Eine traurige Wanderung

27 12 2010

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Die Angst

Was geschah? Was ist geschehen? Wie geschah’s?

Wie konnte es geschehen? Soviel aber ist

gewiß, daß es geschah, und offensichtlich, daß es geschah,

es verging, verging beim Nichtwiederkommen der Schmerz:

es stürzte das Irren in seinen schrecklichen Trichter,

aus dem seine stählerne Jugend hervorging,

und die Hoffnung ihre Finger erhob.

(aus Pablo Neruda, Memorial V, Kritische Sonate)

 

Am 1. Weihnachtsfeiertag kehren wir ein 2. Mal in den Parcque Nacional del Laja zurück, denn wir wollen auch den Lago del Laja in seiner vollen Größe sehen. Von Heinrich und Sabine hatten wir inzwischen von der tragischen Geschichte gehört, die sich im Mai 2005 im Park ereignete, und die auch die Herkunft des obigen Bildes erklärte, das wir auf der ersten Wanderung gemacht hatten: Ein Trupp junger Soldaten kam bei einer Übung in einen Schneesturm, ein verantwortungsloser Befehl des Kommandanten, der die jungen Menschen trotz Wetterwarnung, dieser sinnlosen Gefahr aussetzte, die 45 Jungs das Leben kostete. Der Weg am See vorbei ist nun mit Gedenkstätten an die einzelnen Opfer gesäumt, die der Staat an jeden Fundort einer Leiche gesetzt hat. Ergänzt wird das durch kleine Grabsteine, Kreuze, Statuen und Inschriften, die Freunde und Familienangehörige zur Erinnerung an ihre Lieben dorthin setzten.

Diese Strecke zu laufen ist unglaublich erschütternd und berührt einen sehr. Manche Stätten liegen nur wenige Meter voneinander entfernt, an manchen Stellen sind zwei oder mehrere Gedenksteine mit den Namen und letzten Grüßen von Familie und Freunden. An einer Stelle haben Angehörige Spielzeugautos ihres Sohnes und seine Spielsoldaten hingelegt, Soldaten, die genauso verstreut auf der Erde liegen, wie  diese armen Jungs nach diesem verhängnisvollen Schneesturm…Man spürt richtig die Verzweiflung, die Angst, die diese jungen Menschen gehabt haben müssen, immer wieder bleibt ein Freund zurück, der einfach nicht mehr weiter kann.

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Man kann Militär oder Krieg an sich in Frage stellen, es ist natürlich auch sinnlos, wenn Soldaten “in Ausübung ihrer Vaterlandspflicht fallen”, aber bei dieser Aktion war es so offensichtlich sinnlos, und es hat das Leben so vieler Menschen zerstört. Auch die Überlebenden sind traumatisiert, einige haben sich danach das Leben genommen.

Wie kann man nur so grausam sein und das Leben so vieler Menschen aufs Spiel setzen?

Warum haben sich die anderen Offiziere nicht gegen diesen unsinnigen Befehl gestellt?

Was bedeutet Gehorsam, Widerstand, Pflichterfüllung?

Wie kann dieser Befehlshaber weiterleben?

Die Gedenktafeln des Militärs, das Ehrendenkmal für die sogenannten Märtyrer, die fürs Vaterland gefallen sind. Ist man ein Märtyrer, wenn man sicher unfreiwillig in den sicheren Tod geschickt wird?

So gingen wir dahin in dieser überragenden Natur im Nationalpark Laja und kamen aus dem Grübeln nicht mehr raus, und der Gedanke entstand, euch durch diesen speziellen Reisebericht an unseren Gedanken teilhaben zu lassen, an unserer Begehung des “Sendero de los Muertos” , wie wir ihn für uns genannt haben.

Hier die Denkmäler für die “Märtyrer”, das eine am Weg selbst, das andere, riesengroß, in der Innenstadt von Los Angeles. Hoffentlich nützt es den kommenden Generationen von Soldaten etwas!

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Hier noch, was die deutsche Presse damals über die Tragödie schrieb:

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,356985,00.html

http://www.focus.de/politik/ausland/chile_aid_94827.html



Unser Weihnachten in Chile

27 12 2010

Wir verabschieden uns erst einmal vom Seengebiet…die schönste Landschaft, aber vor lauter Wolken sieht man sie nicht, “deutscher Sommer” auch in Chile, auf der Suche nach Sommer und Sonne, Heimweh nach vertrauter Umgebung, nach Familie, nach einem schönen Abend mit Freunden, keine Lust mehr auf Hotels und Restaurants kurz gesagt, etwas reisemüde, steuern wir die Unterkunft “La Mona” an.

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Sie sprengt zwar wieder einmal unser Budget, aber wir müssen uns neu sortieren, einen Plan machen, wie wir die nächsten 6 Wochen in Chile gestalten wollen. Dort soll ja auch besseres Wetter sein und tatsächlich streifen wir bei 30°C durch das deutlich vom Erdbeben gezeichnete Los Angeles, finden endlich den Adapter, damit wir bei den langen Autofahrten schöne Musik vom I-Pod hören können- es bahnt sich schon an, dass hier für uns ein besseres Karma ist, als in Temuco!

Heinrich, der Besitzer, holt uns an der Straße ab und ganz schnell wird klar, dass sich ein Wendepunkt abzeichnet. Jeder, der reist, kennt ja diese Situationen, in denen gar nichts mehr klappen will und man sich fragt, was das alles soll…und dann, wenn man’s gar nicht erwartet, kommt ja meistens die Lösung angeflogen.

Wir werden mit einem Willkommensbierchen am Pool begrüßt, machen eine Führung durch den wunderschönen Garten, das gemütliche Haus und Heinrich eröffnet uns, dass er zwar am nächsten Morgen nach Santiago müsse, wir aber gerne alleine hier bleiben könnten. Das ganze Haus stehe uns zur Verfügung, das Verwalterehepaar würde sich um Haus und Garten kümmern. Er komme dann zu Weihnachten mit seiner Frau wieder und wir seien herzlich eingeladen, die Feiertage mit ihnen zu verbringen.

Das war ja ein Angebot zur rechten Zeit, eigentlich wie ein Lottogewinn: Mal längere Zeit an einem schönen Ort bleiben, selber kochen, ein toller Garten zum Lesen, Mails schreiben, endlich mal wieder schwimmen, denn der  Pool ist ziemlich groß. Einfach mal wo bleiben, die Atmosphäre dort genießen – innehalten.

Hier verbringen wir auch Heiligabend und den 1. Weihnachtsfeiertag, so wie wir das von Gomera gewöhnt sind: Tagsüber in der Sonne, unter Palmen abhängen, schwimmen und am Abend mit netten Leuten was Leckeres kochen. Der Kräutergarten lädt geradezu ein, tolle Salate zu machen! Sabine hat sommerliche Tischdekoration vorbereitet und dann gibt es ein Menü, zu dem jeder einen Beitrag leistet und alles schmeckt superlecker. Nebenbei auch ein kleiner Austausch von Kochrezepten und wir lernen “Pastel de Jaiba” kennen.

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Später am Abend genießen wir den chilenischen Sternenhimmel in der Therme sitzend, die Heinrich den ganzen Tag mit Holzfeuer beheizt hat.

In der Umgebung gibt es zwei nicht so bekannte Nationalparks, die wir in der Zeit hier erkundet haben. Während der Nahuelbuta im Vergleich zum Conguillo nicht so spektakulär ist, weckt der Parque Nacional de Laja ähnliche Begeisterung wie die Wüste oder der Torres del Paine – nur: hier sind sommerlich heiße Temperaturen und wir sind an diesem Tag wahrscheinlich die einzigen Touristen, zumindest begegnet uns über Stunden kein Mensch… Wer uns kennt, weiß, dass dies die optimalen Bedingungen sind, die uns an unseren “Wohlfühlpunkt” bringen werden…

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Aber bis es soweit ist: “Nur an der Überforderung kann man wachsen”

Stöhn! schnauf! He, du schwitzt ja! Ich will nicht mehr! Das ist ja viel steiler als der Hausberg auf Gomera! Kräftezehrender Aufstieg nennt man das im Wanderführer… und außer Geröll auch noch dieser staubfeine, rutschige Sand! Wir haben viel zu wenig Wasser für diese Strapaze und es ist, wie immer, viel zu spät für so einen Aufstieg! Und wozu das alles?

Kurz bevor Judith, die heute echt nicht in Form ist, aufgibt, tauchen erst die beiden Kondore, dann der Gletscher auf. Obwohl strahlender Sonnenschein ist, wirkt er zunächst gar nicht blauer als die Gletscher, die wir im Süden bei Regen gesehen haben – aber das Körpergefühl ist ein völlig anderes! Man hat den Aufstieg geschafft, ein Schluck Wasser und schon fühlt man sich wieder wohl, genießt die Sonne auf der Haut, ruht sich auf einem Felsen aus und genießt den Blick auf diese gewaltige, raue Landschaft.

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Ja, der Aufstieg hat sich gelohnt… jetzt noch ein Stückchen höher… vielleicht kann man sogar nach der nächsten  Ecke den Vulkan sehen?

Kann man, und er sieht toll aus!

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Und dieses riesige Lavafeld: schwer zu überqueren, vor allem mit strapaziertem Knöchel, egal, morgen kann man ja wieder am Pool entspannen. Wir balancieren über die Lava, die Steine bewegen sich mit hohlem Geräusch, und es ist schon ein irres Gefühl so nah an diesen Naturgewalten von Feuer und Eis zu sein. Richtig winzig und unbedeutend kommt man sich vor.

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Eine tolle Wanderung war das, hatten wir gar nicht so erwartet und für unseren Geschmack kann das mit Torres del Paine locker mithalten. Eine großartige Landschaft und heute exklusiv nur für uns!

Wir sind dann noch mal hier in diesen Park gefahren und haben noch weitere tolle Eindrücke dieser einzigartigen Natur erfahren können. Die Wasserfälle und die Blicke über den See mit weiteren schneebedeckten Ausläufern der Anden waren auch wieder spektakulär.

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Wir haben noch eine unvergessliche, wenn auch traurige Wanderung hier gemacht, aber das ist eine ganz andere Geschichte……. (der wir ein eigenes Kapitel widmen).

Weitere Ausflüge von hier haben wir dann noch an den Oberlauf des Flusses Bio-Bio gemacht, wo wir ein bisschen vom Lebensalltag der Pehuenche-Indianer mitbekommen haben. Wir nahmen eine Mutter mit 2 Kindern im Auto mit, die vom Einkaufen kamen und anstatt auf den Bus zu warten, sich zu Fuß auf den Weg in ihre 40km entfernte Siedlung gemacht hatten. Die ältere Tochter trug dabei das schlafende Kleinkind.

In diesem Gebiet entsteht gerade eine ganz eigene Form von Tourismus, denn man kann mit indianischen Führern auf Pferden 3 Tage durch dieses wilde Gebiet reiten und viel vom Lebensalltag der Menschen hier mitbekommen. Da uns 3 Tage auf dem Pferd nicht so geheuer sind, lassen wir dieses Abenteuer einmal aus….

Ansonsten ist die Infrastruktur hier sehr schlecht, es gibt kaum Geschäfte und die Campingplätze und Hütten sind supereinfach und nicht sauber, so dass wir gerne wieder in unsere schöne Unterkunft in Los Angeles zurückfahren.

Ein paar Bilder von unterwegs:

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Außerdem gibt’s hier in der Nähe noch den größten Wasserfall Chiles (Salto de Laja):

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Im Zauberreich der Araukarien

18 12 2010

Unterwegs in der Region der Seen zwischen Vulkanen und Urwäldern

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Nach einem Abend mit moderner klassischer Musik, gespielt vom Ahn-Trio, im beeindruckenden Teatro del Lago in Frutillar besichtigen wir am nächsten Morgen noch das Museo Colonia Aleman, das dokumentiert, wie die ersten deutschen Siedler ab dem Jahr 1850 in dieser Gegend Chiles gelebt haben.

Die Menschen kamen aus Verzweiflung und Hunger, brachen auf in eine total ungewisse Zukunft und nahmen die Strapazen einer Schiffsüberfahrt in Segelbooten rund um die gefährlichsten Gewässer der Welt (Kap Hoorn, Feuerland, Patagonien mit seinen Stürmen) auf sich. Sie fanden hier einen Urwald vor, der zunächst gerodet werden musste. Beeindruckend, wie gut sie sich organisierten und unabdingliche Gegenstände aus Deutschland importierten, so dass sie hier ihren deutschen Lebensstil wieder aufnehmen konnten. Die Ausstellung in Frutillar zeigt Wohnhäuser, eine Schmiede, eine Wassermühle und eine Scheune mit landwirtschaftlichen Exponaten. Sehr interessant!

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Dann geht’s weiter bei bewölktem Himmel und wir fahren in eine Unterkunft in der Nähe von Temuco, die von Helmut und Adela betrieben wird. Unser erster Tag führt uns in die Stadt, wo wir uns mit Carmen Luz, einer Schwester von Annemarie und Ingrid zum Mittagessen verabredet haben. Dort war es sehr schön und wir genossen ein weiteres Mal die chilenische Gastfreundschaft bei leckerem Essen und gutem Wein.

Der Rest vom Tag war eher bescheiden, es galt, Erledigungen zu machen, Kram mit unserer Versicherung zu regeln und für den nächsten Nationalpark einzukaufen (Fax geschickt – nicht angekommen, Kreditkarte funktionierte nicht, die Stadt war chaotisch) und wir sind völlig entnervt wieder in unserer Hütte auf dem Berg angekommen. Dabei hatten wir gar nicht bemerkt, dass sich das Wetter verbessert hatte und es richtig sommerlich geworden war.

Am nächsten Tag schien dann tatsächlich die Sonne und wir nichts wie los in den Nationalpark Conguillo, eine wirkliche Perle unter den eh schon tollen Landschaften Chiles. Hier gibt es riesige Araukarien und sogenannte Scheinbuchen, die in gemischten Wäldern zusammenstehen, das Unterholz aus Bambus und anderen exotischen Pflanzen lässt die Atmosphäre eines Zauberwaldes entstehen und nimmt einen ganz und gar gefangen. Wir klettern ca. 450m zu verschiedenen Aussichtspunkten über den See und haben endlich mal das Glück, freie Sicht auf den Vulkan Llaima zu haben. Er ist noch aktiv und das letzte Mal am 1. Januar 2008 ausgebrochen, hat dabei riesige Lavafelder hinterlassen. Im Park sind kristallklare Seen und wüstenartige Lavafelder, zartes Grün mischt sich mit farbigen Blumen, schwarzem Sand und darüber thronen gigantische Schneefelder, die mit ihrer schwarzweißen Musterung manchmal an Orcawale erinnern. Wir sind fast allein in diesem Park, einmal sehen wir eine Schulklasse, die einen Ausflug in diese schöne Natur macht, ansonsten Stille und Einsamkeit. Wir bekommen eigentlich Lust, dort am Seeufer unser Zelt aufzuschlagen, aber dann ziehen schon wieder Wolken auf und eigentlich ist es auch zu kalt für Sommer……

Am zweiten Tag im Park machen wir noch eine Wanderung durch den Wald zu einem weiteren See, der Vulkan hüllt sich wieder in Wolken und wir bleiben mit unserem Auto auf unpassierbaren Schotterstrecken stecken, so dass wir einen Umweg von 150km (natürlich über Temuco!) machen müssen, um wieder zu unserem Häuschen zurückzufahren, wo es dann ein spätes, aber selbstgekochtes Abendessen gibt.

Am nächsten Tag müssen wir nochmal nach Temuco, um die neue Kamera abzuholen, die inzwischen dorthin geschickt wurde (wieder mit Komplikationen, aber letztendlich erfolgreich) und dann verlassen wir diese für uns nicht so angenehme Stadt weiter Richtung Norden, der Sonne und dem Sommer entgegen, wie wir denken.

Um alle ein bisschen am Reiz von Conguillo teilhaben zu lassen, hier mal eine etwas größere Fotokollektion:

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Und noch mal Zauberwald: Parque Nacional Nahuelbuta

3 Tage später machen wir einen weiteren Ausflug in ein Gebiet mit Araukarien. Die Besonderheit hier: Die uralten Bäume (bis 2000 Jahre alt) wachsen in einer Kordillere zwischen dem Pazifik und den Anden. Höhepunkt ist der Aussichtsfelsen Pietra de Aguila, von dem man tatsächlich Chile in seiner ganzen Breite überblicken kann – vom Meer bis zu den Anden in Argentinien. Die Wege sind verschlungen und von Wurzeln durchzogen, Bambus ist wieder allgegenwärtig und die Geräusche werden jedem Urwald gerecht (man könnte auch eine Entspannungs-CD hier aufnehmen). Wir genießen diese tolle Wanderung, obwohl wieder Wolken aufziehen und wir vom kalten Wind überrascht werden. Aber der Wetterbericht sagt, dass der Sommer im Anflug ist…….

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Wieder in Deutschland !?

11 12 2010

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Habt keine Angst, so schnell rücken wir euch nicht wieder auf die Pelle!

So schnell ist hier nur die:

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Wir grüßen euch aus Frutillar, einem kleinen Ort am Ufer des Lago LLanquihue, der vor 150 Jahren von Deutschen besiedelt wurde. Hier haben sich viele Traditionen erhalten, an jeder Ecke gibt es “Kuchen” und heute Mittag werden wir in unserem “Hotel am See” ein schönes Gulasch essen. Der See ist etwa so groß wie der Bodensee und wir haben auch schon zwei (!) Segelboote darauf gesehen. Allerdings stehen hier alle in den Startlöchern für die Sommersaison, dann ist wohl alles ausgebucht und der Strand trubelig. Das fängt allerdings erst nach Weihnachten an. Wenn man über den See schaut hat man bei schönem Wetter wohl einen wunderbaren Blick auf den Vulkan Osorno. Dies war uns allerdings bis jetzt noch nicht vergönnt.

Und dann, später am Tag doch noch:

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Hier ist es immer noch zu kalt und wir werden mit unserem kleinen Nissan weiter Richtung Norden fahren…………



Mit dem Schiff von Puerto Natales nach Puerto Montt

11 12 2010

(Unsere erste “Kreuzfahrt”)

Nach unserer Rückkehr aus dem Torres-Park war es auf einmal ziemlich hektisch, da wir erfuhren, dass wir bereits am Montag auf dem Schiff einchecken mussten, das am Dienstag im Morgengrauen ablegte. Also buchten wir schnell unsere Kabine im Internet, mussten noch Wäsche waschen und Proviant einkaufen (der Tipp von anderen Reisenden war, die alkoholischen Getränke und Snacks für zwischendurch mitzunehmen). Abends gönnten wir uns ein Luxus-Essen im Restaurant “Afrigonia”, wohl eines der besten in Südchile (es gab Filetsteaks und ein Meeresfrüchte-Curry). Die Preise haben dann auch schon Frankfurter Niveau.

Am nächsten Tag packten wir die Koffer um und transportierten sie zum Hafen, wo sie schon tagsüber an Board gebracht wurden.

Noch ein Abschiedsessen in einem kleinen Lokal (Paila Marina – eine Suppe mit verschiedensten Meeresfrüchten und Fisch, lecker gewürzt mit Koriander und Chili) und dann ging’s auf das Schiff, dass dann einer schwimmenden Jugendherberge glich. Jeder belegte aufgeregt die zugewiesenen Betten, man schaute, wie die anderen Kabinen so aussehen (wir hatten z.B. eine ohne Fenster im Bauch des Schiffes – komisches Gefühl zunächst) und erkundete schnell die interessanten “Orte” an Bord wie Speisesaal, Bar und Bäder. Es herrschte eine sehr freundliche Stimmung und man lernte gleich viele Mitreisende kennen, die aus aller Welt kommen. Viele davon sind auch länger unterwegs und so gibt es immer wieder Gesprächsanlässe über die verschiedenen Stationen der Reisen.

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Die erste Nacht im Hafen war zwar ohne Schwankungen, wurde aber gestört durch die Kuhgeräusche, die von der Frachtebene der Fähre bis in die Kabinen drangen. (Dort sind jede Menge Kälber auf Viehtransportern eingesperrt.) Morgens dann das erste Frühstück und eine Einführung ins Bordprogramm: Es gibt jeden Tag Vorträge über Flora, Fauna und Landschaft, sowie einen kurzen Sprachkurs über chilenische Besonderheiten.

Am ersten Abend nach Fahrt unter tiefhängenden Wolken und Sicht auf schneebedeckte Felsen halten wir kurz an einem Gletscher, der ins Meer “kalbt” und genießen noch einmal die Nähe zur Antarktis. Die Temperaturen sind beißend und man kann nur rausgehen, wenn man alle Kleidungsstücke übereinander anzieht. Zudem pfeift wieder dieser Hammerwind ums Schiff, den man bei uns sicher als Sturm bezeichnen würde.

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Nach einem lustigen Abend in der Bar schlafen wir gut und gleiten in den zweiten Tag an Bord. Es wird endlich ein bisschen langweilig, wir lesen und schreiben am PC, sichten nochmal unsere Fotos und abends kommen wir in Puerto Eden an, einer Siedlung, deren einziger Außenkontakt unsere Fähre ist. (An Bord waren auch einige Indianer, die hier aussteigen).

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Dann geht die Fahrt raus aufs offene Meer und die Fähre beginnt bedenklich zu schwanken. Wir haben sicherheitshalber Pillen gegen Seekrankheit eingeworfen, die machen schön schläfrig und lassen uns die sehr heftige Fahrt gut überstehen. Nachts wachen wir von dem Geräusch auf, das die Möbel beim Hin- und Herrutschen durch den gesamten Speisesaal machen – irgendwie unheimlich.

Der dritte Tag verläuft wieder ruhig, denn wir fahren erneut in einen Kanal ein und kommen an tausenden Inseln vorbei, die dicht von Regenwald bewachsen sind. Von überall her tauchen Vögel auf, die uns ein Stück begleiten, auch Delfine sind zu sehen. Es wird wärmer, kurz kommt mal die Sonne raus aber meistens ist es grau und es regnet auch viel. Es gibt gemütliche Gespräche an Bord (z.B. mit Thomas, einem Mainzer, der auf Lanzarote wohnt) und wieder lesen und schreiben. Echt entspannend. Das Essen ist auch ok und wir haben ja gute Weinchen mit an Bord gebracht.

Am letzten Abend dann die Abschiedsfete (wird hier carreta genannt) an Bord, bei der sich Thomas zum “Bingo-King” entwickelt und den Hauptpreis, eine Fleecejacke von Navimag und eine Flasche Wein abstaubt. Anschließend dann die Disco (powered by Cubatas con Pampero!), wo wir zu den letzten in unserer Altersklasse gehören und uns kurz vor 2 Uhr morgens von der Tanzfläche verabschieden.

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Die Ankunft in Puerto Montt ist enttäuschend, es ist grau, regnet in Strömen und sehr kalt (naja, so um die 8 Grad). Wir essen am “berühmten” Fischmarkt Angelmo noch eine Paila Marina und ziehen weiter Richtung Europcar-Büro, um unseren Mietwagen für die Folgezeit in Empfang zu nehmen.

Es wird uns klar, dass diese gesamte Region für uns zwar schön zum Anschauen ist, dass wir aber wärmere und sonnigere Gegenden brauchen, um uns richtig wohlzufühlen und mit diesem Gefühl wollen wir jetzt den Sommer in der Mitte Chiles, wo es wieder viele Vulkane und vor allem unzählige Seen gibt, auf uns zukommen lassen.



Im Nationalpark Torres del Paine

11 12 2010

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???Nanu??? Schnee??? War da nicht was, von wegen einmal keinen Winter haben müssen???

Nein, ihr seid nicht im falschen Blog gelandet..es hat uns eiskalt erwischt…und.. ja, so kann der Frühsommer in Patagonien aussehen!

Sind bei Schneeregen mit dem Bus zum Torres del Paine Nationalpark gefahren und haben uns schon auf der Busfahrt gefragt, ob wir das wirklich wollen oder doch lieber auf die “Weicheiertour” mit Tagesausflügen umsteigen. Ihr seht, wir haben’s gewagt, die späteren Bilder zeigen: Ja, es hat sich gelohnt….obwohl es durchaus Phasen gab, in denen wir uns fragten, ob der Name Torres del Paine wohl aus dem englischen von “pain” abzuleiten ist? Vor allem, wenn man von Schnee und eisigem Wind so durchgefroren ist, dass man kaum noch die Finger bewegen kann….und das im Sommer!!!

Man sagt, in Patagonien hat man täglich alle vier Jahreszeiten und das stimmt auch- beinahe: für unser Gefühl sind es eher 3 Jahreszeiten, weil der Sommer, wie wir ihn definieren würden, ausbleibt.

Wir laufen also tapfer bei Nieselregen am Hotel del Paine los (Herbst) und schon bald kämpft sich die Sonne durch die Wolken (Frühling), strahlt die roten Blüten von rhododendronartigen Büschen an, wir genießen herrliche Blicke auf türkisfarbene Seen, eine unwirklich schöne Landschaft und nähern uns unserem 1. Etappenziel: den berühmten Torres del Paine, die man schon 1000mal auf Fotos gesehen hat. Tja, aber heute kommt nach dem Frühling nicht der Sommer, sondern es geht ruckzuck wieder zurück in den Winter, und wir erreichen bei dichtem Schneetreiben unser erstes Camp unterhalb der Torres.

“Happiness is not real, if not shared”. Ähnlich verhält es sich mit schwierigen Situationen: “Geteiltes Leid ist halbes Leid” und wir treffen auf viele nette Leute, es ist trotz der Kälte eine gute Stimmung im Camp. Einige junge Israelis zelebrieren ihr Hanuka-Fest, haben ihren Kerzenleuchter mitgebracht und singen jüdische Lieder…die Besetzung ist international…und einige Leute werden wir immer wieder im Park und auch auf der Weiterreise treffen.

Neben dem Zelten im Schnee machen wir noch eine neue Erfahrung: Wir sind noch nie in einem Nationalpark gewandert, in dem so viele Menschen unterwegs waren. Da es ja nur diesen einen Wanderweg gibt, “verläuft” es sich nicht. Es ist nicht wie im Pfälzer Wald, wo es nur auf den Hütten voll ist. Wer Einsamkeit sucht ist im Torres del Paine definitiv am falschen Ort!

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Nach harter, weil kalter Nacht, scheint am nächsten Morgen gnädig die Sonne, aber die Torres verstecken sich weiterhin hinter Wolken. Wir wandern weiter, wärmen uns im Refugio Chileno auf und dann folgt der Abstieg vom ersten Teil der berühmten “W”-Wanderung ( wir gehen das “W”übrigens “rückwärts” und fangen rechts an), die Kälte am ersten Tag hat viel Kraft gekostet und wir sind froh, dass wir einen relativ leichten Weg, ohne größere Aufstiege vor uns haben. Wir laufen durch schöne Landschaft, die Sonne wechselt sich mit Wolken ab, die Seen schillern blau, im Hintergrund schneebedeckte Bergspitzen..so wie man sich Patagonien vorstellt.

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Es gibt noch etwas Besonderes am Wandern im Torres: wir haben noch nie so viel geschwitzt und gleichzeitig gefroren beim Wandern. Man ist ständig am An-bzw. Ausziehen. Und immer wieder kann einem der eisige, starke Wind überraschen. Klar hat man sich informiert und vom starken Wind in Patagonien gehört und gelesen, aber wer es nicht erlebt hat, kann sich’s kaum vorstellen. Er kommt oft in Böen, man kann kaum noch atmen, bereitet sich mit festem Stand vor…und trotzdem hat es Judith einmal umgehauen und sie lag wie ein Käfer auf dem Rücken. Außer einem kleinen blauen Fleck auf der Hüfte ist aber diesmal nix passiert!

Schön ist es immer, wenn man ein Refugio erreicht, in dem man sich aufwärmen und dem Wind entziehen kann. Das Refugio del Cuernos ist besonders schön, mit Panoramafenster auf den Lago Nordenskjöld und heißer Dusche in beheiztem Raum, was man sehr genießt, bevor man sich wieder zum Schlafen ins windgepeitschte Zelt begibt.

Am 3. Tag  sind wir etwa an der mittleren Spitze des “W”, die Wanderung geht im Sonnenschein am See entlang und eigentlich sollte man ins Valle Frances laufen, zum Mirador für die Cuernos und tollen Blicken auf Gletscher, aber das Tal ist vor Wolken kaum zu sehen. Deshalb beschließen wir, ein “U” aus dem “W” zu machen und laufen weiter zum Refugio  Paine Grande, wo wir zwei Nächte verbringen werden.

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Das Camp dort ist sehr schön, direkt am Lago Pehoe gelegen und bei gutem Wetter hätte man Blick auf Cuernos, Torres und den See. Bei unserer Ankunft ist allerdings aus dem Frühling wieder Herbst geworden… wir bauen unser Zelt noch trocken auf der Wiese auf und dann beginnt der Regen, der von heftigem Wind begleitet wird. Das Refugio bietet allen Gästen eine tolle Bar, wieder mit Panoramafenster, und einer “Happy Sour”, wo wir uns mit Pisco Sour, verwöhnen…

Erstaunt, wie gut man bei so einem Wahnsinnswind im Zelt schlafen kann, starten wir den vierten Tag unserer “W”-Wanderung, bei der wir das “W” vollenden werden und laufen zum Grey-Gletscher. Das Wetter ist uns heute wieder wohl gesonnen und wir starten herbstlich, was dann zum Glück nicht chronologisch in den Winter, sondern in den Frühling übergeht. Es ist toll, mal ohne schweren Rucksack zu laufen und heute haben wir zeitweise bilderbuchmäßigen Wind, der dank des Gletschers, auch die perfekte patagonische, d.h. erfrischende, Temperatur hat. Wir hätten nie gedacht, dass auch bergab laufen recht anstrengend sein kann, wenn man gegen den Wind läuft. Zum Ausgleich wird man bei Rückenwind die steilsten Berge geradezu hochgefegt…da kommt man sich richtig fit vor!

Wir sehen unsere ersten mintfarbenen Eisschollen im Lago Grey schwimmen und dann auch den mächtigen Gletscher, der sich mit drei Zungen in den See zu drängen scheint. Dahinter – ein Meer aus Eis.

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Am Refugio Grey gehen wir zum Aussichtspunkt und dann kommt das, was irgendwann kommen musste: Thomas verdreht sich den Fuß, die Kamera fällt runter und vorbei ist’s mit dem fotografieren für heute. Schade, denn gerade der Rückweg dieser Tour, ist bei strahlendem Sonnenschein – …ja, man könnte fast von  Sommer sprechen -traumhaft schön. Wir trösten uns damit, dass man diese Gefühle eh nicht mit Fotos wiedergeben kann.

Der Rückenwind treibt uns voran, es ist nicht mehr so kalt, wir sehen endlich auch die vereisten Spitzen der Berge gegen blauen Himmel. Sie sehen aus wie ein Eisschloss – ohne kitschig zu wirken. Im Nachmittagslicht sieht der Gletscher noch beeindruckender aus, es ist wirklich eine atemberaubend schöne, fast surreale Landschaft. Man versteht schon, warum dieser Park ein unbedingtes “Muss” für jeden Wanderfreund ist.

Und jetzt kommen die Vorteile der Überbevölkerung dieses Parks, verbunden mit unserer hochtechnisierten Welt: Brad aus Canada schießt einige Bilder für uns und von uns, die er uns hoffentlich mailen wird. Thomas kämpft sich leicht humpelnd die 12 km Rückweg bis zum Camp, abgelenkt von den wunderschönen Blicken. Dort erwarten uns die Cuernos und die Torres, die man heute bei blauem Himmel bewundern kann (dekoriert mit “UFO-ähnlichen” Wolken). Wir leihen uns von einem der zahlreichen Wanderer die Kamera, stecken unsere Speicherkarte rein und können nun endlich die heißbegehrten Fotos mit blauem Himmel machen.

Unser letzter Wandertag war ein richtiges Highlight, das am Abend mit Blick auf “Torres-Glühen” bei Pisco Sour in der Bar seinen Abschluss findet.

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Am nächsten Morgen packen wir schnell unser Zelt ein, bevor der Regen einsetzt. Dann fahren wir mit dem Schiff über den Lago Pehoe, sehen die tolle Bergkulisse nun  wieder aus einer anderen Perspektive, bevor wir in den Bus steigen, der uns wieder nach Puerto Natales bringt.



… und wieder nach Norden

6 12 2010

Und zwar mit diesem Schiff:

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Sind gestern ziemlich erschöpft, aber glücklich von unserer Wanderung um die Torres zurückgekommen und haben direkt die Fahrt von Puerto Natales nach Puerto Montt mit der Navimag-Fähre gebucht. Das bedeutet 4 Nächte und 3 Tage an Board, vorbei an Gletschern und durch die Fjorde Patagoniens. Da dieses Schiff nur einmal in der Woche fährt, müssen wir heute schon an Board und alles ist ein bisschen hektisch. Aber dann haben wir ja 3 volle Tage Zeit, um zum Beispiel einen Bericht über die Wanderung zu schreiben…

Hier die Streckenführung:

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Auf jeden Fall ist es hier unten zu kalt für einen längeren, entspannten Aufenthalt und deshalb freuen wir uns auf wärmere Gefilde.

Soweit der kurze Bericht, ab 10.12. sind wir wahrscheinlich wieder in Internet-Nähe und dann folgt der nächste Eintrag.



Vom Norden in den Süden

1 12 2010

Das war ein toller Flug von Antofagasta nach Punta Arenas. Der erste Teil war wie ein unendlicher Flug über einen Grand Canyon. Im Vordergrund die kargen Wüstenberge und hinten die Anden, teilweise schneebedeckt. Ab und zu ein fruchtbares Tal, in dem der Wein bis an die Hänge wächst.

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Dann der Schock: Bei eiskaltem Wind steigen wir in Punta Arenas aus. Verbringen dort den Montag und bleiben meistens im geheizten Hostel. Kochen abends Ratatouille und essen mit anderen Gästen aus Deutschland und der Schweiz. Das Thema des Abends: Die Wanderung im Nationalpark Torres del Paine.

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Und jetzt sind wir schon in Puerto Natales und morgen früh geht es los: Geplant sind 5 Tage und 4 Nächte mit dem Zelt das berühmte “W” wandern. Bei Kälte und eisigem Wind versuchen wir durchzuhalten. Das Essen ist gekauft, die Rucksäcke gepackt. In ca. einer Woche kann man hier lesen, ob wir es geschafft haben und wie es uns ergangen ist.