Auf der Teufelsinsel: Con Dao

7 12 2022

(26.11 – 6.12.)

Vom kleinen Flughafen werden wir ins Garden House gebracht und dort vom 13-jährigen Doan empfangen, der die nächsten Tage unser Dolmetscher sein wird. Das Familienhotel hat einen liebevoll gepflegten Garten, der direkt an den Urwald angrenzt, wo nicht nur die papayastehlenden Affen hausen, sondern auch ein 4G Mobilfunkmast steht (take this, deutsche Digitalminister!). Dort serviert uns die Mutter Tuyen einen Willkommenskaffee/ Tee mit Obst. Unser Moped steht schon bereit und wir schauen uns den Ort und die beiden Strände bei Sonnenuntergang zwischen den Inseln an.

Wir haben nicht viel Zeit, denn um 18 Uhr sind wir mit Dao und Tuyen zum vietnamesischen Abendessen verabredet. Auf Nachfrage werden noch 3 Bier aus dem Kühlschrank eingepackt und wir fahren mit 2 Mopeds zum Restaurant. Dort gibt es Vietnamese Pancake, eine Art Crêpe, der mit geraspelter Papaya, Karotten, Fleisch und Shrimps gefüllt ist. Dazu ein Teller mit Salatblättern, verschiedenen Kräutern, Reispapier und Schälchen mit einer süßsauren Soße. Tuyen zerteilt den Crêpe mit den Stäbchen und dann wird alles in ein Reisblatt gewickelt und in die Soße, die man mit Chili verfeinern kann, getunkt. Diese Art zu essen trifft auch auf gegrillten Fisch zu, wie wir ein paar Tage später feststellen werden. Wir haben etwas unsere Mühe, ersetzen Stäbchen durch Löffel und Gabel, schälen die Shrimps vorm Einwickeln…aber es schmeckt sehr lecker. Das Bier gießen wir in ein Glas, das mit einem riesigen Eisblock gefüllt ist.

Am nächsten Morgen fahren wir ins „Infinity“, eines der beiden als westlich angegebenen Restaurants, zum Frühstück mit süßem Pancake und English Breakfast und bekommen dort die Info für den schönsten Strand der Insel. 

Wir wollen uns auf der Insel umschauen, vielleicht doch lieber ein Hotel mit Pool und Fitness haben, da das Wetter sehr instabil ist und ein längerer Strandaufenthalt oder Schwimmen mit klarer Sicht nicht möglich erscheint. Auf der Fahrt kommt dann doch die Sonne raus und man bekommt eine Vorstellung wie schön diese Insel und das Wasser sicher außerhalb der Regenzeit sind.

 

 

Abends gehen wir in ein Live-Seafood-Restaurant und bestellen uns einen gegrillten Fisch, den wir nun professionell mit Reispapier, in das auch Reisnudeln gewickelt werden, verspeisen.

Careful what you choose – big Fisch is watching you!

Am nächsten Morgen sieht es nicht nach Regen aus, also Badesachen einpacken und mit dem Moped, geleitet von Goggle Maps, zum Bai Dam Trau Strand, der an einem Ende der Landebahn des Flughafens liegt. Es ist eine sehr schöne kleine Bucht, wenn man es durch die zerfallenen Buden und Müll zum Strand geschafft hat.

Wir schwimmen eine Runde und als wir zurück kommen erwischen wir eine Affenbande, die gerade dabei ist, unsere Tasche nach Essbarem zu durchsuchen. Pech gehabt, wir haben nur Wasser und Regenponchos dabei, die ihnen gar nicht passen würden. Leider merkt Judith dann beim Mittagessen, dass sie wohl eine Qualle gestreift und eine allergische Reaktion ausgelöst hat, die sie noch eine Weile mit Jucken und Brennen begleiten wird.

 

Die Affen Rasen durch den Wald…

 

An unserem letzten Abend im Garden Haus werden wir von der Familie zum Grillen eingeladen und es gibt nur Fisch und Meeresfrüchte. Sie sind wirklich sehr gastfreundlich und mit Hilfe von Doan und dem Zeigen von Fotos aus der Heimat, kriegen wir ansatzweise einen schönen kulturellen Austausch hin. Vor unserer Abreise unterstützt Thomas die Familie sogar beim Schmücken der oberen Zweige des „Weihnachtsbaums“.

Unsere letzten 4 Tage auf Con Dao verbringen wir im „Secret“, einem 4-Sterne Hotel mit Pool, Fitness mit Meeresblick, und auch in Anbetracht des regnerischen Wetters war dies die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Nach all den Wochen genießt Judith die Möglichkeit eines continentalen Frühstücks mit Müsli, Croissants und Käse, während Thomas sich von dem netten Kellner Phuk (Fu) in die verschiedenen Arten des vietnamesischen Frühstücks einweisen lässt.

 

 

Wir machen Sport und Yoga, lernen dort in der Fitness den malaiischen Manager Eugene kennen, nehmen am Abend noch einen Drink in der Bar und genießen die erstaunlich lockere, freundliche  Atmosphäre im Hotel mit netten Angestellten wie Bao und Anh. Wir werden dort Zeugen unzähliger Fotoshootings, vermutlich ein wesentlicher Grund für viele Vietnamesen in diesem schönem Ambiente Urlaub zu machen.

Wir nutzen den Regentag um die Geschichte Con Daos, die jeder Vietnamese kennt, zu erforschen. Hier wird sowohl die französische als auch die amerikanische Besatzung aufgearbeitet. Die grausamen Folter- und Haftmethoden, ursprünglich für Verbrecher und später meist politische Gefangene, werden in für uns fragwürdiger, aber extrem anschaulicher Weise dargestellt. Traurige Berühmtheit haben die von den Franzosen entwickelten „Tigercages“ erlangt, in denen die Gefangenen zusammengepfercht oft bis zum Tode litten.

Puppen, die das harte Leben der Häftlinge darstellen. Gut oder nicht?

 

Nach 1975 fing das heutige Leben auf der Insel an und die Menschen hier wirken sehr entspannt und zufrieden. Das liegt vielleicht daran, dass das Bewusstsein der schlimmen Zeiten zwar allgegenwärtig ist, aber man sich heute auch auf die Schönheit der Natur der Insel konzentrieren kann und das Leben insgesamt leichter und unbeschwerter geworden ist.

Wir machen einen Ausflug mit einer kleinen Wanderung durch den Urwald, deren Startpunkt am Ende eines langen einsamen Sandstrands liegt und merken, dass zur Erhaltung der Schönheit noch viel zu tun ist. Wir machen Fotos vom Müll am Strand und stellen uns vor, wie schön es wäre, wenn es eine Räumungsaktion mit Schulklassen gäbe. Dies ist dann nochmal Anlass für ein Gespräch mit dem Hotelmanager, der unsere Fotos interessiert entgegen nimmt und das Thema beim nächsten Meeting mit der Inselregierung zur Entwicklung einbringen will. Insbesondere unseren „Lehrervorschlag“ findet er sehr gut und wir denken an Kaya und den Ansatz der „Schule der Nachhaltigkeit“ in Frankfurt.

Con Dao war für uns, trotz bescheidenen Wetters, ein schöner Ruhepunkt zum Abschluss unserer gemeinsamen Zeit auf dieser Asienreise.

Wir kehren für 2 Nächte nach Saigon ins „Goldview“ zurück, genießen den Stadtausblick vom 33. Stock und schließen den Kreis mit einem Treffen mit Hung und Phung, die wir in der Mekong Lodge kennengelernt haben. Und stellen nochmal fest, Saigon ist eine sehr interessante,  aber auch anstrengende Stadt.

 

      

 

 

Am 8.12. gehts um 6 Uhr zum Flughafen und dann trennen sich unsere Wege bis Weihnachten. Judiths führt nach Frankfurt und Thomas reist nach Laos.  Er wird zum Abschluss in Thailand noch einen Besuch bei Kwan, Helis Witwe, machen und am 23.12. nach Hause kommen.

Merry Christmas aus Vietnam!

 

Sogar Ho-Chi-Minh winkt uns zum Abschied!

 



Schon mal was von Qui Nhon gehört?

7 12 2022

(22.11. – 28.11.)

 

 

Eine Stadt,  von der wir nichts wissen und die nur bei den wenigsten Vietnam Touristen auf dem Plan steht?  In der absoluten Nebensaison? Warum sollte man da hinfahren? Für uns ganz einfach: Unser Freund Jim und seine Freundin Ha Linh haben diesen Ort als Treffpunkt vorgeschlagen.  Sie waren beide selbst noch nie dort und hatten gehört,  dass es in der nahen Umgebung schöne Strände und Attraktionen geben soll. Wir also bei Airbnb ein Apartment gebucht: 19. Stock Hochhaus.  Ganz modern mit Pool und Fitnessstudio auf dem Dach im 40. Stock.  2 Schlafzimmer,  2 Bäder, Küche, TV,  Waschmaschine für 39€ die Nacht? Warum nicht? Das Altara Gebäude stellte sich dann als nicht ganz so perfekt raus,  vor allem weil der Pool gerade renoviert wurde und unser Blick durch trübe, ungeputzte Scheiben auf das arg verschmutzte Hafenbecken zeigte.

 

Nichtsdestotrotz lebten wir uns gut ein, folgten Ha Linh auf ihrer Suche nach den besten Seafood Restaurants der Stadt. Ein gutes Seafood Restaurant bedeutet in 1. Linie frisch und frisch heißt: lebendig, ohne Frage nach dem „Tierwohl“. Es gibt eine Riesenauswahl an verschiedensten Muscheln, Fischen und Schalentieren ( Papageienfische, Moränen, Elefantenrüsselschnecken, Fächerkrabben), deren Namen man oft nicht kennt und alles hat auch hier durchaus hohe Preise.  Das Ambiente des Restaurants spielt eine Nebenrolle. Am Wasser ist gut, wie das Wasser riecht oder aussieht, egal. Die Kellner müssen springen, das Dosenbier muss eiskalt sein, der Meeresfrüchte müssen viele sein und es stört auch keinen, dass es laut zugeht wie in der Vereinskneipe nach erheblichem Alkoholgenuss oder dass die bereits verlassenen Tische sofort abgeräumt und die Stühle aufeinander gestapelt werden. So lecker der Hummer schmeckt, die Calamari wünscht man sich als Europäer geputzt, den Fisch vollständig ausgenommen und ein bisschen Sehnsucht nach Terrazzino oder gegrilltem Fisch von Neşo kommt da schon auf.

 


Wir bummelten täglich durch die sehr gepflegten Parkanlagen und Strandpromenaden, wurden an jeder Ecke mit Videoübertragungen von der WM konfrontiert (und mussten so das Debakel der „Mannschaft “ gegen Japan live verfolgen).

Oft dachten wir in dieser Stadt: Aha, so planen die Vietnamesen also die Zukunft des Tourismus in ihren aufstrebenden Regionen.

Ein deutlicher Aktivitätsschub trat nach 3 Tagen ein, denn wir zogen um ins nächste Apartmenthaus, diesmal in den FLC Seatower mit Meeresblick zentral in Qui Nhon (sprich oui njon) gelegen.  Einen großen Unterschied machte der Kontakt zu Mr. Minh, dem 32jährigen Manager der Apartments. Schon vor Ankunft hatte er alles für uns organisiert (per WhatsApp wurden unsere Wünsche abgefragt), Roller standen bereit  und Restauranttipps waren übermittelt. Er kam jeden Tag auf einen Chat, wollte sein Englisch verbessern und brachte einmal sogar seinen süßen Sohn mit, der mit 3 schon alle Farben auf Englisch sagen konnte. Das sind die wirklich tollen Begegnungen auf unseren Reisen.

Nun durch Scooter mobil konnten wir die umliegenden Strände und kleinere Fischerdörfer erkunden: Bai Xep mit dem coolen Hostel „life’s a beach“ und Ky Co, ein abgelegener Strand auf einer Halbinsel,  das letzte Stück nur mit Shuttlebus erreichbar.

Born to be wild?

 

 

Außerdem hatten wir direkt neben der Unterkunft das wohl coolste Café der Stadt, den 69 Pub. Hier gab es jeden Abend Accoustic live music plus Cocktails und auch Thomas war eingeladen,  ein paar Songs zu spielen.  Die Song Auswahl für junge Leute krass: von Elvis über Paul Anka bis Sinatra – alle Crooner dabei.  Zum Abschluss gab’s „Stand by me“ als Duett von Trang, einer blonden 25jährigen Uniabsolventin in Englisch und „Mr. Tom“, dem deutschen Geronten…..(ông gia). Hat Spaß gemacht und auch Jim war glücklich,  mal wieder Musik aus seiner kulturellen Sozialisation zu hören.  Es geht halt nix über Oldies, wahrscheinlich die Musik unserer Zeit,  die die Leute am meisten zusammen bringt.

Ein besonderes Essenserlebnis war noch die Fischsuppe „lau ca keo“, in die lebendige kleine Aale aus einer Plastiktüte geschüttet wurden (Deckel auf dem Topf ist hier ganz wichtig, sonst springen sie im Todeskampf raus), was bei uns dann doch zu entsetzten Gesichtsausdrücken geführt hat,  während Ha Linh vergnügt und genussvoll die sardinengroßen Fischlein mit Haut und Kopf verspeiste.
Dazu lernten wir in der „Foodstreet“ noch die leckeren vietnamesischen „Pizzas“ (Ban Xeo) kennen, die dann am Ende mit allen möglichen Kräutern und Gemüse als Röllchen im Reispapier landen.
Unser Gesamteindruck in dieser Stadt: Von vietnamesischer Tradition hin zu Miami Beach Lifestyle braucht es nur wenige Jahre. Insgesamt scheinen die meisten Bewohner das zu genießen und wirken recht zufrieden.

Containershipwatching, auch hier

Nach der schönen gemeinsamen Woche mit Jim und Ha Linh,  guten Gesprächen und freundschaftlichen Gefühlen, ging es für die beiden zurück nach Hanoi,  während wir uns über Saigon mal wieder auf eine kleine Insel propellern ließen: Con Dao.