Eine kurze Reise durch Laos und ein Stopover in Chiang Rai (Thailand)

24 12 2022

(8.12. – 18.12.) (18.12. – 22.12.)

 

 

 

 

 

 

Schon vor 6 Jahren standen wir in Pu Chi Fa, Nordthailand, auf einem Felsüberhang, der über laotisches Gelände ragte und schauten im Morgengrauen über die nebligen Läufe des Mekong weit in das Land hinein. Damals, mit Heli und Kwan unterwegs, passte es nicht in unser Programm,  das Land zu besuchen und die 40$ Visagebühren hätten sich für einen Tagesausflug nicht gelohnt. So sollte es nun am Ende dieser Asienreise zumindest für Thomas möglich sein, einen besseren Eindruck von dem einzigen Land in Südostasien ohne Meereszugang zu bekommen:

Nachdem wir uns am Flughafen in Saigon getrennt hatten, ging es für mich weiter mit einem ca. dreistündigen Flug in die Hauptstadt Vietiane. Die erste Überraschung gab es schon unterwegs, denn die kleine Propellermaschine (ca. 80 Plätze) setzte zur Zwischenlandung in Pakse an. Dort hieß es: raus aus dem Flieger, Visum beantragen und Einreisestempel für das Land erhalten. Danach hatte ich bei dem 30-minütigen Stopp sogar noch Zeit für 4$ eine Simkarte für die nächsten 2 Wochen zu erwerben und sie in meinem Handy wieder zu aktivieren, so dass ich direkt bei Landung online ein Taxi ordern konnte.  Unglaublich, diese Asiaten…..
Angekommen am späten Nachmittag wurde ich vom netten Fahrer, der totaler Fan von deutschem Fußball ist, in mein Loft gebracht, das ich über Airbnb gemietet hatte. Kurz das Gepäck abgestellt ging’s los, die Stadt zu erkunden. Einen besseren Moment hätte ich nicht wählen können, denn in der Sonnenuntergangsstimmung schlenderte ich durch einen Park mit Outdoor-Zumba und anderen sportlichen Aktivitäten, um schließlich am Mekongufer anzukommen. Dort füllten sich vor rotgefärbtem Himmel die Terrassenrestaurants und der Vergnügungspark und der Nachtmarkt langsam zum Leben.

Ich aß einen Fisch in einer ziemlich großen, biergartenähnlichen Kneipe mit Bühne und Livemusik (akustisch gespielte laotische Schlager). Erstaunt wurde ich angeschaut, als ich – wie in Bali üblich – der Band eine Spende auf die Bühne gebracht habe. Später noch ein Beerlao in einer coolen Bar und dann erschöpft ins Bett.
Der nächste Tag war voll mit Aktivitäten und ich musste auch noch die Weiterreise Richtung Norden organisieren. Zunächst mit dem hauseigenen Fahrrad zur Mopedvermietung. Dann zur französischen Bäckerei, ein Superfrühstück genießen. Anschließend ins Shopping Center,  ein Zugticket für den nächsten Tag buchen. Hier wäre ich fast gescheitert, doch im letzten Moment half mir ein netter Laote mit seiner Bezahl-App, eine Fahrkarte für 7.30h am nächsten Tag zu ergattern.

Eindrücke von der Stadt:

 

 

 

 

 

Danach noch Baguette mit Chevrette und ein Glas Rotwein, bevor es mit dem Moped zum ca. 30km entfernten Buddha Park ging. Hier in tollem Ambiente am Fluss gibt es eine Sammlung teils überdimensionierter Figuren und eine von innen begehbare Stupa, in der Darstellungen von Himmel und Hölle aus buddhistischer Perspektive zu betrachten waren.

 

 

 

 

 

 

Schon am Eingang traf ich Tim,  einen 18-jähriger Freiburger, der sich vorgenommen hatte, das Jahr nach seinem Abi mit Reisen in Asien zu verbringen. Seinen ursprünglichen Plan,  mit dem Fahrrad nach Nepal zu gelangen,  musste er aufgrund der politischen Lage im Iran aufgeben und er hat frustriert sein Rad von Georgien in die Heimat zurückgeschickt. Jetzt tingelt er so durch die Lande und versucht die Zeit zu überbrücken, bis man in Nepal nach dem Winter wieder Touren gehen kann, denn er ist begeisterter Bergsteiger. Wir beschlossen,  den Park gemeinsam zu erkunden und ließen uns von der Vielfalt und Einzigartigkeit der Anlage verzaubern. Unser Gespräch ergab,  dass wir die gleichen Reisepläne hatten und ich bot Tim an, das jeweils freie Bett in meinen Doppelzimmern zu belegen, um ein bisschen Geld zu sparen. So verbrachten wir zunächst 3 Tage in Luang Prabang  und nochmals 3 Tage weiter nördlich am Nam Ou Fluss zusammen.  Doch der Reihe nach:
Nach dem Buddha Park ging es zunächst ins örtliche Freibad zum trainieren und anschließend erkundete ich das Nachtleben von Vientiane, was sich als nicht sehr aufregend entpuppte.  Immerhin gab es einen Club mit Livebands und man konnte bei Cuba Libre den guten alten Oldies lauschen (mal wieder).

Pool der Swimming Association of Laos

Am nächsten Morgen dann das Erlebnis Zugfahrt: Mit chinesischer Staatshilfe gebaut verbindet die Zuglinie die wichtigsten Städte von Laos und ist gedacht als Neuinterpretation der Seidenstraße. Gleichzeitig ist es ein Zeichen der Dominanz und der wirtschaftlichen Einflussnahme durch China in der Region.  Der Zug soll später alle Länder in Südostasien verbinden und bis nach Singapur fahren . Die Laoten haben nun den Salat, denn durch diese Maßnahme und den Bau von 11(!) Staudämmen zur Stromgewinnung sind sie hoch verschuldet und wirtschaftlich wohl auf unabsehbare Zeit den Chinesen verpflichtet. Zu all dem empfand ich die Maßregelung und Gängelung durch die Mitarbeiter und die ganze Atmosphäre rund um die Züge sehr gruselig, es gab mir aber einen kleinen Eindruck davon,  wie sich das Leben in China wohl anfühlen muss . Da habe ich wirklich keine Lust drauf,  das noch intensiver zu erfahren.
Für mich als Tourist war es natürlich superangenehm in einer knappen Stunde an meinem Ziel Vang Vieng anzukommen, anstatt stundenlang in einem klapprigen, hoffnungslos überfüllten Local Minivan die gleiche Strecke zurückzulegen. Angekommen in der bei älteren Reisenden als Partyzentrale verschriehenen und von Backpackern gefeierten Kleinstadt, nahm ich zuerst das tolle Ambiente meines Gartenbungalows und die tolle Gastfreundschaft meiner Airbnb Gastgeberin, Nout, wahr.

Ausgestattet mit Moped und Frühstück zog ich danach los, die Reisterassen, Berge, Fluss- und Seenlandschaft der Umgebung zu erfahren und in einer der 6 Blue Lagoons zu schwimmen. Dabei gab’s noch Tempel,  Höhlenbesichtigung und zum Sonnenuntergang einen Viewpoint mit herrlichem Blick über die exotische Landschaft und einer Foto-Orgie von Backpackern und thailändischen Touristen. Skurril auf der Felsspitze ist das Motorrad mit einer zugehörigen laotischen Flagge,  auf dem man epische Fotos für die Ewigkeit schießen kann.

 

 

 


Abends dann noch eine kurze Runde durch viel zu laute Bars,  Hostels mit Pool Party und den allgegenwärtigen Fußballübertragungen – das hat alles nicht viel mit Laos zu tun. Am nächsten Morgen das Kontrastprogramm: eine gemütliche Kajaktour auf dem zum Glück sauberen und plastikfreien Nam Xong Fluss mit Bierpause an einem der vielen schwimmenden Restaurants,  die zum Glück an diesem Sonntagmorgen auch von vielen Einheimischen genutzt wurden.

Nout bringt mich nachmittags zum Bahnhof und ich befinde mich 45 Minuten später in Luang Prabang, wo der öffentliche Minibus mich direkt zu meinem Hotel bringt und ich nur 15 Minuten später mit dem hoteleigenen Fahrrad meine erste Stadterkundung starten konnte. Ich hatte schon in Erfahrung gebracht, dass das Tamarind das beste Restaurant in Luang Prabang sein soll und ich wurde nicht enttäuscht. Hier kocht man mit den besten Zutaten fantasievoll und sehr lecker. Meine Kombination aus drei verschiedenen Salaten (Fisch, Bambus und Papaya) war unbeschreiblich und exzellent abgestimmt mit frischen Kräutern und Gewürzen. Dazu gönnte ich mir seit langem mal wieder eine Flasche Rotwein von Montes, Chile.

Ich wollte eigentlich nicht mehr so viel rumfahren und versuchte den Tag entspannt in der Stadt zu verbringen. Ließ mir eine Massage geben und setzte mich ans Mekongufer zum Mittagessen mit herrlichen Blick. Nachmittags kam dann Tim aus Vang Vieng  und wir buchten eine sogenannte Sunsettour auf dem Fluss. Die Mekong Swan war dann mangels anderer Touristen ein Privatboot für uns. Wir tranken mit den Besitzern ein Bierchen und genossen den sich rotfärbenden Himmel mitten auf dem Fluss.

Das Abendessen war schon wieder ein Höhepunkt: Nachdem wir eine Bambusbrücke überquert hatten, saßen wir in lauschiger Tropenatmosphäre  beim laotischen Barbecue und genossen Wasserbüffel vom Grill und verschiedene Gemüse mit einer Nudelsuppe. Das Nightlife von LP ist sehr begrenzt,  weil alle respektieren,  dass morgens ab halb sechs die Mönche durch die Straßen gehen und ihre Almosen erbitten. Leider ist das Ganze inzwischen zu einem Touristenspektakel verkommen und die japanischen, thailändischen und chinesischen Reisegruppen kaufen den sticky rice, den sie dann den Mönchen übergeben. Auf der anderen Straßenseite stehen dann die Fotografen und machen tausendfach Bilder und Videos von dem Geschehen – Bild mit Mönchen,  ein Muss in dieser Stadt. Die Männer in ihren leuchtenden Gewändern bekommen inzwischen so viel gespendet, dass sie es umgehend in bereitstehende Körbe wieder entsorgen. Sowas passiert halt, wenn Tourismus und Geschäftestüchtigkeit stärker sind als die bestehenden Strukturen und Gebräuche. Wir schauten uns das ganze natürlich trotzdem an und kamen zu dem Schluss, dass die morgendliche Atmosphäre in der Stadt zu beobachten schöner ist, als den „Vorgang“ in der Straße der Mönche selbst zu erleben.

 

 

Im Laufe des Tages mieteten wir noch mal Mopeds, um ca. 20 km nördlich der Stadt eine Höhle am Fluss zu besuchen. Die Besonderheit ist die Sammlung von ausrangierten Buddhafiguren, die hier sozusagen zu ihrer letzten Ruhestätte geführt werden. Man kann die Höhle nur mit dem Boot erreichen und auf der Rückfahrt überredeten wir den Bootsfahrer für kleines Geld eine extra Runde durch herrliche Felsen auf dem Fluss zu drehen, um weitere Eindrücke von dieser tollen Landschaft zu bekommen.

 

 

Anschließend mussten wir unbedingt noch die außergewöhnlichen und überall empfohlenen Wasserfälle von Kuang Si besichtigen,  was uns wiederum ca. 20km südlich der Stadt führte. Wohlorganisiert wird man mit Elektrofahrzeugen den Berg hoch geshuttelt, wo man dann in einem halbstündigen Rundgang die Wasserfälle und die sich nach unten ausbreitenden terrassenförmigen Becken besichtigt. Es gibt auch noch ein Bärenrefugium, in dem aus Fallen gerettete Bären gefangen gehalten werden. Der Sinn hat sich uns nicht ganz erschlossen.
Höhepunkt war natürlich das Bad in dem etwa 20 Grad kalten, türkisblauen, kristallklaren, transparenten Wasser.


Abends ging es zum Abschluss in LP noch mal ins Tamarind, wo ich die Kombination aus Cabernet Sauvignon und frittierten Frosch probieren wollte. Ausser dass nicht sehr viel Fleisch dran war, kann ich nur sagen: köstlich. Gut gewürzt und durchgebraten!
Am nächsten Morgen wurden wir dann von einem tuk-tuk abgeholt und zur Busstation gebracht. Dort lernte ich dann zum ersten Mal den wahren öffentlichen Verkehr in Laos kennen. In einem ziemlich runtergekommenen Minivan steckte man 16 Erwachsene und vier Kinder, das Gepäck wurde in einem riesigen Berg auf dem Dach angehäuft und wer keinen Sitzplatz hatte, musste sich mit einem kleinen Höckerchen zufrieden geben.

So tuckerten wir dann durch die kurvenreiche Landschaft mit Strassen voller Schlaglöcher und kamen  nachmittags in Nong Khiaw an, wo wir ein Hotel mit Flussblick gebucht hatten. Nach einem kurzen Spaziergang zur Orientierung im Ort sassen wir dann abends bei einem Franzosen am Lagerfeuer und liessen uns mit Lasagne und Rotwein und endlosen Oldies verwöhnen.
Da wir die Abfahrt des öffentlichen Bootes am nächsten Morgen verschlafen hatten, mussten wir ein privates Boot chartern , was natürlich das siebenfache gekostet hat, aber es hat sich gelohnt. Bei der Ankunft in Muang Ngoi wurde mir sofort klar, dass dies der ideale Ort zum Entspannen ist. Kinder spielen am Ufer, Hühner rennen durcheinander und scharren im Sand, ab und zu kommt mal ein Boot vorbei. Sonst nichts. Tim und ich paddeln mit dem hoteleigenen Kayak ein paar hundert Meter flussaufwärts und lassen uns auf einer Insel nieder.  Das Wasser ist klar und lädt zum Baden ein, es gibt sogar einen Sandstrand. Unser Ning Ning Guesthouse hat ein gutes Restaurant und wir hängen am Ufer mit herrlichem Blick auf Fluss und Berge rum.  Abends gibt es tatsächlich in der einzigen Dorfstraße ein paar Kneipen und in einer wird sogar Gitarre gespielt.  Der Besitzer ist ein junger Schwede, der mit einer laotischen Frau viele Kinder hat, und sie betreiben das „Penny’s“ gemeinsam.  Außerdem fährt er noch in die umliegenden Hilltribe Dörfer um den Einheimischen bei der Einrichtung von kleinen Solaranlagen zu helfen,  damit sie Licht haben und vor allem ihre Handies laden können, (um dann mit der Bezahl-App ein Päckchen Zigaretten für 30 Cent zu kaufen – verrückte Welt!).

 

 

 

Biertransporter

Hahntransporter

Mit dem Kayak Richtung China

Auch das: Kriegsmunition als Wanddeco

 

Immer viele Kinder im ländlichen Laos

Am nächsten Tag verabschiede ich mich von Tim, lasse mir noch eine Massage geben, um die Zeit zu überbrücken.  Ab 4 bin ich dann unterwegs in Richtung Thailand. Mit dem Tuktuk in einer Stunde an die Hauptstraße, dann etliche Stunden warten in einer Kneipe, wo es in der Auslage nur Frösche, Heuschrecken, Innereien und Knochen mit Fett zu sehen gibt.  Nachdem die Kellnerin uns auch gebratenes Fleisch aus der Küche gezeigt hat, das okay aussah, beschlossen ich und einige Mitreisende doch eine Nudelsuppe mit Einlage zu bestellen, die dann überraschend lecker schmeckte. Gestärkt ging es gegen halb 10 in den Sleeper Bus (designed wie ’ne Disko) , der mich unter sehr beengten und extrem holprigen Umständen in 10 Stunden an die thailändische Grenze brachte.

Dort hatte mir mein laotischer Tourguide, Sinxai, ein Rundum-Sorglos-Paket organisiert. Ich wurde in einem privaten Auto über die Grenze kutschiert und schließlich am ausgemachten Treffpunkt in Chiang Rai rausgelassen, wo Kwan schon auf mich wartete.  Einen Cappuccino später war ich schon auf dem Weg zu meinem Hotel,  das sie für mich gebucht hatte. Mal wieder mit Pool und Fitnessstudio,  ganz nach meinem Geschmack.  Das Doppelzimmer mit Frühstück kostet hier sagenhafte 16€. Kwan nahm mich noch mit zu ihrem kleinen Schnellrestaurant, wo ich leckeren Pad Krapao bekam und dann ihren Motorroller ausleihen konnte, mit dem ich die nächsten 4 Tage ausgiebig die Stadt und Umgebung erkunden konnte. Vieles kannte ich schon von vor 6 Jahren,  wo wir mit Kwan und dem sehr vermissten Heli die gesamte Gegend um Chiang Rai erkundeten (siehe  Blog Februar 2017). Neu waren für mich der Blaue Tempel, der unangenehme Rotlichtbezirk („Mister,  come massage..“) und der Besuch beim Zahnarzt,  wo ich für ca. 40€  2 neue Füllungen bekam.

Ein schönes Abendessen im Kitschrestaurant am Fluss (@waterfront, Mae Kok) und ein Ausflug in die grünen Berge mit Besuch einer Hortensienfarm und Blick auf den Doi Chang waren noch schöne Dinge,  die ich mit Kwan (mit ihrer Schwester Jan und deren 6-jährigen Sohn Teejay) unternehmen konnte, bevor sie mich zum Flughafen brachte.

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Auf der Teufelsinsel: Con Dao

7 12 2022

(26.11 – 6.12.)

Vom kleinen Flughafen werden wir ins Garden House gebracht und dort vom 13-jährigen Doan empfangen, der die nächsten Tage unser Dolmetscher sein wird. Das Familienhotel hat einen liebevoll gepflegten Garten, der direkt an den Urwald angrenzt, wo nicht nur die papayastehlenden Affen hausen, sondern auch ein 4G Mobilfunkmast steht (take this, deutsche Digitalminister!). Dort serviert uns die Mutter Tuyen einen Willkommenskaffee/ Tee mit Obst. Unser Moped steht schon bereit und wir schauen uns den Ort und die beiden Strände bei Sonnenuntergang zwischen den Inseln an.

Wir haben nicht viel Zeit, denn um 18 Uhr sind wir mit Dao und Tuyen zum vietnamesischen Abendessen verabredet. Auf Nachfrage werden noch 3 Bier aus dem Kühlschrank eingepackt und wir fahren mit 2 Mopeds zum Restaurant. Dort gibt es Vietnamese Pancake, eine Art Crêpe, der mit geraspelter Papaya, Karotten, Fleisch und Shrimps gefüllt ist. Dazu ein Teller mit Salatblättern, verschiedenen Kräutern, Reispapier und Schälchen mit einer süßsauren Soße. Tuyen zerteilt den Crêpe mit den Stäbchen und dann wird alles in ein Reisblatt gewickelt und in die Soße, die man mit Chili verfeinern kann, getunkt. Diese Art zu essen trifft auch auf gegrillten Fisch zu, wie wir ein paar Tage später feststellen werden. Wir haben etwas unsere Mühe, ersetzen Stäbchen durch Löffel und Gabel, schälen die Shrimps vorm Einwickeln…aber es schmeckt sehr lecker. Das Bier gießen wir in ein Glas, das mit einem riesigen Eisblock gefüllt ist.

Am nächsten Morgen fahren wir ins „Infinity“, eines der beiden als westlich angegebenen Restaurants, zum Frühstück mit süßem Pancake und English Breakfast und bekommen dort die Info für den schönsten Strand der Insel. 

Wir wollen uns auf der Insel umschauen, vielleicht doch lieber ein Hotel mit Pool und Fitness haben, da das Wetter sehr instabil ist und ein längerer Strandaufenthalt oder Schwimmen mit klarer Sicht nicht möglich erscheint. Auf der Fahrt kommt dann doch die Sonne raus und man bekommt eine Vorstellung wie schön diese Insel und das Wasser sicher außerhalb der Regenzeit sind.

 

 

Abends gehen wir in ein Live-Seafood-Restaurant und bestellen uns einen gegrillten Fisch, den wir nun professionell mit Reispapier, in das auch Reisnudeln gewickelt werden, verspeisen.

Careful what you choose – big Fisch is watching you!

Am nächsten Morgen sieht es nicht nach Regen aus, also Badesachen einpacken und mit dem Moped, geleitet von Goggle Maps, zum Bai Dam Trau Strand, der an einem Ende der Landebahn des Flughafens liegt. Es ist eine sehr schöne kleine Bucht, wenn man es durch die zerfallenen Buden und Müll zum Strand geschafft hat.

Wir schwimmen eine Runde und als wir zurück kommen erwischen wir eine Affenbande, die gerade dabei ist, unsere Tasche nach Essbarem zu durchsuchen. Pech gehabt, wir haben nur Wasser und Regenponchos dabei, die ihnen gar nicht passen würden. Leider merkt Judith dann beim Mittagessen, dass sie wohl eine Qualle gestreift und eine allergische Reaktion ausgelöst hat, die sie noch eine Weile mit Jucken und Brennen begleiten wird.

 

Die Affen Rasen durch den Wald…

 

An unserem letzten Abend im Garden Haus werden wir von der Familie zum Grillen eingeladen und es gibt nur Fisch und Meeresfrüchte. Sie sind wirklich sehr gastfreundlich und mit Hilfe von Doan und dem Zeigen von Fotos aus der Heimat, kriegen wir ansatzweise einen schönen kulturellen Austausch hin. Vor unserer Abreise unterstützt Thomas die Familie sogar beim Schmücken der oberen Zweige des „Weihnachtsbaums“.

Unsere letzten 4 Tage auf Con Dao verbringen wir im „Secret“, einem 4-Sterne Hotel mit Pool, Fitness mit Meeresblick, und auch in Anbetracht des regnerischen Wetters war dies die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Nach all den Wochen genießt Judith die Möglichkeit eines continentalen Frühstücks mit Müsli, Croissants und Käse, während Thomas sich von dem netten Kellner Phuk (Fu) in die verschiedenen Arten des vietnamesischen Frühstücks einweisen lässt.

 

 

Wir machen Sport und Yoga, lernen dort in der Fitness den malaiischen Manager Eugene kennen, nehmen am Abend noch einen Drink in der Bar und genießen die erstaunlich lockere, freundliche  Atmosphäre im Hotel mit netten Angestellten wie Bao und Anh. Wir werden dort Zeugen unzähliger Fotoshootings, vermutlich ein wesentlicher Grund für viele Vietnamesen in diesem schönem Ambiente Urlaub zu machen.

Wir nutzen den Regentag um die Geschichte Con Daos, die jeder Vietnamese kennt, zu erforschen. Hier wird sowohl die französische als auch die amerikanische Besatzung aufgearbeitet. Die grausamen Folter- und Haftmethoden, ursprünglich für Verbrecher und später meist politische Gefangene, werden in für uns fragwürdiger, aber extrem anschaulicher Weise dargestellt. Traurige Berühmtheit haben die von den Franzosen entwickelten „Tigercages“ erlangt, in denen die Gefangenen zusammengepfercht oft bis zum Tode litten.

Puppen, die das harte Leben der Häftlinge darstellen. Gut oder nicht?

 

Nach 1975 fing das heutige Leben auf der Insel an und die Menschen hier wirken sehr entspannt und zufrieden. Das liegt vielleicht daran, dass das Bewusstsein der schlimmen Zeiten zwar allgegenwärtig ist, aber man sich heute auch auf die Schönheit der Natur der Insel konzentrieren kann und das Leben insgesamt leichter und unbeschwerter geworden ist.

Wir machen einen Ausflug mit einer kleinen Wanderung durch den Urwald, deren Startpunkt am Ende eines langen einsamen Sandstrands liegt und merken, dass zur Erhaltung der Schönheit noch viel zu tun ist. Wir machen Fotos vom Müll am Strand und stellen uns vor, wie schön es wäre, wenn es eine Räumungsaktion mit Schulklassen gäbe. Dies ist dann nochmal Anlass für ein Gespräch mit dem Hotelmanager, der unsere Fotos interessiert entgegen nimmt und das Thema beim nächsten Meeting mit der Inselregierung zur Entwicklung einbringen will. Insbesondere unseren „Lehrervorschlag“ findet er sehr gut und wir denken an Kaya und den Ansatz der „Schule der Nachhaltigkeit“ in Frankfurt.

Con Dao war für uns, trotz bescheidenen Wetters, ein schöner Ruhepunkt zum Abschluss unserer gemeinsamen Zeit auf dieser Asienreise.

Wir kehren für 2 Nächte nach Saigon ins „Goldview“ zurück, genießen den Stadtausblick vom 33. Stock und schließen den Kreis mit einem Treffen mit Hung und Phung, die wir in der Mekong Lodge kennengelernt haben. Und stellen nochmal fest, Saigon ist eine sehr interessante,  aber auch anstrengende Stadt.

 

      

 

 

Am 8.12. gehts um 6 Uhr zum Flughafen und dann trennen sich unsere Wege bis Weihnachten. Judiths führt nach Frankfurt und Thomas reist nach Laos.  Er wird zum Abschluss in Thailand noch einen Besuch bei Kwan, Helis Witwe, machen und am 23.12. nach Hause kommen.

Merry Christmas aus Vietnam!

 

Sogar Ho-Chi-Minh winkt uns zum Abschied!

 



Schon mal was von Qui Nhon gehört?

7 12 2022

(22.11. – 28.11.)

 

 

Eine Stadt,  von der wir nichts wissen und die nur bei den wenigsten Vietnam Touristen auf dem Plan steht?  In der absoluten Nebensaison? Warum sollte man da hinfahren? Für uns ganz einfach: Unser Freund Jim und seine Freundin Ha Linh haben diesen Ort als Treffpunkt vorgeschlagen.  Sie waren beide selbst noch nie dort und hatten gehört,  dass es in der nahen Umgebung schöne Strände und Attraktionen geben soll. Wir also bei Airbnb ein Apartment gebucht: 19. Stock Hochhaus.  Ganz modern mit Pool und Fitnessstudio auf dem Dach im 40. Stock.  2 Schlafzimmer,  2 Bäder, Küche, TV,  Waschmaschine für 39€ die Nacht? Warum nicht? Das Altara Gebäude stellte sich dann als nicht ganz so perfekt raus,  vor allem weil der Pool gerade renoviert wurde und unser Blick durch trübe, ungeputzte Scheiben auf das arg verschmutzte Hafenbecken zeigte.

 

Nichtsdestotrotz lebten wir uns gut ein, folgten Ha Linh auf ihrer Suche nach den besten Seafood Restaurants der Stadt. Ein gutes Seafood Restaurant bedeutet in 1. Linie frisch und frisch heißt: lebendig, ohne Frage nach dem „Tierwohl“. Es gibt eine Riesenauswahl an verschiedensten Muscheln, Fischen und Schalentieren ( Papageienfische, Moränen, Elefantenrüsselschnecken, Fächerkrabben), deren Namen man oft nicht kennt und alles hat auch hier durchaus hohe Preise.  Das Ambiente des Restaurants spielt eine Nebenrolle. Am Wasser ist gut, wie das Wasser riecht oder aussieht, egal. Die Kellner müssen springen, das Dosenbier muss eiskalt sein, der Meeresfrüchte müssen viele sein und es stört auch keinen, dass es laut zugeht wie in der Vereinskneipe nach erheblichem Alkoholgenuss oder dass die bereits verlassenen Tische sofort abgeräumt und die Stühle aufeinander gestapelt werden. So lecker der Hummer schmeckt, die Calamari wünscht man sich als Europäer geputzt, den Fisch vollständig ausgenommen und ein bisschen Sehnsucht nach Terrazzino oder gegrilltem Fisch von Neşo kommt da schon auf.

 


Wir bummelten täglich durch die sehr gepflegten Parkanlagen und Strandpromenaden, wurden an jeder Ecke mit Videoübertragungen von der WM konfrontiert (und mussten so das Debakel der „Mannschaft “ gegen Japan live verfolgen).

Oft dachten wir in dieser Stadt: Aha, so planen die Vietnamesen also die Zukunft des Tourismus in ihren aufstrebenden Regionen.

Ein deutlicher Aktivitätsschub trat nach 3 Tagen ein, denn wir zogen um ins nächste Apartmenthaus, diesmal in den FLC Seatower mit Meeresblick zentral in Qui Nhon (sprich oui njon) gelegen.  Einen großen Unterschied machte der Kontakt zu Mr. Minh, dem 32jährigen Manager der Apartments. Schon vor Ankunft hatte er alles für uns organisiert (per WhatsApp wurden unsere Wünsche abgefragt), Roller standen bereit  und Restauranttipps waren übermittelt. Er kam jeden Tag auf einen Chat, wollte sein Englisch verbessern und brachte einmal sogar seinen süßen Sohn mit, der mit 3 schon alle Farben auf Englisch sagen konnte. Das sind die wirklich tollen Begegnungen auf unseren Reisen.

Nun durch Scooter mobil konnten wir die umliegenden Strände und kleinere Fischerdörfer erkunden: Bai Xep mit dem coolen Hostel „life’s a beach“ und Ky Co, ein abgelegener Strand auf einer Halbinsel,  das letzte Stück nur mit Shuttlebus erreichbar.

Born to be wild?

 

 

Außerdem hatten wir direkt neben der Unterkunft das wohl coolste Café der Stadt, den 69 Pub. Hier gab es jeden Abend Accoustic live music plus Cocktails und auch Thomas war eingeladen,  ein paar Songs zu spielen.  Die Song Auswahl für junge Leute krass: von Elvis über Paul Anka bis Sinatra – alle Crooner dabei.  Zum Abschluss gab’s „Stand by me“ als Duett von Trang, einer blonden 25jährigen Uniabsolventin in Englisch und „Mr. Tom“, dem deutschen Geronten…..(ông gia). Hat Spaß gemacht und auch Jim war glücklich,  mal wieder Musik aus seiner kulturellen Sozialisation zu hören.  Es geht halt nix über Oldies, wahrscheinlich die Musik unserer Zeit,  die die Leute am meisten zusammen bringt.

Ein besonderes Essenserlebnis war noch die Fischsuppe „lau ca keo“, in die lebendige kleine Aale aus einer Plastiktüte geschüttet wurden (Deckel auf dem Topf ist hier ganz wichtig, sonst springen sie im Todeskampf raus), was bei uns dann doch zu entsetzten Gesichtsausdrücken geführt hat,  während Ha Linh vergnügt und genussvoll die sardinengroßen Fischlein mit Haut und Kopf verspeiste.
Dazu lernten wir in der „Foodstreet“ noch die leckeren vietnamesischen „Pizzas“ (Ban Xeo) kennen, die dann am Ende mit allen möglichen Kräutern und Gemüse als Röllchen im Reispapier landen.
Unser Gesamteindruck in dieser Stadt: Von vietnamesischer Tradition hin zu Miami Beach Lifestyle braucht es nur wenige Jahre. Insgesamt scheinen die meisten Bewohner das zu genießen und wirken recht zufrieden.

Containershipwatching, auch hier

Nach der schönen gemeinsamen Woche mit Jim und Ha Linh,  guten Gesprächen und freundschaftlichen Gefühlen, ging es für die beiden zurück nach Hanoi,  während wir uns über Saigon mal wieder auf eine kleine Insel propellern ließen: Con Dao.