen kochenden und dampfenden Geysir hat. Außerdem schweift der Blick beim Baden in eine Schlucht mit Wasserfall und steil an den Hängen stehenden Araukarien. Es riecht überall kräftig nach Schwefel und die Becken haben eine Temperatur von 39 Grad. Nachts sitzt man unter einem prächtigen Sternenhimmel, denkt über die Entstehung der Erde nach und ist wieder mal beeindruckt von den Kräften der Natur, die solche Plätze geschaffen hat. Ein Höhepunkt war am Morgen vor der Abreise, dass Thomas eine mehr als einstündige Watsu Massage von einem dort arbeitenden Masseur bekam (Oferta!). Nach den anstrengenden Wanderungen war das mal Wellness pur. Aber direkt im Anschluss sind wir dann noch mal im gleichnamigen Nationalpark auf einen kleinen Berg gestiegen um zum letzten Mal die Üppigkeit der Araukarienwälder zu bewundern.

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Weiter ging’s zum Adios-Sagen zu unseren Gastgebern an Weihnachten und Neujahr, Heinrich und Sabine in La Mona, wo wir noch mal ein leckeres Essen und ein nächtliches Bad im dortigen heißen Becken genießen konnten.

Dann fuhren wir nochmal in die Gegend von Talca, wo wir den Nationalpark Siete Tazas erkunden wollten. Endlich hatten wir die optimalen Bedingungen für Camping, weil wir  das Zelt in herrlicher Voranden-Landschaft unter Bäumen aufbauen konnten. Tagsüber haben wir geschwitzt und nachts nicht gefroren, so wie das beim Sommer-Camping eigentlich normal ist. Der Park ist sehr beliebt bei chilenischen Campern und wir konnten auf einem privaten Campingplatz erleben, was das bedeutet: Ziemlich schlechte hygienische Bedingungen und nachts lärmende Jugendliche trübten das Vergnügen in der Natur zu sein deutlich. Glücklicherweise fanden wir einen sehr netten Parkwächter, der uns auf den offiziellen Nationalpark-Camping lotste, wo wir ein traumhaftes Plätzchen fanden und der von weither schallende Lärm des anderen Platzes nebensächlich war.

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Die Beliebtheit des Parks entsteht, weil die Besichtigung der vielen Wasserfälle entlang des Rio Claro durch kurze Zugänge einfach für alle Touristen ist. Wir wanderten natürlich ein bisschen weiter flussaufwärts, womit wir erreichten, mitten in der Hochsaison an einem touristischen Ort mal wieder ganz für uns zu sein. Ganz toll war das Bad in den “Schwimmlöchern” des kristallklaren Flusses, der sogar mit Sandstränden gesäumt war. Abends schlossen wir das Erlebnis mit einem kühlen Radler aus der Kühltasche am Lagerfeuer ab – der Vorteil von Camping mit dem Auto!

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Tja, und dann musste auch das noch kommen, worauf ihr sicher alle gewartet habt: Da Pferde in Chile allgegenwärtig sind und überall sogenannte Cabalgatas angeboten werden, konnten wir nicht wiederstehen und führten die Besichtigung der “Sieben Schüsseln” auf dem Rücken eines Gaules durch. Keine Angst – wir sind keine Pferdefans geworden und durch die Kürze des Ausrittes (ca. 2 Std.) war es eine vergnügliche Unternehmung, die wir jederzeit mal wiederholen würden.

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Nur kurz hatten wir Zeit, das Mekka des chilenischen Weinanbaus zu besichtigen. Auf der Fahrt ans Meer nahmen wir die Ruta del Vino, wo zwischen San Fernando und Santa Cruz das Colchagua Tal mit die besten Weine Chiles hervorbringt. Eine kleine Weinprobe in Ehren kann niemand verwehren und unsere Wahl fiel auf das Weingut Ravanal, wo wir vom Chef persönlich in der eindrucksvollen, nagelneuen Probierstube bedient wurden. Wieder fiel uns das gute Preis-Leistungs-Verhältnis der Weine hier auf: Eine Gran Reserva ist schon unter 5€ zu erstehen, absolute Spitzenweine erreichen auch schon mal die 15€-Marke, da fängt es in der Provence erst an……..

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Insgesamt waren wir schon enttäuscht, wie wenig lieblich und touristisch erschlossen diese Gegend ist. Entweder man zahlt 20€ für eine Besichtigung der Weingüter mit Probe und Disneyland-Charakter (Pferdekutschfahrt etc.) oder man findet keine Möglichkeit, Weine zu probieren. Auch kleine, schnuckelige Kneipen sind nicht vorhanden, so dass wir schließlich im Auto ein Käsebrot aßen, bevor wir weiter fuhren. “Annerschtwo is annerschter und ned wie in de Palz”, meint Judith dazu!

Angekommen sind wir schließlich an dem schönen Strand südlich von Quintero, wo wir uns im “Ritoque Raices” für 5 Nächte eingebucht haben. Ein “Surfer-Hostel” mit Wohlfühlatmosphäre und netten Gästen aus aller Welt, vorwiegend englischsprachig. Unser Zimmer hat eine wunderschöne Terasse, von der aus wir den ganzen Strand überblicken können begeitet vom Geräusch der tosenden Brandung – einfach genial! Strandspaziergänge, gutes Essen und Trinken, den Surfern beim Abreiten der aberwitzigen Wellen zuschauen und ein bischen schreiben und lesen – sonst gibt es hier nichts zu tun. Hier haben wir uns inzwischen auch wieder mit Patricio, Alejandra, Llaimo und Chayan aus Vina getroffen, die wir im November schon mal besucht hatten. Wie gesagt, der Kreis schließt sich und die Abreise von hier rückt immer näher. Die letzten zwei Tage werden wir noch in Stadt Pablo Nerudas verbringen. Dort in Isla Negra gibt  es noch ein Museum und gute poetische Vibes zu erkunden. Wir können danach mit gutem Gefühl weiterziehen. Vorher wird es aber noch einen Abschiedseintrag von hier geben, an dem wir schon arbeiten.

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Chile ist anders–aber was?

23 01 2011

 

Abgesehen von Klima, Geographie, Sprache usw. gibt es viele Details, die uns als deutschen Touristen besonders ins Auge fallen. Wir haben hier ein paar Beispiele gesammelt:

1. In Chile geht es besonders korrekt zu. Für jede finanzielle Transaktion gibt es sogenanntes Boletas (Belege), die immer mit der Hand geschrieben werden, wenn keine automatische Kasse zur Verfügung steht. Nach einiger Reisezeit ist uns aufgefallen, dass in jeder Tasche und besonders im Portemonnaie sich unzählige von diesen Dingern ansammeln und man ab und zu mal Ordnung machen muss. Hier ein kleines Beispielfoto, von dem, was man so in der Tasche hat:

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2. Überall sind viele Hunde!

Es ist schon unglaublich, wie viele von diesen  Vierbeinern wir schon getroffen haben. Es fing in Annemaries Haus an, wo schon mal drei schöne Exemplare rumgerannt sind, und alle Nachbarn hatten anscheinend mindestens so viele. Aber nicht nur in Privathäusern, mehr noch in den Straßen geben sich die Kläffer ein Stelldichein. Man könnte jetzt denken: alles räudige Straßenköter! Weit gefehlt. Fast alle Hunde sind einer Rasse zuzuordnen und sehen weder unterernährt noch räudig aus. Sie haben ein ziemlich freies Leben, rennen durch die Straßen und bekommen wohl an vielen Orten was zum Fressen. Jetzt könnte man wiederum denken: diesen Viechern will ich nicht begegnen. Wiederum falsch! Wir hatten noch keine einzige kritische Situation mit einem aggressiven Vertreter der Zunft und man gewöhnt sich allmählich daran, dass die Hundchen wirklich überall sind.

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3. Chile ist ein WIFI-Land

Nicht nur, dass alle Unterkünfte für Touristen den Service bieten, sich ins jeweilige Netz einzuloggen – nein, auch an vielen öffentlichen Orten gibt es die Möglichkeit, ein ungesichertes Netz zu finden und dort seine mails zu checken oder die weitere Reiseplanung zu betreiben. Wir waren in allen Einkaufszentren, Busbahnhöfen und sogar Raststätten in der Lage, online zu gehen. In San Pedro de Atacama ist sogar der gesamte Hauptplatz WIFI-Zone. Und hier ein schönes Beispielfoto für die obigen beiden Punkte:

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4. In Chile wird viel kontrolliert

Ob an den Verkehrsstraßen, an den öffentlichen Plätzen oder in den Bussen: Alles wird überprüft. Die Menschen, die wir bis jetzt getroffen haben, gehen ganz locker damit um. Die Tourbusfahrer müssen oft ihre Papiere zeigen, denken aber es hilft, dass schwarze Schafe aus dem Verkehr gezogen werden.

In den Bussen gibt es eine öffentliche Anzeige als Laufband, mit Angaben über Geschwindigkeit, Name und Fahrzeit des Fahrers. Der Ticketkontrolleur, der mitfährt, wird von einem zugestiegenen anderen Kontrolleur nochmals kontrolliert.(Es gibt natürlich viele Beispiele, wie diese Kontrollen auch umgangen werden können, deshalb auch hier öfters mal Busunglücke!)

Bei jeder Geldtransaktion muss man seine Passnummer eintragen (haben die jetzt endlich mal auswendig gelernt). Ebenso beim Registrieren in den Hotels.

Besondere Situation: Thomas geht mit einer Dose Bier zur Fiesta des Ortes. Ein Polizist nimmt ihm die Bierdose ab und schüttet das Bier weg. So lernt man, dass es an allen öffentlichen Orten in Chile verboten ist, Alkohol zu trinken und dies auch durchgesetzt wird. (Die Einheimischen haben sich auf Mixgetränke spezialisiert, aber auch an denen wird gerochen). Wir haben sogar gesehen, wie Jugendliche die Polizisten anhauchen mussten, um zu riechen, ob sie getrunken hatten.

5.

“Überall Äpfel, Birnen, Reis! In Chile nur Stacheldraht, Stacheldraht, Stacheldraht…..”

(Pablo Neruda, zitiert nach Garcia Marquez: Die Abenteuer des Miguel Littin)

Es ist sogar im Nationalpark schwierig, mal hinter die Büsche zu verschwinden, um heimlich Pipi zu machen. Entlang aller begeh- und befahrbaren Wege ist das jeweilige Gebiet mit Stacheldraht abgesperrt, um so den Privatbesitz anzuzeigen. Von Patagonien bis in die Atacamawüste, von den Anden bis ans Meer: ewige Zäune und Absperrungen. Man sehnt sich mal nach ‘ner freien Wiese oder einem betretbaren Stückchen Wald!

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6. Die wichtigste Mahlzeit ist das Mittagessen! Da will wirklich niemand, vor allem nicht Beamte oder Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, gestört werden. Auf der Panamaricana sieht man keine Polizeiautos mehr (was die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 13 und 15 Uhr um mindestens 20 km/h erhöht) und – für uns absolut erstaunlich – man kann in dieser Zeit nicht in die Nationalparks, weil das Kassenhäuschen nicht besetzt ist. Anders eben.

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Es gäbe noch viel mehr Beispiele natürlich, aber wir wollen natürlich nicht zu viel journalistisch arbeiten. Deshalb nur diese kleine  Auswahl, die wir in 3 Monaten hier gesammelt haben.



Rund um Villarica und Pucon

16 01 2011

Aus zwei mach zwölf – eigentlich wollten wir nur zwei Tage im “Torresuiza Hostel” bleiben…dass es nun zwölf geworden sind hat viele Gründe.

Vulkane, Seen, Urwälder, nette Menschen, tolle Stimmung im Hostel, Kuchen, Urlaubsatmosphäre, schwimmen, wandern, Winterurlaub light…und über allem die tägliche Frage: Is the mountain out?

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So wie der Mount McKinley in Alaska die Gemüter der Reisenden bewegt, bestimmt der Vulkan Villarica das Leben in dieser Region des Seengebietes. Jede Wanderung, die man macht, wird immer wieder von Blicken auf diesen wunderschönen, schneebedeckten Vulkan gekrönt. Judith hat lange gezögert, ob sie den Aufstieg wagen soll, zumal sie es hasst in der Gruppe zu laufen. Aber man darf nun einmal nur  mit Begleitung auf diesen Berg und man kann sich seinem Reiz einfach nicht entziehen. Also haben wir fleißig trainiert und uns für eine Tour angemeldet.

Am Vorabend musste man die Schuhe anprobieren und bekam seinen Rucksack mit wasserdichter Kleidung, Steigeisen, Schutzhelm und Handschuhen. Man lernte die Führer und die Gruppe kennen, was bei Judith ein mulmiges Gefühl auslöste. Drei großgewachsene  Dänen, etwa 18-20 Jahre, Fußballer, sie die einzige Frau mit lauter Sportlern im Schnee, was ja nun auch nicht gerade ihr Element ist.

Und wie ging es aus? Die Jungs waren noch nie auf einen Berg gestiegen, wie auch, wenn man in Dänemark lebt? Also, wir alle haben es geschafft, nur Thomas war vom Aufstiegstempo leicht unterfordert. Einer der Jungs schlief auf der Rückfahrt ein und ganz sicher hatten alle drei am nächsten Tag tierisch Muskelkater. Insgesamt waren an diesem Tag bestimmt 200 Leute auf diesem Berg, teilweise erinnerten die Blicke an Ameisenstraßen. Aber so ist das nun mal mit dem Tourismus, manche Sachen machen so viel Spaß, dass man sie halt nicht mehr exklusiv erleben kann.

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Wir hatten Traumwetter, tolle Blicke auf die anderen Vulkane, weißer glitzernder Schnee, tiefblauer Himmel, Seen unter uns…

Oben dann der Blick in den Krater, aus dem beißender Rauch aufsteigt..

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Nein, das sind keine Außerirdischen, sondern wir auf dem Gipfel kurz vor der Abfahrt mit unseren “Potellern” auf denen wir durch den Schnee sausten.

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Beim “Abstieg” waren die Jungs echt im Vorteil, während Judith es vorzog mit einem der Guides zu rutschen und so die schnelle Abfahrt stressfrei genießen konnte. Richtig glücklich ist sie unten angekommen.

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“Is the mountain out?” Wenn man diese Frage bejahen konnte, hatte man eine tolle Zeit rund um Villarica. Schwimmen im glasklaren, erträglich warmen Lago Calafquen

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oder im Lago de Caburgue mit seiner weißen “Playa Blanca”

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oder im Lago de Villarica selbst, der in Laufnähe zum Hostel liegt.

Und dann noch die schöne Wanderung in den Nationalpark Huerquehue, die wir mit einem Pärchen aus Kanada (1 Jahr unterwegs) und Doug aus New York (wahrscheinlich 3 Jahre reisend) machten und zum Abschluss sogar mal in einer Hütte ein Radler zur Belohnung bekamen.

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“Is the mountain out?” Wenn man diese Frage verneinen musste, konnte man im  Hostel mit netten, interessanten Leuten schwätzen, die weitere Reise planen, gemütlich kochen oder den leckeren Kuchen der deutschen Bäckerei genießen. Oder trotzdem eine Wanderung machen, in der Hoffnung, dass er sich im Laufe des Tages doch zeigt.

Zwölf Tage am Lago Villarica, Thomas war 10 Tage davon schwimmen, keine schlechte Statistik für das chilenische Seengebiet. Die meisten Abende haben wir (im Fleecepulli) draußen gesessen, einen Ruhepunkt auf unserer Reise gefunden. Hier konnten wir auch schon Einiges für unsere bevorstehende Zeit in Hawaii vorbereiten und buchen, sowie den Rest der Zeit in Chile planen.



Mit Höhen und Tiefen ins Neue Jahr: Alto de Lircay und Lago Villarica

9 01 2011

Tja, jetzt haben wir schon 2011. Reingekommen sind wir ganz toll und entspannt in der Unterkunft von Heinrich und Sabine, mit denen wir schon Weihnachten zusammen feierten. Insgesamt waren wir 8 Deutsche, davon 5 Lehrer!!! Erst haben wir schön gegrillt und vor Mitternacht noch ein Weilchen in der Hot Tub und im Swimmingpool verbracht, bevor mit ein bisschen Tanz und vielen Gesprächen Silvester vorbei war und wir alle am nächsten Tag ziemlich in den Seilen hingen – a slow day!

Am 2. haben wir uns von La Mona verabschiedet und sind weiter Richtung Norden gefahren in die Reserva Nacional Altos de Lircay. Hier gibt es eine 10tägige Rundwanderung, von der wir eine Teilstrecke absolvieren wollten. Also war wieder einmal Logistik gefragt: Was essen und trinken wir in den nächsten Tagen, was ziehen wir an? Alles zu den Campingsachen gepackt, jeder noch 2 Flaschen Wasser eingepackt – los geht’s. Am ersten Tag bei angenehm milden Temperaturen Aufstieg von 1200 auf 2200 Meter, um an der Laguna Alto unser Zelt aufzuschlagen. Aber siehe da, ab  dem frühen Nachmittag waren wir über der Baumgrenze und es ging wieder los: Zuerst erwischte uns ein brutal kalter Wind, später kamen die Wolken, so dass wir frierend und schlotternd im Zelt unsere Ravioli verspeisten, noch einen kleinen Glühwein tranken und dann in den Schlafsack krabbelten, weil es der einzig warme Ort war. Nachts wurden wir vom Geräusch des Regens auf dem Zelt geweckt. Na toll, mal wieder riesig Glück beim Wandern! Glücklicherweise kam morgens kurz die Sonne raus, wir konnten das Zelt trocken einpacken und ein paar Fotos machen, die beweisen, wie schön es hier sein kann. Eigentlich hätte man spätestens bei Überquerung des Schneefeldes wissen müssen, was hier gespielt wird, aber somit haben wir ein kleines Solidaritätsfoto für die unter den Schneemassen Leidenden in Deutschland schießen können.

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Schließlich beschlossen wir noch einen Umweg über Enladrillado (wird als UFO-Landeplatz beschrieben) zu laufen und die Wanderung dann abzubrechen, denn die Bedingungen waren für uns Wärmeliebenden einfach zu hart. Dort erwartete uns eine ganz eigenartige Landschaft: Total flache Steinblöcke, die wie ein Mosaik zusammengelegt scheinen, bilden ein Plateau, von dem aus man fantastische Blicke in die Täler und Berge der Anden hat, vor allem, wenn der Himmel wolkenlos ist (seufz!).

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Zum Beweis, dass wir richtig entschieden hatten, regnete es auf dem Rückweg in unsere “Bio-Hütte” in Vilches in Strömen und wir waren abends dankbar über einen trockenen Platz und eine heiße Dusche, denn wir kamen durchnässt bis auf die Knochen dort an. Wir übernachteten in einem pädagogischen Projekt, das Naturfreizeiten mit  Kindergruppen (auch Behinderten) organisiert. Dafür haben sie ein Gruppenhaus mit Matratzenlager und großem Essraum gebaut, in dem man auch forschen kann. Wir bekamen das Betreuerzimmer, das so groß war, dass wir alle Klamotten zum Trocknen ausbreiten konnten. So war das Ende unseres Ausflugs doch noch ganz nett, aber wir haben erstmal die Nase voll von Backpack-Touren.

Wir waren so gefrustet, dass wir Chile eigentlich verlassen wollten, um zu schauen, wie es auf der anderen Seite der Anden in Argentinien aussieht. Aber beim Studium des Wetterberichtes und der Prognose von Gewitterstürmen, starkem Wind und Bewölkung beschlossen wir  Chile weiter zu erkunden. Doch wohin?

Zum Glück bekamen wir morgens eine SMS von Leuten, die weiter im Süden unterwegs waren, und von dort reinen Sonnenschein meldeten. Wir also ins Auto, ca. 500km nach Süden auf der Panamericana (=alles Autobahn) gedüst. Am Abend nach einem ersten Bad im See Villarica mit herrlichem Blick auf den gleichnamigen Vulkan haben wir in unserem Hostal “Torresuiza” eingecheckt, wo uns die neue Besitzerin Helena herzlich begrüßte und uns gleich das “Vulkanzimmer” anbot. Was das bedeutet könnt ihr auf diesem Foto sehen, das vom Fenster aus aufgenommen wurden.

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Hier werden wir jetzt wohl einige Tage bleiben, denn die Gegend ist nicht umsonst eine der beliebtesten Urlaubsgegenden Chiles: Seen, Vulkane, Urwälder, tolle Wanderwege, Thermalbäder – eigentlich alles, was man sich so wünschen kann. Und der Wetterbericht sagt Sonne und Wärme für die nächsten Tage an, mal sehen………

Eine erste Wanderung haben wir bereits auf den Cani-Gebirgszug gemacht, wo wir wieder auf Araukarien und schöne Vulkanlandschaften gestoßen sind, die Spitzen der 4 nahegelegen Vulkanen verhüllten sich jedoch wieder einmal in Wolken.

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Kulturelles und touristisches Zentrum am See ist die Stadt Pucon, wo wir eine Freundin von Margit aufgespürt haben, die dort in einem Massagezentrum arbeitet. Mit Cecilia und ihrem Mann Guillermo haben wir schon einmal Kaffee getrunken und zu Abend gegessen und viele Infos über die Umgebung bekommen, so dass wir wirklich Lust haben ein Weilchen zu bleiben.

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Pucon zeigt ein ganz anderes Erscheinungsbild als alle anderen Orte, die wir bisher in diesem Land gesehen haben. Es wirkt moderner, gestylter und nicht von ungefähr leben hier eine Menge kreativer Leute mit Sinn für Ästhetik, die trotz des touristischen Rummels ihre Nischen finden und so ein Flair von Easy Living verbreiten.

Hier noch ein kleines Videoschmankerl für Schwimmfans:

Erstes Bad im Lago de Villarica



Unter Geiern im schottischen Regenwald: Eindrücke von der Isla Mocha

1 01 2011

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Ein dreitägiger Ausflug zwischen den Jahren führte uns auf ein abgelegenes Inselchen im Pazifik, das voller Mythen über Piraten und Walfänger zu sein schien. Sir Francis Drake wurde hier besiegt und mit einer Wunde von der Insel gejagt. Die Ideen für das Buch Moby Dick entstanden angeblich bei Beobachtung der hiesigen Walfänger. Etwa 100 Schiffswracks umringen die Insel wie eine Kette.

Dorthin kommt man eigentlich nur mit dem Flugzeug der einzigen Hotelbesitzer der Insel, die die Gäste von dem Hafenort Tirúa abholen und dann auf der Insel mit Vollpension unterbringen. Es gibt weder regelmäßigen Fährverkehr, noch geregelte Einkaufsmöglichkeiten, kein Restaurant und nur ganz wenige uralte Autos. Die ca. 650 Inselbewohner bewegen sich in erster Linie mit Pferdekutschen und leben von Viehzucht, Fischfang und Algensammeln.

Unser Abenteuer startete mit dem Flug in einer ziemlich alten Cessna, mit dem Interieur eines Sportwagens der 70er Jahre. Außer uns und dem Piloten war noch der Dorflehrer an Bord, damit waren alle Sitze besetzt. Leichte Panik ergriff Thomas, als er feststellte, dass er seinen Sicherheitsgurt gar nicht schließen konnte und immer wiederkehrende Turbulenzen fühlen sich ganz anders an, als im Jumbo, eben direkter.  In nur 200m Höhe flogen wir die 34 km übers Meer mit herrlichen Blicken über die ganze Insel.

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Nach unserer Ankunft beim ersten Strandspaziergang lernten wir gleich die Besonderheit der Insel kennen: Überall waren Vögel zu sehen, die größten von ihnen, die in großer Anzahl in der Luft schwebten, stellten sich als Geier heraus. Diese leben hier von Schlachtabfällen, die am Meer abgelagert werden, sowie von angeschwemmten Seehunden und sogar Walfischen. Das lässt eine eigenartige Atmosphäre entstehen, eine Welt, die auch voll von Zerfall und Verwesung ist. Verstärkt wird das noch von überall herumliegenden Knochenteilen, Schweinekiefern, Schafsschädel bis hin zu Walfischknochen und allgegenwärtigen Algen, die am Strand verrotten. Wir sahen auch Geier, die sich wie wild über einen Seehundkadaver hermachten.

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Aber das ist nur ein Teil des Insellebens. Im Inselinneren erstreckt sich dichtester Regenwald mit uralten Bäumen, wunderschönen Schlingpflanzen, blühenden Nesseln… Wieder mal ein Märchenwald, den man in gut 2 Stunden durchqueren kann, um auf der anderen Seite der Insel eine Landschaft vorzufinden, die an Schottland (oder andere nordeuropäische Küstengebiete) erinnert. Sehr überraschend das alles.

So machten wir uns auf die Wanderung mit belegten Broten und Pfefferminztee, ließen uns von der fremdartigen Schönheit der Landschaft verzaubern und waren dann nach der Ankunft im “Hotel” total erschöpft, da wir die letzten 3 Stunden am Strand mit heftigstem Gegenwind zu kämpfen hatten – alles sehr rau hier!

Etwas sonderpädagogische Interaktion war auch mal wieder angesagt, denn die Besitzer leben hier mit ihrem 26-jährigen geistig behinderten Sohn Mario, und so entsponnen sich beim Abendessen auch Diskussionen über unterschiedliche Ansätze der Behindertenpädagogik in den verschiedenen Ländern.

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Wir hatten diesmal großes Glück mit dem Wetter, konnten alles in strahlendem Sonnenschein bei ca. 20 Grad erleben und genießen. Nach 3 Tagen hatten wir quasi die gesamte Insel erkundet und umrundet und konnten voller neuer Eindrücke wieder in unser Domizil La Mona fahren um hier das Ende des alten und den Beginn des neuen Jahres zu feiern.

Wir wünschen Euch allen, dass es ein tolles Jahr wird, mit viel Glück und Gesundheit!

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