Warum ist es auf Kaua’i so grün?

3 03 2011

Tja, diese eher kleinere Insel wird auch “The Garden Isle” genannt und warum dies so ist, wurde uns in den ersten vier Tagen hier mehr als deutlich. Obwohl wir uns in Kekaha auf der trockeneren Westseite einquartiert hatten, trieb ein Sturmtief westlich der hawaiianischen Inseln sein Unwesen. Wir bekamen ordentliche Regengüsse ab, die harmlose Plätze in Seen und Wanderwege in Bäche verwandelten. Ordentlich gefrustet verbrachten wir die ersten beiden Tage in einem garagenähnlichen Studio mit Blick auf den mülligen Gartenbereich und sehnten uns ins Blue Tile Beach House nach Maui zurück. Dann zogen wir um in ein schönes Apartment mit Meeresblick, aber der tiefhängende graue Himmel und die ständigen Güsse hatten kein Erbarmen. Gut war es, dass Thomas von den Besitzern eine schöne alte Ovation-Gitarre geliehen bekam und so lange den Blues sang, bis am 4. Tag (zum Abschied) der Himmel aufriss, wir sogar noch einen wunderschönen Sonnenuntergang geboten bekamen, bevor wir in den feuchteren Ostteil der Insel umziehen mussten. Ein Highlight des Westens ist der Waimea-Canyon, in dem wir es trotz des schlechten Wetters wagten, eine Wanderung zu machen und durchnässt bis auf die Unterwäsche zurückkamen. Ist allerdings keine Besonderheit, denn wir waren nur wenige Kilometer vom regenreichsten Ort der Welt entfernt (über 10m Niederschlag pro Jahr). Die Wege dort sind ganzjährig von matschigem rotem Lehm (der berühmte “red dirt” von Kauai) bedeckt und manche steilen Wege kann man nur rutschend auf dem Po zurücklegen, was wir gerade noch so vermeiden konnten.

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Allerdings ist die Tierwelt hier faszinierend: Außer den vielen Walen und den grünen Meeresschildkröten, die wir von Maui schon kannten, die man hier aber vom Strand aus direkt beobachten konnte, sahen wir einige Seehunde, die gemütlich am Strand schliefen.

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Das Inseltier schlechthin ist allerdings das Huhn beziehungsweise der Hahn. Diese Vögel laufen überall frei herum und das Hahnengeschrei ist Tag und Nacht zu vernehmen. Es handelt sich wohl um Mischungen von entlaufenen Zuchthühnern, die sich mit einheimischen freilebenden Hühnern gekreuzt haben und dann von entwischten Kampfhähnen noch mal genetisch aufgepeppt wurden. Wo kann man sonst auf der Welt Hähnen beim Kämpfen am Strand zuschauen?

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Nach unserem Umzug an die Ostseite war das Wetter wie ausgewechselt: Wir hatten selbst hier meistens blauen Himmel und optimale Bedingungen, die wunderschönen Sandstrände von Kaua’i zu erkunden. Die Landschaft im Nordosten ist noch üppiger und tropischer als auf Maui und durch die schönen Blicke auf traumhafte Buchten wurde für uns sogar die “Road to Hana” noch getoppt. Das Ganze ist allerdings mit viel Fahrerei bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten verbunden, so dass man immer auch ordentlich Zeit im Auto verbringt.

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Tja, und dann kam das Abenteuer, worauf wir uns schon so lange gefreut hatten, wir  schon Monate vorher die heißbegehrten “Permits”, von denen es nur 30 pro Tag gibt, ergattert hatten: Wandern entlang der nördlichen Na Pali-Küste. Dort gibt es den 11 Meilen langen Kalalau-Trail, den wir mit 3 Übernachtungen hin und zurück wandern wollten. Ziel ist ein langer Sandstrand, der zu Füßen der steil aufsteigenden, türmchenartigen, grünen Berge liegt, die einen “Mittelerde” denken lassen. Aufgeteilt in 4 Abschnitte (6, 5, 9 und 2 Meilen) machten wir uns, gut ausgerüstet mit Essen auf den Weg. Ein Vorher-Nachher-Bild gefällig?

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Hier ein paar Stichworte, was einem bei dieser Wanderung so durch den Sinn geht:

Atemberaubende Blicke auf Korallenriffs – türkisfarbenes Wasser -  Orchideen am Wegesrand – riesige Agaven mit baumhohen Blütenständen -  Drachenbäume, die wirklich Bäume sind – eingewachsene, superschmale Pfade entlang der Klippen – die eigenen Grenzen spüren – die eigenen Grenzen überschreiten  – durch den knöcheltiefen Schlamm rutschen -  “slippery, when wet” – im wahrsten Sinne des Wortes “am Stock gehen” – barfüßige Hippies und eilende “Ironmänner” überholen uns – wilde Himbeeren – wilde Cocktailtomaten – wilde Bananen – etliche Fluss- und Bachüberquerungen (mit und ohne Schuhe) – immer wieder springende Wale am Horizont beobachten – leise tröpfelndes Wasser, das an moosbedeckten Felswänden entlangrinnt ( wunderschöne Meditationsplätze) – bunt gefiederte Vögelchen sehen und hören – schwindelnde Höhen  – tosende Wellen unterhalb der Klippen – weißer, weicher Strand – zur Belohnung: ein Wasserfall als Dusche – Wasser mit Chlortabletten reinigen – 100% Luftfeuchtigkeit=durchgeschwitzte Klamotten nach 10 Minuten – Camping mit Blick aufs Meer – unwirkliche Berge im Abenddunst – Wolkenbilder im Sonnenuntergang…

Und noch einige fotografische Eindrücke von diesem unvergesslichen Weg:

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Nach der Wanderung war unsere Zeit auf dieser Insel auch schon wieder um. Noch eine Nacht im eher unspektakulären, aber für uns hervorragenden, Kauaii Sands Hotel, dann packen wir mal wieder die Taschen und fliegen weiter nach Hawai’i (hier genannt “The Big Island”), um dort noch einmal Vulkane und Lava näher zu erkunden. Wir werden berichten…….

PS: Abschließend zwei romantische Hawaiibilder, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Eines in unserem Apartment, das andere in dem Örtchen Hanapepe aufgenommen.

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Von der Üppigkeit der Tropen…

15 02 2011

Auf Hawaii lebt man im Überfluss. Hier ist einfach von allem mehr als genug da:

Sonne, Wolken, warmer Regen, tolles Meer (zum Schwimmen, Schnorcheln, Surfen), bunte Fische, riesige Wale, üppigste Grünpflanzen, wohin man schaut und Blütenpracht allerorten.

Dazu hat man auch noch die amerikanische Überflussgesellschaft: ein tropisches Paradies mit allem Komfort, den viele Amerikaner so brauchen. Dazu gehören dicke Autos, Häuser mit Klimaanlagen, riesige Supermärkte mit 300 Sorten Cornflakes etc.. Störend ist in erster Linie der Überfluss an Verkehr: Auch wenn hier alles so aloha-mäßig langsam zugeht, man sich eigentlich in Fahrradgeschwindigkeit vorwärts bewegen könnte, hier fahren alle mit dem Auto.

Als Gegenbewegung zum American Lifestyle gibt es eine große Hippie-Kommune (die meisten besitzen allerdings auch Autos), die einen alternativen Lebensstil gefunden haben, der sich um Yoga und Meditation, ökologische Lebensmittel und Strandleben dreht. Viele der Aussteiger haben kleine Verkaufsstände, über die sie sich mit dem Geld der Kurzzeittouristen so über Wasser halten. So gibt es jede Menge Kunsthandwerk-, Klamotten-, Schmuck-, Obst- und Fressstände in den Städtchen sowie an den Straßenrändern. Insgesamt ist allerdings ein harmonisches Miteinander zu beobachten – jeder gönnt dem Anderen sein persönliches Inselglück. Auch gibt es eine ganze Anzahl von Obdachlosen, die in ihren Vans oder Zelten ein Plätzchen am Strand gefunden haben und hier in diesem angenehmen Ambiente ihre Tage verbringen. Also vom Milliardär bis zum Bettler ist hier alles vertreten.

Wir sind inzwischen an die Nordküste Mauis umgezogen und wohnen am Rande des kleinen Örtchens Paia, mit Hippie-Flair und Westernambiente. Die Stadt bildete sich um eine große Zuckerrohrplantage (das wird auch heute noch in großen Mengen angebaut und verarbeitet auf der Insel) und hat noch ein paar schöne alte Holzhäuser wie zu Goldrauschzeiten – fehlt nur der Saloon. Dafür gibt es schöne kleine Cafes und Souvenirläden.

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Besonders toll fanden wir dieses Apothekenschild:

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In Paia beginnt die “Road to Hana”. Auf dieser Straße ist der Weg das Ziel und der Weg lohnt sich. So schlängeln sich täglich viele Fahrzeuge durch die ca. 600 Kurven und über die ca. 56 einspurigen Brücken, wovon viele einen Blick auf Wasserfälle und natürliche Pools zulassen. Wir machten uns auf den Weg mit 2 CDs im Gepäck, die bei uns im Hotel ausleihbar waren. So wurde uns an jeder interessanten Stelle eine Geschichte erzählt und wir wurden auf Wasserfälle, kleine Orte und besondere Attraktionen hingewiesen. Der erste Stopp war ein Wasserfall mit Schwimmmöglichkeit und der sah so aus:

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Insgesamt wird man fast erschlagen von der grünen Kraft der tropischen Pflanzen. Dichtstehender Bambus, tolle blühende Bäume sowie alle möglichen Pflanzen, die es bei uns nur als Topfpflanzen zu kaufen gibt bilden zusammen einen undurchdringlichen Urwald, der zu beiden Seiten der Straße herrscht. Man hat fast immer Meeresblick und weiter unten zeigen sich immer wieder schöne Buchten. Die Straße führt über das Städtchen Hana (mit 2 Läden, einem Hotel und ein paar Restaurants, auch nicht gerade groß) über 2 schöne Strände schließlich zu einem Nationalparkteil, der berühmt ist für seine “7 sacred pools”. Diese waren aber keine Konkurrenz zu den “Siete Tazas”, die wir in Chile besichtigen durften. Aber seht selbst:

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Ansonsten geht die Zeit hier im Blue Tile Beach House schnell vorbei. Wir kochen uns immer selbst, sitzen schon zum Frühstück am Meer (als einzige der Hausgäste übrigens) , gehen viel Schwimmen und schauen gerne den Wellenreitern und den Walen zu, was vom Ufer aus ganz einfach ist. Leider ist es ziemlich windstill zur Zeit, so dass das geliehene Surfbrett nur selten zum Einsatz kommt. Da kann man ruhig ab und zu mal lesen und am Computer sitzen. Und drüber sinnieren, an welcher Küste die Sonnenuntergangsstimmung nun schöner ist. Die Nordküste hat da auch so ihre Reize:

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Einen tollen Ausflug hatten wir zu unmenschlicher Zeit: Wir sind um halb fünf morgens aufgestanden, um im Dunkeln auf den Krater des Vulkans Haleakala zu fahren. Dort trafen wir uns mit hunderten anderen Touristen, um die Sonne an diesem magischen Ort zu begrüßen. Es war eine sehr beeindruckende Stimmung, bei den vielen Leuten hätte man sich aber ein bisschen mehr Ruhe und Einsamkeit gewünscht. Nachdem die Bilder im “Kasten” waren und wir mit Blick auf den Krater gefrühstückt hatten, machten wir noch eine Wanderung durch die Lavaasche (Sliding Sands Trail genannt), vorbei an Hügeln und Kratern auf einem sandigen Pfad, der dann von 3000m zunächst 500 Höhenmeter bergab ging. Beim Aufstieg zurück wurde uns dann wieder mal die dünne Luft bewusst und man konnte gar nicht richtig atmen. Was auch verrückt ist, dass nur wenige Kilometer von dieser absoluten Kargheit der üppigste Regenwald steht. So gesehen ist Maui schon eine sehr spezielle Insel mit einzigartigen geologischen und klimatischen Bedingungen.

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Unsere Zeit hier geht schon dem Ende entgegen und wir werden ab Freitag auf der kleineren (und regenreicheren) Insel Kauai sein und von dort wieder berichten.



Von Menschen und Walen

12 02 2011

Wie wir schon erwähnt hatten, ist im Winter “Walzeit” auf Maui und die großen Tiere (vor allem Buckelwale) verbringen hier einige Monate zur Aufzucht ihrer Jungen. In dieser Zeit fressen sie erstaunlicherweise nichts, denn die pazifischen Gewässer sind so algen- und kleinlebewesenfrei, dass es für sie einfach nichts gibt. Vollgefressen haben sie sich bereits im Sommer in den Gewässern von Alaska (was uns leider nicht so gelungen ist) und machen sich dann aus eigentlich unbekannten Gründen auf die lange Reise hierher, vorbei an der amerikanischen Westküste, um sich ausgiebig um die “kleinen” Racker zu kümmern. So wie wir es verstanden haben, ist der Spielplatz eher die Westküste Mauis, denn dort ist das Wasser flach und nicht so aufgewühlt. Hier trifft man vor allem die weiblichen Wale mit den Kälbern und den “Jährlingen”. Auf der Nordostseite tummeln sich eher die Männchen, die man dann zum Beispiel vom Hookipa-Lookout in weniger als 1000m Entfernung vorbeiziehen und aus dem Wasser springen sieht.

Wir haben an der Westseite eine Walbeobachtung mitgemacht und sind mit ca. 70 anderen Touristen (ein paar Einheimische waren auch dabei) auf einem Katamaran rausgefahren, immer in Richtung der von Weitem sichtbaren Fontänen, die beim Ausatmen entstehen. Und wir hatten Glück: eine Gruppe von 5 Walen hielt sich nicht an die vorgeschriebenen 100 m Entfernung zum Schiff und während der Käptn den Motor ausmachte und das Schiff treiben ließ, tummelte sich die Bande munter um unser Schiff herum. Die Touristen schrien teilweise vor Begeisterung auf, wenn sie tolle Spielchen mit ihren Brust- oder Schwanzflossen machten und manchmal sprangen sie so weit aus dem Wasser, dass fast der ganze Körper zu sehen war. Das Schiff gehört der Pacific Whale Foundation, einer gemeinnützigen Organisation, bei der wir jetzt Mitglieder geworden sind. Sie erforschen die Walpopulationen rund um den Globus und die Erfolgsgeschichte spricht für sich: Während zu Beginn ihrer Arbeit im Jahr 1984 nur noch ca. 1300 Buckelwale lebten, haben diese im letzten Jahr die 20000er Marke überschritten. Die Bestrebungen den Walfang zu unterbinden und politisch dafür zu kämpfen haben gefruchtet und es ist einfach ein tolles Gefühl, so viele von diesen mächtigen Vertretern in den hiesigen Gewässern beobachten zu können.

Es ist sehr schwer, die putzigen Tierchen auf einigermaßen vorzeigbare Fotos zu bannen, da man nie weiß, wo sie wieder auftauchen werden, und wie lange sie bleiben, bzw. was sie machen. Während man den Auslöser gedrückt hält und dahin fokussiert, wo man das nächste Auftauchen vermutet, springt auf der anderen Seite ein riesiges Exemplar aus dem Wasser und landet mit einem gigantischen Splash, von dem man dann noch 10% auf dem Bild hat. So zeigen wir uns unsere besten Bilder und ergänzen sie noch mit ein paar professionellen Aufnahmen der Pacific Whale Foundation, weil die Profis das einfach viel besser drauf haben.

Also viel Vergnügen beim Wale-Anschauen:

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Und noch ein paar Bilder von den Profis:

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Besonders schön war es, als wir über ein Unterwassermikrofon die Gesänge der Wale mit anhören konnten. Dabei haben wir gelernt, dass nur die Männchen Geräusche von sich geben, ganz anders als bei den Menschen…die Wal-Männchen “babbeln” nicht nur, sie sind auch richtige “Angeber”, wenn sie so aus dem Wasser springen. “Imponiergehabe” um die Frauen zu beeindrucken – halt wie im richtigen Leben!

Insgesamt war es ein vergnügliches, aufregendes und lehrreiches Unterfangen und wir sind froh, dass wir dabei sein konnten.



Auf Hawaii angekommen

6 02 2011

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sagte die Leuchtreklame zu uns, als wir nach der Landung zu unserem Gepäckband gingen. Wir nahmen es wörtlich und fühlten uns gleich wohl auf dieser Insel. Eine Stunde nach der Landung standen wir mit unserem Mietwagen vor unserem Apartment und kamen nicht rein, da der Vermittler uns die Nummernkombination zur Schlüsselbox nicht gegeben hatte. Aber zwei Telefongespräche und ein zwischenzeitlich eingenommenes thailändisches Essen später, hatten wir den Geist der Insel schon erfasst: No problem, irgendwie kriegen wir euch schon rein in das Apartment und nach 90 Minuten hatten wir dann tatsächlich kein Problem mehr: wir waren mit ersten
Einkäufen (z.B. ein paar Fläschchen Beck’s Bier) im Apartment und die Reise war zu einem guten Ende gekommen.

Doch bevor ihr euch ganz auf Hawaii einstimmt, noch mal kurz zurück zu unseren letzten beiden Tagen in Chile:

Zunächst hatten wir noch mal einen Aufenthalt in Isla Negra gehabt, wo wir im Hostel “Locura del Poeta” tatsächlich 2 verrückte Tage verbrachten und zwischen indischer Meditationsmusik, Horoskopen der Maya und der faszinierenden Philosophie von zwei deutschen Wandergesellen (Zimmermänner) den Kopf verdreht bekamen. Oder war es die Geruchsmischung von Räucherstäbchen und Sickergrube? Wir wissen es nicht!

Zusätzlich besichtigten wir noch das Wohnhaus Pablo Nerudas, das unter der riesigen Sammlung von Kunst, Kitsch und Kuriositäten auch alles andere als Klarheit vermittelte, aber uns völlig in seinen Bann zog. Und dann war da noch die Geschichte mit dem imaginären Schiff, dass ein chilenischer Hippie auf dem Land erbaut hat und das wir besichtigen durften mit Takelage und Meeresschwankungen (alles eingebildet)! Ach ja, und an einem typischen chilenischen Sommerstrand waren wir auch noch. Wir sind allerdings ein Stückchen weitergewandert, wo es etwas ruhiger wurde.

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Auf der Rückfahrt nach Santiago nutzten wir die Gelegenheit, noch einmal in edlem Ambiente von den köstlichen Weinen des Landes zu kosten und machten am Weingut Indomita halt. Dort mit Blick über die Weinfelder und auf die im leichten Wind wehende Flagge verabschiedeten wir uns dann endgültig von Chile und fuhren in chaotischer Weise durchs Labyrinth von Santiago (es gibt wirklich keine Straßenschilder in diesem Land, abseits von der Panamericana!) zum Flughafen.

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Santiago, Lima, Los Angeles – dort 7 Stunden Aufenthalt und Zeit, ins Internet zu gehen und Hamburger zu essen – und schließlich nach 33 Stunden Ankunft in Kahului, dem Flughafen von Maui.

Es ist leicht, die Faszination dieser bei doch recht vielen Menschen beliebten Insel zusammenzufassen. Schaut euch einfach die nächsten Bilder an und ihr könnt es spüren:

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Es ist fast unmöglich, einzelne Strände oder Landschaften besonders hervorzuheben. Die Sonnenuntergänge sind überall an der Westküste gleich gut zu sehen, die Strände sind doch sehr ähnlich, unterschiedlich vielleicht nur in der Zugänglichkeit und daraus folgend im unterschiedlichen Publikum. Während an den teuren Hotels kaum Parkplätze für “Billigtouristen” vorgesehen sind und die Besucher dort dann meistens älter und betucht sind, treffen sich an anderen Stellen eher die Alt-Hippies und jüngere Reisende, die mit Zelt und Rucksack unterwegs sind.

Großer Pluspunkt der Inseln ist das Klima: Zu dieser Jahreszeit bewegen sich die Temperaturen zwischen 18 und 26 Grad, das heißt man schwitzt nicht und friert nicht. Im Sommer wird es wohl ein bisschen heißer, aber nicht so, dass man total leiden muss, dank der Passatwinde, die wohl immer für Kühlung sorgen.

Momentan sind wir auf dem “Schnorcheltrip”: Haben uns Taucherbrillen gekauft und ziehen jeden Morgen los, einen anderen Strand bzw. ein anderes Korallenriff zu beschnorcheln. Faszinierend, dass dies vom Strand aus möglich ist und dadurch auch nichts kostet. Außer den ganzen bunten Fischen und wirklich schönen Korallenformationen haben wir auch schon mehrere Meeresschildkröten von ganz nah bewundern können, die in ihrer ruhigen und erhabenen Art durchs Meer gleiten und auf uns eine ganz wunderbare Ausstrahlung haben. Aufgrund mangelnder Ausrüstung (keine Unterwasserkamera dabei, verflixt!) zeigen wir euch ein paar Beispiele aus dem Internet:

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Genau so sehen sie aus und genauso nahe schwimmen sie an uns vorbei und wenn man Glück hat, begleiten sie einen sogar eine Weile. Eine faszinierende Begleiterscheinung beim Schnorcheln zu dieser Jahreszeit ist die Tatsache, dass man sobald man den Kopf unter Wasser hält und still bleibt, die Gesänge der Wale hören kann. Sie sind momentan zur Aufzucht ihrer Jungen rund um die Insel unterwegs und ab und zu sieht man vom Ufer aus in der Ferne mal etwas aufspritzen, das war dann ein springender Wal.

Natürlich müssen auch einige Worte zum Windsurfen fallen: Hier, wo Robby Naish in den 70er Jahren angefangen hat, diesen Sport populär zu machen ist er immer noch total angesagt. Inzwischen begleitet von genauso vielen Kitesurfern. Beidce Gruppen haben sich beispielsweise den Strand von Kanaha an der Nordküste Mauis brüderlich aufgeteilt.

Thomas hat sich seinen Geburtstagstraum erfüllt und sich in das türkisblaue Wasser gewagt, ist aber immer schön brav vor den heranrollenden 5 Meter hohen Wellen umgedreht und wieder ans Ufer gesurft. Das Licht, die entspannte Stimmung am Surfspot, die Optik des Meeres und des Strandes sind wohl für jeden Windsurfer faszinierend und deshalb wird dieser Sport auch noch lange weiterleben. Dazu kommt, dass alles so gut organisiert ist: Man parkt direkt am Strand, baut auf schönem Rasen auf und am Ende spült man unter den vorhandenen Duschen sich selbst und  Material vom Salz frei. Die Profis vor Ort fahren in den riesigen Brechern herum als wäre es nichts und auch die Zuschauer, die nichts mit surfen am Hut haben staunen mit offenen Mündern über die akrobatischen Einlagen aller Surfer hier (ob Wind, ob Kite oder auch die Wellenreiter).

Hier mal ein paar Bilder:

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Hier noch ein kleines Video:

Am Kanaha Beach

Ansonsten sind wir gerade dabei, die Insel zu erkunden. Angefangen haben wir mit der Westküste, da wir die ersten 10 Tage in Kihei ein Apartment gemietet haben. Das Leben hier ist sehr amerikanisch: es gibt große Supermärkte, die 24 Std. offen haben, alle Restaurantketten sind vertreten, die Autos sind riesig und brauchen viel Sprit und die Highways sind  immer voll. Trotzdem ist alles entspannter als auf dem Festland und der Takt ist deutlich langsamer.

Gestern haben wir einen schönen Tag mit Gail, Kliff und Annali am Strand verbracht, die auf ihrem Zwischenstopp von Big Island nach Alaska waren. Alaska war ja der Anfang unserer Sabbatjahrreise, der kälteste Staat der USA….jetzt sind wir im sicher wärmsten Staat gelandet und so schließt sich irgendwie der Kreis.

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In den nächsten Tagen werden wir uns noch mal mit den Buckelwalen befassen und über die Pacific Whale Foundation eine Schiffstour buchen, um diese riesigen Säugetiere mal von Nahem zu betrachten.



Adios Chile

30 01 2011

Dieses ist unser letzter Beitrag aus Chile.

Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Schnee, Wüste,  Vulkane, Seen, heiße Quellen, Urwälder, Bambus, Hortensien, Jacarandabäume, Fingerhut, gelber Mohn, Ginster, Araukarien, Coigues, Fuchsien, Vicunas, Flamingos, Kondore, Kormorane, Kibitze, Geier, Pelikane, Seehunde, Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde, die Panamerikana, Copec-Tankstellen, Internet im Pronto, Jumbo Supermarkt, Sternenhimmel, Paila Marina, Palta, Cazuela, Pan Amasado,  Pisco, Llamas, Cabernet, Carmenere, Pablo Neruda, Isabel Allende, Isla Negra, Valle de Elqui, Wandern, Conaf-Campingplätze, Refugios Lican Huasi,  Colacion, Staunen, Hostels, Jaiba, Cabalgatas……

3 Monate haben wir dieses faszinierende Land bereist, unglaublich schöne Landschaften gesehen, sehr viele nette und interessante Menschen getroffen.

Jetzt zieht es uns zu neuen Ufern…Hawaii erwartet uns und wir haben auch schon unser erstes date: Der Kreis unserer Reise schließt sich noch einmal, denn wir werden dort Gail, Kliff und Annali aus Fairbanks/Alaska treffen.

Zu guter Letzt eine Fotosammlung aus diesen drei Monaten…nein, es ist nicht die “trashbox”, die gibt’s erst zu Hause!!

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Das war’s für uns in Chile!

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Der letzte Reiseabschnitt in Chile: Von den Anden durch das Colchagua Tal ans Meer

25 01 2011

Jetzt sind wir quasi wieder am Ausgangspunkt. Am Meer nördlich von Valparaiso haben wir eine traumhafte Unterkunft gefunden und bereiten uns hier auf die Abreise gen Hawai am 29.1. vor.

Aber nochmal zurück, denn es gibt noch einiges von unterwegs zu berichten:

Nach unserer Abreise in Villarica haben wir uns noch mal ein ganz besonders chilenisches Vergnügen gegönnt. Wir haben eine Nacht bei den Thermen von Tolhuaca verbracht, wo wir zum Angebotspreis von 50% (hat trotzdem noch 75€ für uns beide gekostet) Übernachtung mit Frühstück plus 2 Tage Nutzung der Thermalbecken gebucht hatten. Die Besonderheit hier: Das einzige Thermalbad in Chile, wo man direkt vom Becken Blick auf einen kochenden und dampfenden Geysir hat. Außerdem schweift der Blick beim Baden in eine Schlucht mit Wasserfall und steil an den Hängen stehenden Araukarien. Es riecht überall kräftig nach Schwefel und die Becken haben eine Temperatur von 39 Grad. Nachts sitzt man unter einem prächtigen Sternenhimmel, denkt über die Entstehung der Erde nach und ist wieder mal beeindruckt von den Kräften der Natur, die solche Plätze geschaffen hat. Ein Höhepunkt war am Morgen vor der Abreise, dass Thomas eine mehr als einstündige Watsu Massage von einem dort arbeitenden Masseur bekam (Oferta!). Nach den anstrengenden Wanderungen war das mal Wellness pur. Aber direkt im Anschluss sind wir dann noch mal im gleichnamigen Nationalpark auf einen kleinen Berg gestiegen um zum letzten Mal die Üppigkeit der Araukarienwälder zu bewundern.

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Weiter ging’s zum Adios-Sagen zu unseren Gastgebern an Weihnachten und Neujahr, Heinrich und Sabine in La Mona, wo wir noch mal ein leckeres Essen und ein nächtliches Bad im dortigen heißen Becken genießen konnten.

Dann fuhren wir nochmal in die Gegend von Talca, wo wir den Nationalpark Siete Tazas erkunden wollten. Endlich hatten wir die optimalen Bedingungen für Camping, weil wir  das Zelt in herrlicher Voranden-Landschaft unter Bäumen aufbauen konnten. Tagsüber haben wir geschwitzt und nachts nicht gefroren, so wie das beim Sommer-Camping eigentlich normal ist. Der Park ist sehr beliebt bei chilenischen Campern und wir konnten auf einem privaten Campingplatz erleben, was das bedeutet: Ziemlich schlechte hygienische Bedingungen und nachts lärmende Jugendliche trübten das Vergnügen in der Natur zu sein deutlich. Glücklicherweise fanden wir einen sehr netten Parkwächter, der uns auf den offiziellen Nationalpark-Camping lotste, wo wir ein traumhaftes Plätzchen fanden und der von weither schallende Lärm des anderen Platzes nebensächlich war.

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Die Beliebtheit des Parks entsteht, weil die Besichtigung der vielen Wasserfälle entlang des Rio Claro durch kurze Zugänge einfach für alle Touristen ist. Wir wanderten natürlich ein bisschen weiter flussaufwärts, womit wir erreichten, mitten in der Hochsaison an einem touristischen Ort mal wieder ganz für uns zu sein. Ganz toll war das Bad in den “Schwimmlöchern” des kristallklaren Flusses, der sogar mit Sandstränden gesäumt war. Abends schlossen wir das Erlebnis mit einem kühlen Radler aus der Kühltasche am Lagerfeuer ab – der Vorteil von Camping mit dem Auto!

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Tja, und dann musste auch das noch kommen, worauf ihr sicher alle gewartet habt: Da Pferde in Chile allgegenwärtig sind und überall sogenannte Cabalgatas angeboten werden, konnten wir nicht wiederstehen und führten die Besichtigung der “Sieben Schüsseln” auf dem Rücken eines Gaules durch. Keine Angst – wir sind keine Pferdefans geworden und durch die Kürze des Ausrittes (ca. 2 Std.) war es eine vergnügliche Unternehmung, die wir jederzeit mal wiederholen würden.

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Nur kurz hatten wir Zeit, das Mekka des chilenischen Weinanbaus zu besichtigen. Auf der Fahrt ans Meer nahmen wir die Ruta del Vino, wo zwischen San Fernando und Santa Cruz das Colchagua Tal mit die besten Weine Chiles hervorbringt. Eine kleine Weinprobe in Ehren kann niemand verwehren und unsere Wahl fiel auf das Weingut Ravanal, wo wir vom Chef persönlich in der eindrucksvollen, nagelneuen Probierstube bedient wurden. Wieder fiel uns das gute Preis-Leistungs-Verhältnis der Weine hier auf: Eine Gran Reserva ist schon unter 5€ zu erstehen, absolute Spitzenweine erreichen auch schon mal die 15€-Marke, da fängt es in der Provence erst an……..

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Insgesamt waren wir schon enttäuscht, wie wenig lieblich und touristisch erschlossen diese Gegend ist. Entweder man zahlt 20€ für eine Besichtigung der Weingüter mit Probe und Disneyland-Charakter (Pferdekutschfahrt etc.) oder man findet keine Möglichkeit, Weine zu probieren. Auch kleine, schnuckelige Kneipen sind nicht vorhanden, so dass wir schließlich im Auto ein Käsebrot aßen, bevor wir weiter fuhren. “Annerschtwo is annerschter und ned wie in de Palz”, meint Judith dazu!

Angekommen sind wir schließlich an dem schönen Strand südlich von Quintero, wo wir uns im “Ritoque Raices” für 5 Nächte eingebucht haben. Ein “Surfer-Hostel” mit Wohlfühlatmosphäre und netten Gästen aus aller Welt, vorwiegend englischsprachig. Unser Zimmer hat eine wunderschöne Terasse, von der aus wir den ganzen Strand überblicken können begeitet vom Geräusch der tosenden Brandung – einfach genial! Strandspaziergänge, gutes Essen und Trinken, den Surfern beim Abreiten der aberwitzigen Wellen zuschauen und ein bischen schreiben und lesen – sonst gibt es hier nichts zu tun. Hier haben wir uns inzwischen auch wieder mit Patricio, Alejandra, Llaimo und Chayan aus Vina getroffen, die wir im November schon mal besucht hatten. Wie gesagt, der Kreis schließt sich und die Abreise von hier rückt immer näher. Die letzten zwei Tage werden wir noch in Stadt Pablo Nerudas verbringen. Dort in Isla Negra gibt  es noch ein Museum und gute poetische Vibes zu erkunden. Wir können danach mit gutem Gefühl weiterziehen. Vorher wird es aber noch einen Abschiedseintrag von hier geben, an dem wir schon arbeiten.

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Chile ist anders–aber was?

23 01 2011

 

Abgesehen von Klima, Geographie, Sprache usw. gibt es viele Details, die uns als deutschen Touristen besonders ins Auge fallen. Wir haben hier ein paar Beispiele gesammelt:

1. In Chile geht es besonders korrekt zu. Für jede finanzielle Transaktion gibt es sogenanntes Boletas (Belege), die immer mit der Hand geschrieben werden, wenn keine automatische Kasse zur Verfügung steht. Nach einiger Reisezeit ist uns aufgefallen, dass in jeder Tasche und besonders im Portemonnaie sich unzählige von diesen Dingern ansammeln und man ab und zu mal Ordnung machen muss. Hier ein kleines Beispielfoto, von dem, was man so in der Tasche hat:

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2. Überall sind viele Hunde!

Es ist schon unglaublich, wie viele von diesen  Vierbeinern wir schon getroffen haben. Es fing in Annemaries Haus an, wo schon mal drei schöne Exemplare rumgerannt sind, und alle Nachbarn hatten anscheinend mindestens so viele. Aber nicht nur in Privathäusern, mehr noch in den Straßen geben sich die Kläffer ein Stelldichein. Man könnte jetzt denken: alles räudige Straßenköter! Weit gefehlt. Fast alle Hunde sind einer Rasse zuzuordnen und sehen weder unterernährt noch räudig aus. Sie haben ein ziemlich freies Leben, rennen durch die Straßen und bekommen wohl an vielen Orten was zum Fressen. Jetzt könnte man wiederum denken: diesen Viechern will ich nicht begegnen. Wiederum falsch! Wir hatten noch keine einzige kritische Situation mit einem aggressiven Vertreter der Zunft und man gewöhnt sich allmählich daran, dass die Hundchen wirklich überall sind.

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3. Chile ist ein WIFI-Land

Nicht nur, dass alle Unterkünfte für Touristen den Service bieten, sich ins jeweilige Netz einzuloggen – nein, auch an vielen öffentlichen Orten gibt es die Möglichkeit, ein ungesichertes Netz zu finden und dort seine mails zu checken oder die weitere Reiseplanung zu betreiben. Wir waren in allen Einkaufszentren, Busbahnhöfen und sogar Raststätten in der Lage, online zu gehen. In San Pedro de Atacama ist sogar der gesamte Hauptplatz WIFI-Zone. Und hier ein schönes Beispielfoto für die obigen beiden Punkte:

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4. In Chile wird viel kontrolliert

Ob an den Verkehrsstraßen, an den öffentlichen Plätzen oder in den Bussen: Alles wird überprüft. Die Menschen, die wir bis jetzt getroffen haben, gehen ganz locker damit um. Die Tourbusfahrer müssen oft ihre Papiere zeigen, denken aber es hilft, dass schwarze Schafe aus dem Verkehr gezogen werden.

In den Bussen gibt es eine öffentliche Anzeige als Laufband, mit Angaben über Geschwindigkeit, Name und Fahrzeit des Fahrers. Der Ticketkontrolleur, der mitfährt, wird von einem zugestiegenen anderen Kontrolleur nochmals kontrolliert.(Es gibt natürlich viele Beispiele, wie diese Kontrollen auch umgangen werden können, deshalb auch hier öfters mal Busunglücke!)

Bei jeder Geldtransaktion muss man seine Passnummer eintragen (haben die jetzt endlich mal auswendig gelernt). Ebenso beim Registrieren in den Hotels.

Besondere Situation: Thomas geht mit einer Dose Bier zur Fiesta des Ortes. Ein Polizist nimmt ihm die Bierdose ab und schüttet das Bier weg. So lernt man, dass es an allen öffentlichen Orten in Chile verboten ist, Alkohol zu trinken und dies auch durchgesetzt wird. (Die Einheimischen haben sich auf Mixgetränke spezialisiert, aber auch an denen wird gerochen). Wir haben sogar gesehen, wie Jugendliche die Polizisten anhauchen mussten, um zu riechen, ob sie getrunken hatten.

5.

“Überall Äpfel, Birnen, Reis! In Chile nur Stacheldraht, Stacheldraht, Stacheldraht…..”

(Pablo Neruda, zitiert nach Garcia Marquez: Die Abenteuer des Miguel Littin)

Es ist sogar im Nationalpark schwierig, mal hinter die Büsche zu verschwinden, um heimlich Pipi zu machen. Entlang aller begeh- und befahrbaren Wege ist das jeweilige Gebiet mit Stacheldraht abgesperrt, um so den Privatbesitz anzuzeigen. Von Patagonien bis in die Atacamawüste, von den Anden bis ans Meer: ewige Zäune und Absperrungen. Man sehnt sich mal nach ‘ner freien Wiese oder einem betretbaren Stückchen Wald!

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6. Die wichtigste Mahlzeit ist das Mittagessen! Da will wirklich niemand, vor allem nicht Beamte oder Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, gestört werden. Auf der Panamaricana sieht man keine Polizeiautos mehr (was die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 13 und 15 Uhr um mindestens 20 km/h erhöht) und – für uns absolut erstaunlich – man kann in dieser Zeit nicht in die Nationalparks, weil das Kassenhäuschen nicht besetzt ist. Anders eben.

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Es gäbe noch viel mehr Beispiele natürlich, aber wir wollen natürlich nicht zu viel journalistisch arbeiten. Deshalb nur diese kleine  Auswahl, die wir in 3 Monaten hier gesammelt haben.



Rund um Villarica und Pucon

16 01 2011

Aus zwei mach zwölf – eigentlich wollten wir nur zwei Tage im “Torresuiza Hostel” bleiben…dass es nun zwölf geworden sind hat viele Gründe.

Vulkane, Seen, Urwälder, nette Menschen, tolle Stimmung im Hostel, Kuchen, Urlaubsatmosphäre, schwimmen, wandern, Winterurlaub light…und über allem die tägliche Frage: Is the mountain out?

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So wie der Mount McKinley in Alaska die Gemüter der Reisenden bewegt, bestimmt der Vulkan Villarica das Leben in dieser Region des Seengebietes. Jede Wanderung, die man macht, wird immer wieder von Blicken auf diesen wunderschönen, schneebedeckten Vulkan gekrönt. Judith hat lange gezögert, ob sie den Aufstieg wagen soll, zumal sie es hasst in der Gruppe zu laufen. Aber man darf nun einmal nur  mit Begleitung auf diesen Berg und man kann sich seinem Reiz einfach nicht entziehen. Also haben wir fleißig trainiert und uns für eine Tour angemeldet.

Am Vorabend musste man die Schuhe anprobieren und bekam seinen Rucksack mit wasserdichter Kleidung, Steigeisen, Schutzhelm und Handschuhen. Man lernte die Führer und die Gruppe kennen, was bei Judith ein mulmiges Gefühl auslöste. Drei großgewachsene  Dänen, etwa 18-20 Jahre, Fußballer, sie die einzige Frau mit lauter Sportlern im Schnee, was ja nun auch nicht gerade ihr Element ist.

Und wie ging es aus? Die Jungs waren noch nie auf einen Berg gestiegen, wie auch, wenn man in Dänemark lebt? Also, wir alle haben es geschafft, nur Thomas war vom Aufstiegstempo leicht unterfordert. Einer der Jungs schlief auf der Rückfahrt ein und ganz sicher hatten alle drei am nächsten Tag tierisch Muskelkater. Insgesamt waren an diesem Tag bestimmt 200 Leute auf diesem Berg, teilweise erinnerten die Blicke an Ameisenstraßen. Aber so ist das nun mal mit dem Tourismus, manche Sachen machen so viel Spaß, dass man sie halt nicht mehr exklusiv erleben kann.

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Wir hatten Traumwetter, tolle Blicke auf die anderen Vulkane, weißer glitzernder Schnee, tiefblauer Himmel, Seen unter uns…

Oben dann der Blick in den Krater, aus dem beißender Rauch aufsteigt..

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Nein, das sind keine Außerirdischen, sondern wir auf dem Gipfel kurz vor der Abfahrt mit unseren “Potellern” auf denen wir durch den Schnee sausten.

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Beim “Abstieg” waren die Jungs echt im Vorteil, während Judith es vorzog mit einem der Guides zu rutschen und so die schnelle Abfahrt stressfrei genießen konnte. Richtig glücklich ist sie unten angekommen.

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“Is the mountain out?” Wenn man diese Frage bejahen konnte, hatte man eine tolle Zeit rund um Villarica. Schwimmen im glasklaren, erträglich warmen Lago Calafquen

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oder im Lago de Caburgue mit seiner weißen “Playa Blanca”

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oder im Lago de Villarica selbst, der in Laufnähe zum Hostel liegt.

Und dann noch die schöne Wanderung in den Nationalpark Huerquehue, die wir mit einem Pärchen aus Kanada (1 Jahr unterwegs) und Doug aus New York (wahrscheinlich 3 Jahre reisend) machten und zum Abschluss sogar mal in einer Hütte ein Radler zur Belohnung bekamen.

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“Is the mountain out?” Wenn man diese Frage verneinen musste, konnte man im  Hostel mit netten, interessanten Leuten schwätzen, die weitere Reise planen, gemütlich kochen oder den leckeren Kuchen der deutschen Bäckerei genießen. Oder trotzdem eine Wanderung machen, in der Hoffnung, dass er sich im Laufe des Tages doch zeigt.

Zwölf Tage am Lago Villarica, Thomas war 10 Tage davon schwimmen, keine schlechte Statistik für das chilenische Seengebiet. Die meisten Abende haben wir (im Fleecepulli) draußen gesessen, einen Ruhepunkt auf unserer Reise gefunden. Hier konnten wir auch schon Einiges für unsere bevorstehende Zeit in Hawaii vorbereiten und buchen, sowie den Rest der Zeit in Chile planen.



Mit Höhen und Tiefen ins Neue Jahr: Alto de Lircay und Lago Villarica

9 01 2011

Tja, jetzt haben wir schon 2011. Reingekommen sind wir ganz toll und entspannt in der Unterkunft von Heinrich und Sabine, mit denen wir schon Weihnachten zusammen feierten. Insgesamt waren wir 8 Deutsche, davon 5 Lehrer!!! Erst haben wir schön gegrillt und vor Mitternacht noch ein Weilchen in der Hot Tub und im Swimmingpool verbracht, bevor mit ein bisschen Tanz und vielen Gesprächen Silvester vorbei war und wir alle am nächsten Tag ziemlich in den Seilen hingen – a slow day!

Am 2. haben wir uns von La Mona verabschiedet und sind weiter Richtung Norden gefahren in die Reserva Nacional Altos de Lircay. Hier gibt es eine 10tägige Rundwanderung, von der wir eine Teilstrecke absolvieren wollten. Also war wieder einmal Logistik gefragt: Was essen und trinken wir in den nächsten Tagen, was ziehen wir an? Alles zu den Campingsachen gepackt, jeder noch 2 Flaschen Wasser eingepackt – los geht’s. Am ersten Tag bei angenehm milden Temperaturen Aufstieg von 1200 auf 2200 Meter, um an der Laguna Alto unser Zelt aufzuschlagen. Aber siehe da, ab  dem frühen Nachmittag waren wir über der Baumgrenze und es ging wieder los: Zuerst erwischte uns ein brutal kalter Wind, später kamen die Wolken, so dass wir frierend und schlotternd im Zelt unsere Ravioli verspeisten, noch einen kleinen Glühwein tranken und dann in den Schlafsack krabbelten, weil es der einzig warme Ort war. Nachts wurden wir vom Geräusch des Regens auf dem Zelt geweckt. Na toll, mal wieder riesig Glück beim Wandern! Glücklicherweise kam morgens kurz die Sonne raus, wir konnten das Zelt trocken einpacken und ein paar Fotos machen, die beweisen, wie schön es hier sein kann. Eigentlich hätte man spätestens bei Überquerung des Schneefeldes wissen müssen, was hier gespielt wird, aber somit haben wir ein kleines Solidaritätsfoto für die unter den Schneemassen Leidenden in Deutschland schießen können.

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Schließlich beschlossen wir noch einen Umweg über Enladrillado (wird als UFO-Landeplatz beschrieben) zu laufen und die Wanderung dann abzubrechen, denn die Bedingungen waren für uns Wärmeliebenden einfach zu hart. Dort erwartete uns eine ganz eigenartige Landschaft: Total flache Steinblöcke, die wie ein Mosaik zusammengelegt scheinen, bilden ein Plateau, von dem aus man fantastische Blicke in die Täler und Berge der Anden hat, vor allem, wenn der Himmel wolkenlos ist (seufz!).

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Zum Beweis, dass wir richtig entschieden hatten, regnete es auf dem Rückweg in unsere “Bio-Hütte” in Vilches in Strömen und wir waren abends dankbar über einen trockenen Platz und eine heiße Dusche, denn wir kamen durchnässt bis auf die Knochen dort an. Wir übernachteten in einem pädagogischen Projekt, das Naturfreizeiten mit  Kindergruppen (auch Behinderten) organisiert. Dafür haben sie ein Gruppenhaus mit Matratzenlager und großem Essraum gebaut, in dem man auch forschen kann. Wir bekamen das Betreuerzimmer, das so groß war, dass wir alle Klamotten zum Trocknen ausbreiten konnten. So war das Ende unseres Ausflugs doch noch ganz nett, aber wir haben erstmal die Nase voll von Backpack-Touren.

Wir waren so gefrustet, dass wir Chile eigentlich verlassen wollten, um zu schauen, wie es auf der anderen Seite der Anden in Argentinien aussieht. Aber beim Studium des Wetterberichtes und der Prognose von Gewitterstürmen, starkem Wind und Bewölkung beschlossen wir  Chile weiter zu erkunden. Doch wohin?

Zum Glück bekamen wir morgens eine SMS von Leuten, die weiter im Süden unterwegs waren, und von dort reinen Sonnenschein meldeten. Wir also ins Auto, ca. 500km nach Süden auf der Panamericana (=alles Autobahn) gedüst. Am Abend nach einem ersten Bad im See Villarica mit herrlichem Blick auf den gleichnamigen Vulkan haben wir in unserem Hostal “Torresuiza” eingecheckt, wo uns die neue Besitzerin Helena herzlich begrüßte und uns gleich das “Vulkanzimmer” anbot. Was das bedeutet könnt ihr auf diesem Foto sehen, das vom Fenster aus aufgenommen wurden.

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Hier werden wir jetzt wohl einige Tage bleiben, denn die Gegend ist nicht umsonst eine der beliebtesten Urlaubsgegenden Chiles: Seen, Vulkane, Urwälder, tolle Wanderwege, Thermalbäder – eigentlich alles, was man sich so wünschen kann. Und der Wetterbericht sagt Sonne und Wärme für die nächsten Tage an, mal sehen………

Eine erste Wanderung haben wir bereits auf den Cani-Gebirgszug gemacht, wo wir wieder auf Araukarien und schöne Vulkanlandschaften gestoßen sind, die Spitzen der 4 nahegelegen Vulkanen verhüllten sich jedoch wieder einmal in Wolken.

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Kulturelles und touristisches Zentrum am See ist die Stadt Pucon, wo wir eine Freundin von Margit aufgespürt haben, die dort in einem Massagezentrum arbeitet. Mit Cecilia und ihrem Mann Guillermo haben wir schon einmal Kaffee getrunken und zu Abend gegessen und viele Infos über die Umgebung bekommen, so dass wir wirklich Lust haben ein Weilchen zu bleiben.

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Pucon zeigt ein ganz anderes Erscheinungsbild als alle anderen Orte, die wir bisher in diesem Land gesehen haben. Es wirkt moderner, gestylter und nicht von ungefähr leben hier eine Menge kreativer Leute mit Sinn für Ästhetik, die trotz des touristischen Rummels ihre Nischen finden und so ein Flair von Easy Living verbreiten.

Hier noch ein kleines Videoschmankerl für Schwimmfans:

Erstes Bad im Lago de Villarica



Unter Geiern im schottischen Regenwald: Eindrücke von der Isla Mocha

1 01 2011

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Ein dreitägiger Ausflug zwischen den Jahren führte uns auf ein abgelegenes Inselchen im Pazifik, das voller Mythen über Piraten und Walfänger zu sein schien. Sir Francis Drake wurde hier besiegt und mit einer Wunde von der Insel gejagt. Die Ideen für das Buch Moby Dick entstanden angeblich bei Beobachtung der hiesigen Walfänger. Etwa 100 Schiffswracks umringen die Insel wie eine Kette.

Dorthin kommt man eigentlich nur mit dem Flugzeug der einzigen Hotelbesitzer der Insel, die die Gäste von dem Hafenort Tirúa abholen und dann auf der Insel mit Vollpension unterbringen. Es gibt weder regelmäßigen Fährverkehr, noch geregelte Einkaufsmöglichkeiten, kein Restaurant und nur ganz wenige uralte Autos. Die ca. 650 Inselbewohner bewegen sich in erster Linie mit Pferdekutschen und leben von Viehzucht, Fischfang und Algensammeln.

Unser Abenteuer startete mit dem Flug in einer ziemlich alten Cessna, mit dem Interieur eines Sportwagens der 70er Jahre. Außer uns und dem Piloten war noch der Dorflehrer an Bord, damit waren alle Sitze besetzt. Leichte Panik ergriff Thomas, als er feststellte, dass er seinen Sicherheitsgurt gar nicht schließen konnte und immer wiederkehrende Turbulenzen fühlen sich ganz anders an, als im Jumbo, eben direkter.  In nur 200m Höhe flogen wir die 34 km übers Meer mit herrlichen Blicken über die ganze Insel.

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Nach unserer Ankunft beim ersten Strandspaziergang lernten wir gleich die Besonderheit der Insel kennen: Überall waren Vögel zu sehen, die größten von ihnen, die in großer Anzahl in der Luft schwebten, stellten sich als Geier heraus. Diese leben hier von Schlachtabfällen, die am Meer abgelagert werden, sowie von angeschwemmten Seehunden und sogar Walfischen. Das lässt eine eigenartige Atmosphäre entstehen, eine Welt, die auch voll von Zerfall und Verwesung ist. Verstärkt wird das noch von überall herumliegenden Knochenteilen, Schweinekiefern, Schafsschädel bis hin zu Walfischknochen und allgegenwärtigen Algen, die am Strand verrotten. Wir sahen auch Geier, die sich wie wild über einen Seehundkadaver hermachten.

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Aber das ist nur ein Teil des Insellebens. Im Inselinneren erstreckt sich dichtester Regenwald mit uralten Bäumen, wunderschönen Schlingpflanzen, blühenden Nesseln… Wieder mal ein Märchenwald, den man in gut 2 Stunden durchqueren kann, um auf der anderen Seite der Insel eine Landschaft vorzufinden, die an Schottland (oder andere nordeuropäische Küstengebiete) erinnert. Sehr überraschend das alles.

So machten wir uns auf die Wanderung mit belegten Broten und Pfefferminztee, ließen uns von der fremdartigen Schönheit der Landschaft verzaubern und waren dann nach der Ankunft im “Hotel” total erschöpft, da wir die letzten 3 Stunden am Strand mit heftigstem Gegenwind zu kämpfen hatten – alles sehr rau hier!

Etwas sonderpädagogische Interaktion war auch mal wieder angesagt, denn die Besitzer leben hier mit ihrem 26-jährigen geistig behinderten Sohn Mario, und so entsponnen sich beim Abendessen auch Diskussionen über unterschiedliche Ansätze der Behindertenpädagogik in den verschiedenen Ländern.

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Wir hatten diesmal großes Glück mit dem Wetter, konnten alles in strahlendem Sonnenschein bei ca. 20 Grad erleben und genießen. Nach 3 Tagen hatten wir quasi die gesamte Insel erkundet und umrundet und konnten voller neuer Eindrücke wieder in unser Domizil La Mona fahren um hier das Ende des alten und den Beginn des neuen Jahres zu feiern.

Wir wünschen Euch allen, dass es ein tolles Jahr wird, mit viel Glück und Gesundheit!

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